Sollte man die eigenen Kinder zwingen wenn sie etwas nicht machen möchten?

12 Antworten

Ich kann mich an keine Situation / Begebenheit erinnern, in denen ich meine beiden Mädels jemals hätte zwingen müssen, etwas zu tun oder zu lassen. In der ganzen Erziehungszeit habe ich nicht einmal ein Verbot ausgesprochen und sehr ungern "Nein" gesagt. Wenn ich wirklich mal etwas abschlagen musste, dann haben die beiden eine kurze, knappe Begründung bekommen. Meine Mädels folgten aus Einsicht und nicht aus Furcht vor Strafe.

Meine beiden haben von mir schon sehr früh Eigenverantwortung bekommen, so konnten sie ab dem Zeitpunkt, an dem sie selbständig aus ihren Bettchen raus- und reinkrabbeln konnten, selbst über ihr Schlafbedürfnis entscheiden. Wenn die beiden müde wurden, dann legten sie sich einfach schlafen oder baten darum, ins Bett gebracht zu werden.

Alles, was meine Mädels, ihren Körper, ihren Lebensweg selbst betraf, habe ich sie auch selbst entscheiden lassen. Sie hatten ihr Leben selbst in der Hand. Daraus erwuchs zwar manch zusätzlicher Weg, aber es war ihre Entscheidung, mit der sie dann auch leben mussten. Zweimal grätschte der Vater in ihre Schulwegsentscheidungen hinein, weil er meinte, so etwas können Kinder nicht selbst entscheiden und das nehmen ihm die Mädels noch heute übel. Ich kannte und kenne keine anderen Kinder, die schon in so frühen Jahren Verantwortung für sich und andere übernommen haben, die sich stets für Schwächere einsetzten, ihnen beistanden, für Wahrheit und Gerechtigkeit eintraten.

Bei uns gab es kein Rumgeschreie oder gar Drohungen, auch redete ich gar nicht viel, sondern ließ Handlung und logische Konsequenzen sprechen. Beispiel: Wir wollten zum Einkaufen fahren. Es war Sommer, die Sonne schien warm und das Auto war entsprechend aufgeheizt. Beide Mädels saßen auf dem Rücksitz in ihren Kindersitzen. Ich forderte die beiden auf, sich anzuschnallen. Mosert die Vierjährige rum: »Warum muss ich mich anschnallen? Das ist blöd, viel zu heiß und unbequem! Ich will mich nicht anschnallen!«

Da wir direkt an einem Feldweg fast ohne Verkehr wohnten, holte ich mein Mäuschen nach vorn auf den Beifahrersitz. Meine Kleine strahlte. Ich nahm etwas Fahrt mit dem Auto auf und bei knapp 30 km/h begann ich sehr kontrolliert zu bremsen und verstärkte die Bremsung immer weiter, bis der Wagen zum Stehen kam. Schwupp! Saß mein Mädel unten im Fußraum und rieb sich die Stelle am Kopf, mit der sie ganz leicht gegen das Armaturenbrett gestoßen war. Der kleine Mund stand vor Schreck offen. Sie vergaß sogar das Weinen. Ich schaute meinem Mädel direkt in ihre blauen Augen: »Weißt Du jetzt, warum du dich anschnallen sollst?« Wortlos nickte Tochter, sich die kleine Beule reibend. Es gab nie wieder Diskussionen über das Anschnallen. Die jüngere Schwester probte erst gar nicht den Aufstand. (Probiere das aber nur, wenn Du Dein Auto unter völliger Kontrolle hast, nicht dass Dein Kind nachher mit einer Gehirnerschütterung oder gar einem Schädelbruch im Krankenhaus landet!)

Ich weiß gar nicht, warum so viele Eltern so viele Probleme mit Ihren Kindern haben. Bei uns ging es liebevoll, locker, fröhlich, mit sehr viel Freiheit und Vertrauen zu.

Gesprochen wurde stets auf gleicher Augenhöhe. Ich schützte die Würde meiner Kinder, indem ich sie so gut wie nie vor Fremden maßregelte. Gab es ein Fehlverhalten, dann wurde darüber im Hause unter vier Augen in aller Ruhe gesprochen, in dem nur das Verhalten kritisiert wurde, aber nie das Kind selbst. Deshalb hatten meine beiden auch keine Angst, mit ihren großen und kleinen Problemen zu mir zu kommen, denn sie wussten, dass ich niemals schimpfen, sondern immer lösungsorientiert agieren würde. So hatte ich Kinder, die friedlich, freundlich und höflich waren.

Meine Mädels sind durch alle Entwicklungenstufen ohne Probleme gegangen. Keines von meinen Kindern hatte eine Trotzphase, denn sie brauchten mir ihre Selbständigkeit nicht abzutrotzen. Ich ließ ihnen einfach Freiraum, ohne sie ständig zu gängeln. Wenn andere Mütter weinend an meinem Kaffeetisch saßen und sich über ihre pubertierenden Kinder beklagten, konnte ich immer nur mitleidig mit dem Kopf schütteln, denn all diese Probleme hatte ich mit meinen beiden nicht.

Die beiden halfen ohne Murren im Haushalt und Garten, erledigten diszipliniert ihre Hausaufgaben, lernten für ihre Arbeiten, sodass ich mich darum nicht kümmern musste. Wenn sie Hilfe brauchten, dann forderten sie diese ab.

Also nein, ich habe meine Kinder niemals zu etwas gezwungen. Brauchte ich auch gar nicht.


GandalfAwA  22.10.2024, 15:32

Tolle Antwort. 😊🙏💖

tachyonbaby  22.10.2024, 15:56
@GandalfAwA

Ich danke Dir.

Eltern vergessen immer wieder, dass Kinder 80 % über Imitation und Identifikation lernen.

Also - liebe Eltern - lebt Euren Kindern vor, wie Ihr sie gern hättet. Wer respektvolle, freundliche, höfliche, dankbare, lernfreudige Kinder haben möchte, muss es ihnen nur vorleben. So einfach funktioniert Kindererziehung!

Wenn Kinder in den eigenen Eltern kein Vorbild sehen, suchen sie sich Vorbilder woanders. Dann kleistern sie ihre Wände mit Fotos von Stars und Sternchen voll. Wenn Euer Kind das tut, habt Ihr - liebe Eltern - versagt!

Ich erziehe meine Kinder und da gehören auch mal Entscheidungen dazu, die den Kindern nicht gefallen

Darüber wird gar nicht diskutiert, das haben sie so hinzunehmen.

Ja natürlich!

Warme Kleidung

Schule

Bei Rot stehen bleiben

Usw...

Da ist es egal was das Kind will.

natürlich nicht generell.

Wer sowas Pauschalisieren will vergisst das man alles erzwingen kann auch Sex.

Wenn's richtig ist was..

Zähneputzen z.B, zur Schule gehen.. Ja.