Skalenniveau von psychologischen "Einheiten" (Angst, Schmerz, Intelligenz)?

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Vom Beitragsersteller als hilfreich ausgezeichnet

Hallo,

Mathematisch handelt es sich um sogenannte Intervall-Skalen, die vergleichbar sind mit der Celsius-Skala bei der Temperatur. So hat z.B. Intelligenz keinen kleinst-möglichen Wert und auch keinen größtmöglichen.

Bei Intelligenz, Angst, etc. Sprechen Psychologen von (Mess-)Dimensionen oder "Merkmalen", die in ihrer Ausprägung auf einer numerischen Skala abgebildet werden.

Die numerische Skala ist immer charakterisiert durch eine Mitte (Mittelwert: M) und eine Einheitsgröße (Standardabweichung: SD). Ein beobachteter Messwert (W) wird immer als Abweichung (x) in Bezug zur Mitte angegeben

W=M +x*SD

Wenn man weiß, wie intensiv das Merkmal bei allen Menschen vorkommt (das heißt "verteilt" ist), kann man aus dem Messwert erreichen, wie oft es vorkommt, dass das Merkmal noch stärker (häufiger) oder noch schwächer (seltener) vorkommt.

Bei der Intelligenz findet man z.B. einen IQ von 120 oder höher in 10% der Test genauso oft findet man einen IQ von 80 oder weniger.

Viel Erfolg!


Demander123 
Beitragsersteller
 08.10.2016, 15:14

Hallo,
besten Dank schonmal. Deine Antwort deckt sich mit den Erläuterungen von Tamtamy, der ebenfalls auf meine Frage antwortete.

Allerdings bleibt für mich offen, warum es sich bei Angst und Schmerz im Gegensatz zu Inteligenz nicht um Verhältnisskalen handelt? Schließlich taucht auf der numerischen Skala 0 auf (0 = keine Schmerzen). Somit ergibt sich doch ein absoluter Nullpunkt?

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SunKing33  08.10.2016, 22:51
@Demander123

Im Gegenteil: Die Intelligenz-Skala ist keine Verhältnis-Skala, da sie keinen absoluten Nullpunkt kennt, der aber für die Verhältnisbildung (z.B. doppelt so intelligent) Voraussetzung ist.

Dagegen kann ich mir (theoretisch) vorstellen, dass jemand gar keine Angst hat. In der Praxis werden die Skalen aber im Verhältnis der Menschen zueinander gebildet, und da ist es immer vorstellbar, dass jemand noch weniger Angst erlebt als der bisher angstfreieste.

Insofern sind auch die Skalen für Angst und Schmerz keine Verhältnisskalen.

Zur Beurteilung in der Praxis ist aber vor allem der eindeutige (d.h. statistisch signifikante) Unterschied zum Durchschnitt wichtig - und dafür sind keine Verhältnisskalen erforderlich.

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Demander123 
Beitragsersteller
 09.10.2016, 13:49
@SunKing33

Gut, dass du nochmal klarstellst, dass Inteligenz etc. intervallskaliert sind.

Ich habe noch zwei Unkarheiten. Sind meine Überlegungen korrekt?

1) Schulnoten sind intervallskaliert, wenn sie in der Form sehr gut, gut, befriedigend auftauchen, da die Abstände zwischen den Noten nicht identisch sind. Schulnoten, die nach dem Punktesystem vergeben werden (0-15 Punkte), sind verhältnisskaliert, da es einen absoluten Nullpunkt gibt.

2) Die Zeiten bei einem 50 Meter Lauf sind verhältnisskaliert, da mathematische Operationen möglich sind, wie Läufer x rennt doppelt so schnell, wie Läuber y.
Mich verunsichert allerdings, dass es in der Praxis keinen absoluten Nullpunkt gibt, denn kein Läufer kann jemals den Wert 0,0 erreichen.

Vielen Dank für deine Bemühungen!

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Das kommt darauf an, wie sie operationalisiert sind.

Gar keines!

Und es gibt auch keine "psychologischen Einheiten".

Die Antwort von exxonvaldez hat schon ihre Berechtigung.

Was du offenbar meinst, könnte sich auf das "Skalenniveau" von sog. Messverfahren (z.B. standardisierte Tests) für diese Phänomene (Angst, Schmerz, Intelligenz) beziehen.
Eine Einteilung von 0 bis 10 z.B. für die Einschätzung von Angst wäre intervallskaliert. Ebenso sind die Intelligenztests "intervallskaliert".


Demander123 
Beitragsersteller
 08.10.2016, 15:06

Hallo Tamtamy,

vielen Dank für die Antwort. Bei einer Einteilung von 0 bis 10 für z.B. die Einschätzung von Schmerzen liegt doch eigentlich eine Verhältnisskala vor, da es doch einen absoluten Nullpunkt (gar keine Schmerzen) gibt? Oder sehe ich das falsch?

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SunKing33  08.10.2016, 22:54
@Demander123

Nein!

Die Skala hat zwar einen Nullpunkt, das bedeutet aber nicht, dass das Merkmal Schmerz (-Erleben) auch diesen Nullpunkt kennt. Die Skala bildet man nur aus pragmatischen Gründen mit dem Wert 0 und nicht aus inhaltlichen Begründungen heraus.

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