soll der kolumbus tag gefeiert werden oder sollte getrauert werden, da versklavung usw. die folge war?

3 Antworten

Meiner Meinung nach gibt dieser Tag keinen wirklichen Anlass zum feiern. Um dir meine Meinung zu erläutern, versuche ich einmal die Geschichte dieses Tages zusammen zu fassen. Am 12. Oktober 1492 "entdeckte" Kolumbus Amerika. Dies war der Beginn der blutigen Conquista, zu der Kolumbus auch seinen Teil geleistet hat. Daher ist die Person Kolumbus zwar eine sehr bemerkenswerte Figur in der Weltgeschichte, jedoch definitiv kein reiner Held. Der 12. Oktober wurde Anfang des 20.Jahrhunderts vom faschistischen Diktator Franco in Spanien zum Nationalfeiertag, dem Día  de Hispanidad (Tag der Hispanität) erklärt. Franco wollte damit besonders die großartige Rolle von Spanien unterstreichen, welche das Land seiner Meinung nach in der Weltgeschichte eingenommen hatte. Besonders nach dem 500. Jahrestag der "Entdeckung" Amerikas begann eine kontroverse Diskusion. Viele Menschen mit indigenen Wurzeln empfinden es als Beleidigung, dass der Beginn der Conquista als Anlass zum feiern genommen wird. Der Umgang mit dem 12. Oktober unterstreicht wie sehr einseitig unser europäisches Weltbild doch ist. Der 12. Oktober wird als Tag der "Entdeckung" bezeichnet, obwohl dort bereits eine Hochkultur blühte und der Beginn der Conquista, welche Europa durch den Dreieckshandel (Sklaven aus Afrika nach Amerika, und Güter von Amerika nach Europa) zu mehr Wohlstand verholfen hat, wird gefeiert ohne groß einen Gedanken daran zu verlieren, was all dies für die indigene Bevölkerung bedeutet hat und immer noch bedeutet. Allein der Kultur- und Identitätsverlust, welche auf diesem Wege entstanden sind, würden mir als Grund reichen diesen Tag nicht zu feiern; ganz zu schweigen von der blutigen Ausbeutung des Landes und der Menschen. Dass der Tag aus Protest 2002 in Venezuela in Día de la Resistencia Indígena (Tag des Indigenen Widerstands) umbenannt wurde, begrüße ich daher.

Auf der menschlichen Ebene ist die Antwort klar: eigentlich müßte getrauert werden um die MiIlionen Opfer und die Auslöschung vor-kolumbianischer Kulturen und deren Wissens! 

Aber die normative Ebene spielt keine Rolle in der Weltgeschichte. Geschichte wird immer von heute nach rückwärts geschrieben. Der Kolumbustag ist erweiterter Gründungsmythos vieler Gesellschaften/Staaten in Nord- und Süd- Amerika. Ein solcher Mythos wird gepflegt! (Obwohl nach dem 2. WK diesbezüglich einiges umgewertet wurde - wissenschaftlich und politisch) 

Dennoch ist dieses Motiv des Kolumbus-Day : "Vor der Landnahme war der amerikanische Kontinent von dummen, unkultivierten Barbaren besiedelt" - die europäischen Invasoren brachten das Licht und die Aufklärung"  eben immer noch Teil besonders des nordamerikanischen Selbstverständnisses- aber auch noch in vielen Teilen Südamerikas, weil dort die Nachkommen der europäischen Einwanderer bis heute die Elite bilden! 

Veranschaulichung am Rande: Der Film Apocalypto von Mel Gibson gibt genau das Motiv wieder! : Vor Kolumbus: Grausamkeit, Gottlosigkeit, Chaos, Unbarmherzigkeit...... bis endlich die Anlandung der Europäer mit dem Kreuz die Gefahr auflöst, untermalt durch kräftige Musik: "jetzt kommt die Rettung für die Seelen Amerikas"              

Zum Feiern besteht wahrlich kein Anlaß, das ist auch die staatliche Haltung Boliviens, Ecuadors, Venezuelas und Kubas, der ich mich ausdrücklich anschließe.

Trauertag wäre abwegig, am besten man ignoriere die Landung Kolumbus in Amerika, diesen Unheilsboten.