Sind vorerst keine deutschen Veröffentlichungen von D&D Büchern mehr geplant?

1 Antwort

WotC (der Herausgeber von D&D) hat im vergangenen Jahr mehr als nur ein paar gravierende Fehlentscheidungen getroffen. Diese führten im Verlauf des Jahres dazu, dass Hasbro (denen gehört u.a. WotC) trotz Umsatzsteigerungen Kürzungen bei D&D und MtG durchführen:

https://digideutsche.com/spiele/wizards-of-the-coast-verzeichnet-im-zuge-der-hasbro-kuerzungen-entlassungen/

Einige dieser Meisterstücke an Entscheidungen waren:

  • Ankündigung einer völlig inakzeptablen Überarbeitung der Lizenz bzgl. D&D 5e. Gib bei Youtube "D&D License" ein und rufe die Videos von vor 11-12 Monaten auf. Das sind einige Dutzend, die das Desaster genauestens beleuchten. Diese geplante Lizenzänderung sollte sogar rückwirkend(!) greifen, was dazu geführt hat, dass sehr viele Drittanbieter für D&D (z.B. Veröffentlichungen auf RPG DriveThru oder der Dungeon Master's Guild) sich komplett von D&D gelöst haben: Kampagnen, Module, ganze Regelwerke (Pathfinder u.a.) haben alles, was im Entferntesten noch an D&D erinnerte, entfernt, um irgendwelchen rückgreifenden Linzenzforderungen von WotC zu entgehen. Gleichzeitig hat die Konkurrenz von D&D Riesenzuwachs bekommen, sowohl an Personal als auch an Marktanteilen. WotC haben zwar mittlerweile übelst zurück gerudert, aber der Schaden und v.a. der Vertrauensbruch waren angerichtet und so sind viele externe mit D&D gekoppelte Projekte den Bach runter gegangen und stattdessen auf andere Systeme (eben z.B. Pathfinder) umgebogen und dort veröffentlicht worden.
  • WotC haben auch laut darüber fabuliert, dass es doch eine tolle Sache wäre, wenn die Spielerrunden anstatt menschlicher Spielleiter (da gibt es nämlich eine ziemliche Krise in den USA) KIs als Spielleiter hätten und das ganze D&D-Spielerlebnis in den virtuellen Raum verlegt werden könnte. Die Stichworte dazu sind "virtual tabletops". Vor allem sah WotC eine Suuuperchance, mit ihrer Online-Bibliothek "D&D Beyond" so richtig Kohle abzugreifen und haben schon mal vorsorglich die entsprechenden Abo-Kosten drastisch erhöht. Du kannst dir gar nicht das Ausmass der Überraschung bei den Entscheidungsträgern vorstellen, als die Spieler da überhaupt nicht gut drauf reagiert haben: Kein echtes soziales Erlebnis mehr, dafür aber doppelt so viel bezahlen? Irgendwie hatte da fast niemand Bock drauf, weswegen auch die Abo-Zahlen für D&D Beyond komplett zusammen brachen.
  • Der letzte Geniestreich war, die Kooperation mit Penguin Books, einem der größten Buchpublisher in den USA und weltweit, aufzukündigen. Weil WotC sich einbilden, dass sie diesen Geschäftsbereich viiieeel besser können als ein Konzern, der sich vollständig darauf spezialisiert hat. So versucht WotC jetzt mit verringerter Manpower, übelstem Gegenwind auf dem RPG-Markt und von Hasbro diktierten, schweren Budgetkürzungen auch noch Lektorate und Vertrieb der eigenen Produkte zu wuppen. Wenn ich mich richtig erinnere, dann waren die ersten Produkte aus dieser Charge auch von unterirdischer Qualität und verkauften sich entsprechend nicht.
  • Dann ist das noch das "One D&D"-Debakel. Nachdem die rückwirkende Änderungen und Zwangsmonetarisierung der D&D 5e-Lizenz so krachend in die Hose gegangen ist, hat WotC noch die "neue" D&D-Version angekündigt: "One D&D". Im Licht all des oben Genannten, ist klar, dass dieses "One D&D" bereits jetzt eine halbe Totgeburt ist. Wer will sich schon das gesamte RPG-Material für die neue Edition nochmal neu kaufen, zu überhöhten Preisen, mit beschi**ener Qualität und am Ende darauf ausgelegt, dass du auch noch zusätzlich das Abo für den Online-Service "D&D Beyond" bezahlen darfst? Richtig. Niemand.
  • Und auch wenn Linksextreme hysterisch aufschreien, bis sie blau im Gesicht werden: Es ist mittlerweile statistisch belegt, dass viele der früheren "dungeon master" bzw. Spielleiter mit den EXTREM woken Überarbeitungen bestehenden Hintergrundmaterials durch WotC nicht im geringsten einverstanden sind und diesen ideologischen Schmutz im Regal liegen lassen. Bestes Beispiel dafür ist die D&D 5e-Version der Ravenloft Kampagnenwelt im Vergleich zu dem, was Ravenloft noch in AD&D 2e war. Und ich wiederhole mich in diesem Punkt gerne: Es ist sche*ssegal, was die Regebogenfraktion der Alles-Inkludierenden diesbezüglich herum kreischt, es ist der Fakt (und mit dem sieht sich eben WotC konfrontiert auch in Bezug auf seine Neuveröffentlichungen): Alteingesessene Spieler und v.a. Spielleiter ignorieren diesen RPG-Dreck. Das Zeug kann nur an Neueinsteiger verkauft werden. Aber diese Neueinsteiger haben dann massivste Schwierigkeiten Spielleiter zu finden/zu bekommen. Denn kein SL (zumindest keiner, den ich kenne), hat Lust sich permanent und ständig mit irgendwelchen "trigger warnings" und "safe spaces" herum zu schlagen (das ist übrigens tatsächlich eines der Kapitel im Ravenloftbuch - kein Witz! Ich hab's im Regal stehen...), sondern will zusammen mit seinen Spielern eine phantastische Geschichte erleben. Natürlich kann man diese alteingesessenen Spielleiter (meist weiß, männlich, hetero und fortgeschrittenen Alters - also für WotC "DER FEIND!" (tm) ) ignorieren. Kann man machen. Dann braucht man sich aber auch nicht wundern, dass gerade diese kaufkraftstärkste Kundengruppierung auch nichts mehr kauft und nicht mehr zur Weiterentwicklung des Spielsystems beiträgt...

