Sollte ich meinen Therapeuten wechseln?
Hallo!
Folgende Situation: Ich bin seit ca. 1 Jahr und 3 Monaten in Therapie aufgrund vieler traumatisierender Erlebnisse in meiner Vergangenheit. Ich mag meine Therapeutin auch, sie ist sehr freundlich und ich mag es, dass meine eigene Meinung auch Wert hat und es einem nicht so vorkommt, als würde sie einem etwas aufzwingen wollen. (Das Gefühl hatte ich bei meiner alten Therapeutin) Nur kann ich mich nach all der Zeit immernoch nicht richtig öffnen. Ich kann meine Gefühle nicht erzählen, meine Gedanken und Sorgen oder "Probleme" und Erlebnisse. Ich habe das Gefühl wir sind immer auf der selben Stelle und kommen nicht weiter. Da sie eine Kindertherapeutin ist und ich bald aus dem Alter raus bin, wo man zu diesen gehen kann, muss ich mir in etwa 7 Monaten eh einen Therapeuten für Erwachsene suchen. Sollte ich also jetzt schon die Therapie beenden und mir jemand neues suchen? Ich will nicht vor Situation weglaufen, nur weil etwas nicht funktioniert, aber ich kann mich einfach nicht weiter öffnen und frage mich nach jeder Stunde: "Wo ist der Sinn hiervon?"
Ich kann übrigens nicht mal diese Sorgen mit meiner Therapeutin besprechen, da es mir irgendwie sehr schwerfällt, deshalb frage ich euch.
10 Antworten
Nein, wenn du 21 Jahre alt wirst, wird die Therapie weiterhin finanziert, weil du vor deinem 21. Lebensjahr den Antrag gestellt hast. Hast du denn das Gefühl, dass du dich auf deine Therapeutin einlassen kann, dass du dich verstanden fühlst und du gut aufgehoben bist. Hast du das Gefühl, dass da kein Vertrauensverhältnis ist?
Liebe Grüße Nil96
Das ist sehr schwer von außen zu beurteilen. Keiner von uns kennt dich oder deine Therapeutin, wir wissen nicht einmal, ob du dir hier selbst etwas einredest...manchmal sieht man selbst die mini-kleinen Fortschritte gar nicht und erwartet viel mehr in kurzer Zeit als möglich ist.
Ich kenne auch nicht deine Traumatisierungen. Bestimmt haben sie auch mit demThema Vertrauen zu tun. Also ist es möglicherweise so, dass das alles eine Frage der Zeit ist. Die Zeit heilt ja bekanntlich alle Wunden.
Auch im Leben ist es so, dass man für manche Dinge sehr viel Geduld braucht.
Du kannst in jedem Fall deine Therapie unterstützen, indem du für dich zuhause Tagebuch schreibst und dir deine Gefühle (auch in Bezug auf deine Therapeutin) bewusst machst. Oft kommt erst beim Schreiben mehr Klarheit...und vielleicht hilft es dir, diese Klarheit dann auch in deine Therapie zu bringen.
Es geht darum, herauszufinden, was DIR wirklich gut tut, was DU wirklich willst. Das kannst nur du ganz allein herausfinden. Kein Außenstehender und kein Therapeut.
Ich wünsche dir dabei viel Erfolg...und viel Geduld!
Hallo, wie schon gesagt wurde, wenn du willst, dass dir geholfen wird, dann musst du dich beim Therapeuten öffnen, sonst hat ja alles keinen Sinn. Am wichtigsten ist auch, dass du ihm vertraust. Das scheint aber wohl zur Zeit nicht der Fall zu sein, wenn du schon sagst, dass du nicht alles erzählst.
Dann kann die Therapeutin dir auch nicht weiter helfen, denn sie weiß ja nicht, um was es überhaupt geht. Es liegt also alleine an dir, da ist es egal wer dein Therapeut ist. Du solltest auch immer bedenken, ein Therapeut kann dich nicht gesund machen, er kann dir nur helfend zur Seite stehen, indem er dir rät, was du tun sollst um von diesem Trauma wegzukommen, bzw. damit umzugehen, dass es dich nicht mehr belastet.
Doch real umsetzen musst und kannst nur du alleine, indem du schon mal mit kleinen Schritten beginnst. Das zu tun ist nämlich das einige, das zum Erfolg führt. Dafür brauchst du viel Kraft, Mut und Durchhaltevermögen, aber du schaffst das, wenn du wirklich willst.
