Sollte Deutschland wieder eine Vermögenssteuer einführen?

7 Antworten

Sie wurde 1996 geszrichen. Warum? Weil Sie keinen Sinn ergab. Warum? Jeder 2.te zahlte keine. Der Rest nur kleckerlesbeträge. Der Verwaltungsaufwand war zu groß und brachte nichts ein. Problem: Als Arbeitnehmer kommst in aller Regel nicht zu solchen Reichtümern. Und Selbstständige, in welcher Form auch immer, haben so viele Abschreibungsmöglichkeiten, daß selbst Finanzbeamte angehalten sind, den Gleichheitsgrundsatz zu verletzen: Wenn 10% der Arbeitnehmer kontrolliert werden, muß dies eigentlich auch entsprechend bei Reichen passieren. Da aber die Kontrolle eines Millionärs, aufgrund eben der komplexen Abschreibemöglichkeiten, den Aufwand übersteigt, den die Überprüfung von 1000 Einkommensteuererklärungen, sind Sie dazu angehalten. Wie sonst kommen so groteske Geschichten wie Hoeness oder Schilling, Schwarzer oder die regelmäßigen SteuerCDs zustande? Die Gelder flossen bei Hoeness z.b. übers Konto. Sollte der Fiskus ja mitbekommen - bei dir bekommt er es ja auch mit... Also, solange das Steuerrecht ist, wie es ist, macht es wenig Sinn.

Deutschlands Vermögen sind mittlerweile überwiegend nicht durch Arbeit sondern Erbe entstanden. Diese Vermögen vermehren sich selbstständig und die Kluft zwischen Reichen und der Mittelschicht wächst ständig. Da Vermögenssteuer durch Investitionen in nicht börsennotierte Unternehmen steuerlich begünstigen, hätte sie auch eine positive Steuerungsfunktion.

Deshalb bin ich für eine Vermögenssteuer und vor allem eine Erbschaftssteuer. Selbstverständlich muss gewährleistet werden, dass Unternehmen nicht in die Insolvenz getrieben werden. Aber wer ohne Leistung zu erbringen an Geld kommt, der sollte dafür ab einer bestimmten Höhe (ca. 1 Million €) auch Steuern bezahlen.

Das Hauptproblem hierbei ist, dass Vermögen nicht unbedingt als Bargeld im Safe liegt sondern in Grunsatücken oder noch schlimmer im gewerbe gebunden ist. Das Finanzamt will aber cash, wodurch viele vermögende sehr schnell nicht mehr liquide sind und quasi zwangs enteignet werden würden. Hier müsste eher die Kapitalertragssteuer in Hinblick auf Spekulationsgewinne überarbeitet werden, oder aber man muss eine gesetzliche Möglichkeit finden, dass barvermögen und in Sachwerte gebundenes Vermögen unterschiedlich behandelt werden kann.

Die Vermögensteuer ist 1996 ausgelaufen, nicht ohne die damit verbundenen Steuerausfälle auszugleichen. So wurde die Grunderwerbsteuer von 2 auf 3,5% fast verdoppelt. Zwischenzeitlich genehmigen sich einige Länder einen Satz von 6,5 % und liegen damit fast beim ermäßigten Umsatzsteuersatz von 7 % allerdings ohne Vorsteuerabzugsmöglichkeit.

Stefan Bach: In Deutschland leben die meisten superreichen Eigentümerfamilien eine Unternehmenskultur, die auch der breiten Bevölkerung nutzt: Gerade die größeren mittelständischen Unternehmen sind das Rückgrat der deutschen Wirtschaft, sie stärken den Wettbewerb mit den Großkonzernen, schaffen Arbeitsplätze in der Fläche und kümmern sich meistens um ihre Leute und Region. Zudem halten sie Banken und Investmentgesellschaften weitgehend aus ihren Unternehmen heraus und finanzieren die Investitionen über Eigenkapital - was die Anfälligkeit in Finanzkrisen oder bei Spekulationsblasen verringert. Das fällt ihnen dann bei einer klassischen Vermögensteuer auf die Füße, die ja das Eigenkapital belastet - auch dann, wenn das Unternehmen Verluste schreibt. Daher soll man damit vorsichtig sein, zumal sie auch kompliziert zu erheben ist.