Und das ist nur die Situation in den USA, dem Heimatland von D&D. Wie sieht es da mit Neuveröffentlichungen in anderen Sprachen (z.B. Deutsch) aus? Das kann niemand sagen, aber die Indizien sprechen dafür, dass es ziemlich düster ausschaut, auch wenn man sich den damaligen Hickhack mit Ulysses Games in Deutschland anschaut.

Übrigens: Dieser ganze Schwachsinn von WotC im Sinne von "wir können das alles (Vertrieb, Übersetzung, Lektorat) viiiieeel, viiieeel besser und billiger als die Spezialisten" ist ursächlich dafür verantwortlich, dass du z.B. kein deutsches PDF vom Spielerhandbuch kaufen kannst. Denn die PDF-Variante gibt es nur und ausschließlich auf englisch in "D&D Beyond" zu einem lustigen Abopreis.


Tichuspieler  06.01.2024, 10:39

Ich bin zwar nicht der FS, aber ich finde Deine Erklärung, wie sich WotC in die Nesseln gesetzt haben, sehr gut. Danke dafür :-)

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CSANecromancer  06.01.2024, 10:52
@Tichuspieler

Bitte sehr. Mich ärgert das Gebahren von WotC ungeheuer, denn D&D mag ich sehr. Nur WotC sind für mich die Pest in Firmengestalt und ich kann um's Verrecken nicht verstehen, wie Leute wie Chris Cocks oder Cynthia Williams (beide nacheinander CEO bei WotC) noch einen Job haben. Immerhin macht sich deren Mismanagement mittlerweile sogar in den Shareholder-Anteilen bemerkbar. Aber nööö, anstatt dass diese beiden unfähigen Idioten ihren Hut nehmen müssen, werden vor Weihnachten lieber reguläre Angestellte entlassen.

Echt, ich HASSE WotC.

Aber D&D mag ich nach wie vor.

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