Sohn (knapp 4 Jahre) hat keine Freunde

26 Antworten

Zunächst einmal möchte ich Dich ein wenig beruhigen - ich denke nicht, dass grundsätzliche Erziehungsfehler der Ursprung des Problems sind, da Eure Tochter, die Ihr ja auch erzieht, offensichtlich "unauffällig" ist. Die Probleme Eures Sohnes allerdings lassen mich ein wenig hellhörig werden, zeigt er noch andere, etwas ungewöhnliche Verhaltensweisen ? In das von Euch beschriebene Bild würde u.a. passen :

  • Er hat ausgeprägte Spezialinteressen, die weit über ein „normales Maß“ der Beschäftigung hinausgehen ( er ist nahezu besessen von z.B. Autos, Eisenbahnen, Werkzeugen oder Steinen usw., die Möglichkeiten sind hier nahezu unbegrenzt), er beschäftigt sich nahezu ausschließlich damit, spricht auch kaum von etwas anderem und lässt sich in seinem Redefluss durch nichts bremsen
  • Er vermeidet Körperkontakt
  • Er vermeidet Blickkontakt
  • Er beharrt auf Einhaltung von Ritualen, ganz gleich, wie unsinnig diese sind (Beispiel : Kartoffeln müssen immer links auf dem Teller liegen, das Kopfkissen muss immer auf die gleiche Art und Weise aufgeschüttelt werden usw.)
  • Er reiht die Dinge, mit denen er sich beschäftigt sorgfältig vor sich auf
  • Er hat kein Interesse an Rollenspielen (Cowboy, Astronaut, Superman usw.)
  • Beim Spielen mit anderen Kindern kommt es immer wieder zu Problemen, da er die Regeln nicht akzeptiert / (versteht)
  • Er hat Probleme bei der Kontaktaufnahme mit Gleichaltrigen, da er die falschen Mittel wählt (hattest Du ja schon geschrieben : „dass er sein Kontaktbedürfnis allerdings bei Kindern nicht in positive Bahnen lenken kann.), er kann nicht verstehen, warum er auf Ablehnung stösst
  • Es fehlt ihm an (altersangemessener) an Empathie, d.h. dem intuitiven oder unmittelbaren Verständnis für die Gefühle anderer Personen
  • Es besteht eine offensichtliche Diskrepanz zwischen hoher Intelligenz und Defiziten im sozialen Bereich (wie Du ja auch schon geschrieben hast : „Er erscheint uns sozial 2 Jahre zurück und kognitiv 1 Jahr voraus zu sein“)
  • Er muss ausgiebig beruhigt werden, insbesondere, wenn Dinge verändert werden oder schief gehen
  • Er interpretiert Bemerkungen wörtlich (Beispiel : Er wird er durch Redewendungen wie 'sich warm anziehen müssen', 'Blicke, die töten können' oder 'jemandem die Augen öffnen' verwirrt.)

Sollten einige dieser Verhaltensweisen auf Euren Sohn zutreffen, rate ich Euch, mit ihm einen Facharzt für Kinder- und Jugendpsychiatrie aufzusuchen (keine Angst, klingt schlimmer, als es ist !) , da es Symptome für das Asperger-Syndrom sein KÖNNTEN. Sollte die Diagnostik negativ ausfallen – umso besser ! Im positiven Fall seid Ihr früh genug dran, um ihm jedmögliche Unterstützung zukommen zu lassen, leider ist das nicht die Regel, da die Kinder oftmals erst lange nach Beginn der Schule diagnostiziert werden und dann oftmals schon eine „Leidenszeit“ hinter sich haben, weil sich vorher niemand so recht „einen Reim darauf machen“ konnte, da das Asperger-Syndrom erst 1993 als eigene Diagnose in das ICD-10 aufgenommen wurde Hier noch ein Link, der Euch vielleicht ein bisschen weiterhilft, auch wenn er natürlich keine professionelle Hilfe ersetzt :

http://www.aspiana.de/attwoodtest.htm

Wie auch immer es bei Euch ausgeht : Auf jeden Fall ein dickes Lob, Ihr seid einfühlsame Eltern, die sich nicht scheuen, um Rat zu bitten, selbst auf die Gefahr hin, auch einige schlicht gestrickte und wenig hilfreiche Pauschal-Antworten zu bekommen – da hat es Euer Sohnemann schon gut getroffen und Ihr werdet das Problem (welches auch immer) bestimmt lösen können ! Ich hoffe, ich konnte ein wenig weiterhelfen, drücke Euch ganz fest die Daumen und würde mich freuen, wenn Ihr schreiben würdet, was daraus geworden ist .