Wenn du dich bei deiner jetzigen Therapeutin nicht mehr öffnen willst, weil du sowieso wechseln willst, dann brauchst du gar nicht mehr dorthin zu gehen. Aber zu einem Therapeuten für Erwachsene auch nicht, wenn es bei ihm das Gleiche ist. Wenn du dich aber wirklich öffnen willst, dann kannst du dir schon mal einen Termin geben lassen, denn auf den muss man oft Monate warten.
Doch denke noch einmal gut darüber nach, wie du es am besten machst, denn es geht nur um dich. Versuche den Sinn des Öffnen zu verstehen, dann fällt dir die Entscheidung bestimmt etwas leichter. Ich wünsche dir jedenfalls viel Glück und Erfolg
nein, da siehst Du etwas falsch. Eine Therapie macht man als Alkoholkranker nach dem körperlichen Entzug, nicht vorher!
gerade in Trauma- und Verhaltenstherapien ist der Sinn, erstmal Vertrauen, eine Basis und einen Zugang zu den Gefühlen zu schaffen.
Ja, aber nicht als Selbstzweck, sondern um zu erreichen, dass man an den Problemen arbeiten kann. Dazu ist ein schrittweises Öffnen unerlässlich. Therapie ist DEINE Arbeit, der Therapeut kann die nicht für Dich erledigen, Dir nur das Handwerkzeug geben und an Deiner Seite sein.
Das ist richtig. Wenn sich jedoch nach einem Jahr und drei Monaten Bemühungen, der Zugang nicht öffnen lässt, dann ist das ja nicht von heute auf morgen, sondern man muss sich dann doch selber sagen, dass nur ein großes Hindernis den Zugang versperren kann.
Und solange das nicht beseitigt wird, bleibt auch der Weg gesperrt. Du weißt das selber auch und ich weiß, wie schwer das für dich ist. Doch dabei kann dir niemand anders helfen, als dich ermutigen, dich zu überwinden.
Mit der Suche solltest du schon jetzt anfangen, da so etwas immer sehr viel Zeit in Anspruch nimmt.
Wenn du allerdings, bei der Therapeutin wo du jetzt bist, jetzt schon nicht das Problem ansprechen kannst, was sagt dir das du das bei einem neuen Gesicht kannst. Versuche es zu einer Therapiestunde zu machen, das ganze zu thematisieren. Du kannst es ja hier aufschreiben. Also mach dir einen Zettel und versuche es auch in einer Sitzung. Sie ist doch nett, wie du sagst.
Gut gelingen
Wenn du glaubst - ich tue es nicht - dass du das bei einem anderen Therapeuten kannst, dann mach es. Ich aber glaube, dass deine Schwierigkeiten , dich zu öffnen, Teil deiner Symptomatik ist und das wird sich bei einem anderen Therapeuten nicht ändern.
Ich kann übrigens nicht mal diese Sorgen mit meiner Therapeutin besprechen, da es mir irgendwie sehr schwerfällt
Therapie bedeutet harte Arbeit und genau auch darüber zu reden, was einem schwerfällt. Wenn du nur über das reden kannst/willst, was leicht ist, dann bleibt dir nur der Wetterbericht. Man muss sich in einer Therapie halt auch immer etwas überwinden. Daraus besteht die Arbeit des Patienten.
Und ich glaube nicht, dass sich diese Haltung bei dir bei einem anderen Therapeuten ändert. Auch der beste Therapeut der WElt kann dir die harte Arbeit in der Therapie nicht abnehmen. Die musst DU machen!
Wie ich bereits erklärt habe, ist die Bereitschaft zur Therapie vorhanden, nur kann man nicht verlangen, dass sich ein Mensch öffnet, wenn genau da das Problem liegt. Ein Alkoholiker der zur Therapie geht, will auch etwas an seinem Leben ändern, trotz, dass er immernoch Alkohol trinkt. Nur weil er nicht von heute auf morgen aufhört und dabei Hilfe braucht, heißt es nicht, dass er nicht aufhören möchte. Ich habe bereits einige Therapeuten kennengelernt und niemand verlangt, dass man sich öffnen muss, gerade in Trauma- und Verhaltenstherapien ist der Sinn, erstmal Vertrauen, eine Basis und einen Zugang zu den Gefühlen zu schaffen.