Sollte die Sargpflicht abgeschafft werden und eine Bestattung bzw Verbrennung auch in einem Betttuch zulässig sein?
10 Antworten
SWR Radio
Freitag, 29. Januar 2021
Prof. Norbert Fischer, Kulturwissenschaftler und Sterbeforscher. Forscht zu den Themen Tod und Trauer, Friedhof und Bestattung.
Durch Corona ist der Tod näher ins Bewusstsein gerückt. Für Norbert Fischer ist der Tod tägliche Arbeit. Denn er forscht und publiziert zur Geschichte und Gegenwart von Friedhof, Bestattung, Tod und Trauer. Und er sagt, warum es sinnvoll ist, über das Lebensende zu sprechen und wie man dem Tod gelassen entgegentreten kann. Norbert Fischer ist Professor am Institut für Empirische Kulturwissenschaft an der Universität Hamburg. Sein persönlicher Leitsatz: Carpe Diem, nutze den Tag. Indem er versucht, abends in einem ideellen Tagebuch Rechenschaft vor sich abzulegen, hilft es ihm, Leben und Sterben zu bewältigen. Zudem forscht er zur maritimen Kultur und Geschichte an der Nordseeküste und der Metropolregion Hamburg. Der Sozial- und Kulturhistoriker Norbert Fischer ist zu Gast in SWR1 Leute.
Warum nicht? Ich persönlich fände das gut! Allerdings ist der Sargzwang für die Bestatter ein todsicheres Geschäft! Von daher steht zu vermuten, dass sich die Kommunen zu einer Änderung ihrer Friedhofssatzungen eher weniger bereit erklären werden. Ausnahmen bestätigen aber wie immer die Regel! Einzelne Kommunen bieten aufgrund der hohen Nachfrage bereits Gräberfelder für unsere muslimischen Mitbürger an, welche sich meines Wissens aus religiösen Gründen nur in einem Leinentuch und mit Blick nach Osten beerdigen lassen?!
Näh, glaube nicht! Die einheimische Holzproduktion liegt punkto Wirtschaftlichkeit fast darnieder.
Wenn die Holzproduzenten und Schreinereien für die Sarghersteller Holz liefern können, ist die Sargpflicht bei der gegenwärtigen Corona-Sterberate ein nicht zu unterschätzendes wirtschaftliches Momentum, das es zu nutzen und auch künftig beizubehalten gilt!
An der Holzproduktion sollte es nicht liegen. Überall werden Fichten gefällt und es stapelt sich ihr für Särge nutzbares Holz.
Nein. Zu unserer europäischen Kultur gehört die würdige Bestattung im Sarg. Ein Betttuch ist gut für das Bett, aber nicht für eine Bestattung.
Danach wird nicht gefragt. Oder soll demnächst die Müllabfuhr statt das Bestattungsauto kommen?
Wenn es günstiger wäre und die Angehörigen und aus dem Testament nichts anderes hervorgeht, nicht dagegen haben, wieso nicht?
Ich glaube kaum, dass es eine Sargpflicht wegen wirtschaftlichen Interessen gibt. Und ich verrate euch: Hinter Blumenkränzen bei der Beerdigung steht auch nicht die Blumen-Lobby.
Es geht hier vorallem um hygienische Aspekte. Nicht für den Toten, dem kann's wurscht sein, sondern für die anderen.
Wenn du gestorben bist, fängst du irgendwann an zu "safteln", wie sie es in Österreich sagen. Ich erspare mir jetzt genauere Erläuterungen. Jedenfalls fängt der Sarg diesen Saft auf, so dass er nicht gleich in die Erde läuft oder ins Krematorium.
Überleg mal, zu wieviel Prozent du aus Flüssigkeit bestehst. Das läuft alles raus. Und bei einem großen Friedhof sind das da schon etliche Liter, die da so am "safteln" sind, die alle direkt ins Erdreich und womöglich ins Grundwasser sickern würden.
"Blick nach Osten" geht nicht. Es ist die Ausrichtungder Leiche gen Mekka.