feli74 
Beitragsersteller
 11.07.2010, 17:15

Vielen Dank für Deine Hilfe. Ich habe schon von diesem Asperger-Syndrom gehört und nun auch diesen Test gemacht (recht herzlichen Dank!!)und glaube nicht, dass es das ist. "Soziale und emotionale Fertigkeiten" gemäß des Tests passen haargenau, auch hat er sozusagen ein Spezialgebiet, nämlich Tiere, insbesondere Meerestiere und Dinosaurier. Jedoch verkörpert er auch diese Tiere in Form von Rollenspielen etc. Auch ist er total nähebedürftig und verkuschelt. Und sein erstes Wort hat er mit 9 Monaten gesprochen, also da lag keine Verzögerung vor, sondern eher eine Begabung. Auch heute noch wird von allen immer betont, wie gut er spricht. Aber ich behalte Deinen Tip im Hinterkopf und werde es auch nächste Woche bei der Vorsorgeuntersuchung ansprechen. Danke, ich melde mich gerne wieder, wenn ich weiß, wie es weitergeht.

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Hallo feli74, Das hat mit schlechter Erziehung absolut nichts zu tun! Er hat eine Schwester, was natürlich besser ist, denn der Kontakt zu einem Kind hat er zu Hause schon. Einzelkinder leiden wahrscheinlich mehr drunter. Ich finde die sozialen Kontakte extrem wichtig für ein Kind. Zum Psychologen zu gehen scheint mir etwas extrem; er ist schliesslich nicht agressiv. Weisst Du was ich machen würde? Eine Kontaktanzeige; an einer Pinwand, Gratis-Inserate, etc. Suche Eltern, die das gleiche "Problem" haben wie Du. Glaub mir, es sind mehr als Du denkst. Sorge Dich nicht allzusehr.


feli74 
Beitragsersteller
 09.07.2010, 14:43

Danke für Deine Antwort. an Kontaktanzeigen habe ich auch schon gedacht, mir wurde aber gesagt, da meldet sich erfahrungsgemäß keiner.

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wirklich ich weiß was du durchmachst und das belastet die ganze Familie.Ich selbst habe zwei Pflegekinder , die sind genauso! Du mußt wenn noch nicht geschehen zum SBZ in deiner Nähe . Das ist der erste Schritt. Bestehe auf einen Termin , dort wird man Dir helfen. Beschönige nichts!


1f2in  20.07.2010, 16:41

..kannst Du SBZ für alle erklären?Danke.

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Mich bewegt dabei als erstes, wie verhält er sich zu euch und seiner schwester, bemerkt er , freude oder ärger, ärgert er seine schwester auch und nimmt es gar net als solches war? Ich glaueb, an den gefühlen arbeiten,lernen, sich auf andere kinder einzulassen, das ist wichtig. Wie praktiziert ihr es zu hause, ich denke mal mit ganz viel zuwendung und gesprächen, gibts auch mal ein "nein", gibt es regeln für alle? In der Kindergruppe schon und auch im kindergarten ...vielleicht mag er es nicht, wenn er nicht immer tun und lassen kann, was er will.gerade mit puppentheater (das mag er ja, hast du geschrieben) kann man versuchen, gefühle, das "wie fühlen sich die anderen und ich" sichtbar zu machen ich denke aber auch, dass er so stark an dir als mama hängt, zeigt dass er unsicher ist,dass er viel geborgenheit benötigt....aber dann auch mit konsequenzen versuch seine stärken herauszufinden und ihn dort besonders zu loben, vlt geht das auch im kindergarten weil er das eine oder das andere besondere gut meistert hast du nicht freundinnen, die selber kinder haben,bekannte mit denen ihr euch auf dem spielplatz treffen könnt....dann erleben es die kinder als ganz normale situation, dass sie miteinander spielen und sich die muttis halt auch mal unterhalten, viel erfolg und ausdauer

Wahrscheinlich war er in den ersten Jahren immer nur mit Erwachsenen zusammen. Daher hat er sich nur auf sie fixiert und weiß mit gleichaltrigen nichtsanzufangen. Du darfst aber nicht locker lassen und musst immer wieder diesbezüglich Versuche machen, bis er vielleicht einen Freund findet, der seine Art mag.