Heilpädagogische Maßnahmen beim Kindergartenkind, Vorgehensweise

7 Antworten

Hi, als ich Deine Frage las, erkannte ich unseren Sohn wieder. Er ist ebenfalls vier und auch sehr impulsiv. Im Moment haben wir auch Probleme mit dem Sozialverhalten: Er wird schnell wütend, ist impulsiv, will immer im Mittelpunkt stehen und steht er nicht dort, holt er sich die Aufmerksamkeit, indem er z.B. im KiGa lauter singt als die anderen und genau entgegengesezt, im Sportverein sich provokant vordrängelt, die Pylonen umwirft, andere Kinder schubst, etc.... Bei Streitigkeiten mit anderen Kindern tat er diesen dann auch weh. Wird er zurechtgewiesen kam es sogar vor, dass er die Erzieher gekratzt hat. In den letzten Wochen hat es sich zusehends gebessert. Zu Hause und auch im KiGa. Den Sportverein haben wir erstmal gecancelt, da er selbst auch sagt, er möchte nicht dahin. Ich selbst habe mir das so erklärt, dass es ein teufelskreis ist. Er benimmt sich daneben, bekommt deshalb zwar Aufmerksamkeit, aber negative. Dadurch fühlt er sich ungeliebt (deshalb finde ich den letzten Satz von seelenbluete auch so wichtig), wodurch er wiederum unsicher wird und sich dann umsomehr Aufmerksamkeit wünscht, die er sich dann wiederum auf die flashce Art holt. Da man vom Sportverein nicht erwarten kann, dass das dort kompensiert wird, setzen wir eine Zeitlang aus. Auch wenn er sich selbst in diese Situation gebracht hat, ist er dort auch sicherlich nicht sehr beliebt und fühlt sich deshalb auch unwohl und will gar nicht hin. So ein Beispiel habe ich auch im Kindergarten: Einen Morgen wollte er die Erzieherin begrüßen. Er wollte sich einen Spaß machen und hat sich ganz leise herangeschlichen. Dann hat er aber anstatt einfach Guten Morgen zu sagen die sitzende Erzieherin von hinten ziemlich wild angesprungen. Die hat natürlich auch nicht freudig reagiert, sondern ihm gesagt, dass sie das nicht möchte. Daraufhin kam mein Sohn wieder zu mir gelaufen und wollte gar nicht mehr im KiGa bleiben. Er meinte das ja auch gar nicht böse. Er wollte auf seine Art die Erzieherin begrüßen und fühlte sich nun zurückgewiesen. Unser KiGa geht sehr gut mit ihm um. Natürlich bekommt er auch hier für Fehlverhalten eine negative Reaktion, aber sie bestärken ihn auch immer wieder positiv. Er hat genau wie Deine Tochter sehr viele positive Eigenschaften. Er ist sehr hilfsbereit, sehr höflich, manchmal auch anhänglich/ schmusig. Die Erzieher sagen, er sei sehr bezogen auf die Erwachsenen. Er will zum Beispiel immer im Stuhlkreis neben einem Erwachsenen sitzen. Das sei eine Gratwanderung, zum einen sehen sie, dass er das im Moment einfach braucht, auch mehr als andere, deshalb darf er das im Moment auch wesentlich öfter als die anderen Kinder. Andererseits muss er natürlich auch lernen, dass andere Kinder das auch möchten und er auch mal zurückstecken muss. Deshalb darf er nicht IMMER neben den Erziehern sitzen. Dann wiederum fühlt er sich abgelehnt, und holt sich oft die negative Aufmerksamkeit. Die Erzieher erklären sich das zum einen dadurch, dass er seit knapp einem Jahr ein "Mittelkind" ist (er hat ein Brüderchen bekommen) und diese verstärkte Suche nach Aufmerksamkeit eine verzögerte Reaktion auf die veränderte Familiensituation ist, und außerdem ist er altersbedingt in einer sog. "magischen Phase", was so viel heißen soll, dass er denkt, wenn er sich etwas wünscht oder wenn er eine bestimmte Rolle spielt, dass das dann Realität ist. Wenn er z.B. den Ritter spielt, der stark auftritt und den anderen Kindern etwas vorschreibt, dann ist er tatsächlich so stark und alle anderen tun, was er sagt, weil sie Angst haben. Ab und an klappt das ja sogar auch, was dieses Denken wieder verstärkt. Die Erzieher sagen, das wäre eine Phase, durch die wir ihn jetzt nur hindurchbegleiten können, indem wir das positive Verstärken und das negative natürlich auch unterbinden. Vor Ostern war es noch richtig extrem. Da hörte ich täglich, wenn ich mittags ihn den KiGa kam, dass er irgendwem wehgetan hat, oder sonst was gemacht hat, was die Gruppe stört. In den Osterferien war er zwei Wochen zu Hause. Wir waren eine Woche im Urlaub. Mein Mann war die ganze Zeit da, sodass wir die doppelte Aufmerksamkeit verteilen konnten und er dadurch auch mehr bekam. Wir haben ganz viel gelobt und bei Fehlverhalten haben wir ihn konsequent rausgeschickt. Für einen Moment nur, bis er sich wieder beruhigt hat. Aber das konsequent, nicht immer nur angedroht. Und es wurde immer besser. Die ersten Tage im KiGa nach den Ferien lief auch super, wir hoffen, dass es jetzt besser wird. Mit dem heilpädagogischen Dienst habe ich keine Erfahrungen, wir haben in unserem KiGa in der einen Gruppe eine Heilpädagogin als dritte Kraft, da es sich um eine integrative Gruppe handelt. Davon profitieren natürlich alle. Deshalb kann ich Deine eigentliche Frage nicht beantworten.


tintini  27.04.2012, 10:45

Ich wollte Dir aber trotzdem gerne schreiben, dass ich diesen Satz von seelenbluete sehr wichtig finde, "Gib deinem Kind aufjeden Fall immer das Gefühl das du es so liebst wie es ist und das es mit seinen Sorgen jederzeit zu dir...." Negative Reaktionen bekommt sie bestimmt genug durch ihr Verhalten. Und das Verhalten verstärkt sich wenn sie unsicher wird, deshalb musst du ihr ganz viel sicherheit und das Gefühl geliebt zu werden mitgeben. Und da ich weiß, dass das manchmal schwer ist, da man natürlich das Fehlverhalten unterbinden möchte und dann oft vergisst, sie zu loben, wollte ich das nochmal unterstreichen. Jedesmal wenn wir schimpfen, fühlen sich die kleinen bestimmt nicht geliebt. Das muss ausgeglichen werden und das vergisst man oft. Und wenn es immer wieder Anlässe zum Schimpfen gibt, fühlt sich so ein Wurm ungeliebt. Das müssen wir verhindern. Zum anderen müssen sie sich keine negative Aufmerksamkeit holen, wenn sie genügend positive bekommen. Ich kenne jetzt Eure Familiensituation nicht, aber bei uns geht das manchmal unter. Man muss sich immer wieder daran erinnern, dass Kinder nicht automatisch wissen, dass wir sie lieben. Wir müssen es Ihnen auch zeigen. Vor allem dann, wenn es immer wieder Anlass gibt zu kritisieren.

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Du solltest nicht zu viel Respekt vor dem „Heilpädagogischen Dienst“ haben. Das sind auch nur Pädagogen, die eine zusätzliche Ausbildung haben. Sie werden in der KITA beobachten, was Deine Kleine so macht und wie die Erzieherinnen und anderen Kinder sich zu ihr verhalten. Also: Was passiert und wer macht was?.

Daraus ergeben sich Fragen zur Veränderung. Was müssen die Erzieherinnen im Kindergarten machen um Deine Tochter zu integrieren?

Der Heilpädagoge wird sich auch mit Dir gemeinsam Gedanken machen, in welcher Weise Du Dein Kind unterstützen kannst. Das Leben im Kindergarten ist Gemeinschaftserziehung und nur in geringerem Maße Individualförderung. Die Kinder lernen in erster Linie voneinander und miteinander. Die Erzieherinnen haben diesen Lernprozess zu steuern uns auf gegenseitige Toleranz zu achten. (Natürlich geben die Erzieherinnen auch massenhaft Impulse und Alltags- und Umweltwissen…)

Wenn Du alleinerziehend bist, dann wird sicher auch diese besondere Situation bei der Beratung eine Rolle spielen. Bei Alleinerziehenden gibt es sehr oft eine viel zu intensive Bindung zwischen Elternteil und Kind. Diese Kinder können gut mit Erwachsenen umgehen, haben aber mit anderen Kindern soziale Probleme. Das ist aber weniger Privatsphäre sondern vielmehr ein weitverbreitetes Strukturproblem.

Du schreibst, "die wilderen Kinder kommen ganz gut zurecht, aber die sind leider nicht in ihrer Gruppe". Kann man das nicht ändern? Wenn sie bei denen sein könnte und die auch mal ihre "Türmchen kaputt" machen oder aufdringlich sind, so dass sie selbst erleben kann, dass dieses Verhalten nicht so schön ist, würde das vielleicht eher ihr Verständnis und Empathie schulen. Kannst Du das in der Kita vorschlagen?

Da kann ich dich beunruhigen, Kinder breiten das Privatleben sowieso immer aus. Ist normal, woher sollen so Kleine auch wissen was man erzählen kann und was nicht.

Ich persönlich bin eigendlich nicht der Meinung dass man Kinder von 4 Jahren gleich als "problematisch" einstuft. Viell konnte sie bisher einfach ihr Sozialverhalten und die Frustrationstoleranz so richtig entwickeln. Wo kann man das bestens lernen ?: Im Kindergarten !

Leider nehmen sich manche Erzieherinnen auch mal viel zu wichtig und sehen Probleme wo noch gar keine sein können.( Ich bin übr auch Erzieherin )

Da man den Fall ja nun auch nur von deiner Schilderung her kennt kann man es aber auch schlecht beurteilen.

Gib deinem Kind aufjeden Fall immer das Gefühl das du es so liebst wie es ist und das es mit seinen Sorgen jederzeit zu dir kommen kann.


tintini  27.04.2012, 10:10

Vor allem den letzten Satz finde ich sehr wichtig.

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Das machen die Kindergärten sehr gerne. War bei meinem Sohn auch so. Er sei Aggresiv, nicht sozialfähig ect ect. Mein Sohn ist 4 Jahre alt. Er muss das doch erst lernen und kann das nicht von heute auf morgen. Ich gehe einmal die Woche zum Heilpädagogen und das einzige was der mit meinem Sohn macht ist besser Sprechen lernen und die Ausdauer üben.

Mein Heilpädagoge meinte das er ein ganz normaler Junge wäre der es faust dick hinter den ohren hat. ein Junge eben. Und er meinte das der Kindergarten übertreibt. Hab mir am Anfang auch voll die Gedanken gemacht, aber das hat sich mitlerweile gelegt. Lass dich nicht unterkriegen und verunsichern. Hör dir einfach mal an was die zu sagen haben