Sind Religion und Philosophie miteinander vertretbar oder sind es doch vollkommen gegensätzliche Bereiche?

7 Antworten

Lieber Matthias,

was Wissenschaftler oder Germanisten aus dem Begriff machen ist eine Sache. Selber gehe ich nicht so kompliziert an diese Frage heran.

Nach meiner Ansicht verhält es sich wie folgt:

Wikipedia:

In der Philosophie (altgriechisch φιλοσοφία philosophía, latinisiert philosophia, wörtlich „Liebe zur Weisheit“) wird versucht, die Welt und die menschliche Existenz zu ergründen, zu deuten und zu verstehen.

Philo - Lieben

Sophie -> Weisheit

Wer Weisheit liebt und in diese Richtung arbeitet bewegt sich genau in diese Richtung.

Und jetzt wird es erst richtig Interessant:

Ist Weisheit immer gleich Weisheit?

Nein - gewiss nicht, denn die Bibel sagt dazu folgendes:

1. Korinther 1:19 Denn es steht geschrieben: „Ich will die Weisheit der Weisen zugrunde richten, und die Intelligenz der Intellektuellen will ich beseitigen.“ 

Die hier erwähnten "Weisen" berufen sich auf ihre eigene "Weisheit", sie sind in ihren eigenen Augen "Weise". Das ist dann die Folge von Hochmut.

Ein Bibellexikon sagt dazu

Die Weisheit des Menschen ist nicht absolut, sondern relativ. Menschen können sich zwar durch eigene Anstrengungen ein gewisses Maß an Weisheit aneignen, aber sie sind in jedem Fall auf die Intelligenz angewiesen, die Gott (der sogar die Tiere mit einer gewissen instinktiven Weisheit ausgestattet hat [Hi 35:11; Spr 30:24-28])

Als überzeugter aktiver Christ liebe ich Weisheit - jedoch nicht die menschliche sondern die von "oben kommende!"

Sinngemäß steht dort auch folgendes - dem ich voll und ganz zustimme:

Göttliche Weisheit schließt ein Erkenntnis, Verständnis (einschließlich Einsicht und Unterscheidungsvermögen), Denkvermögen, Erfahrung, Fleiß, Klugheit (das Gegenteil von Naivität oder Einfalt [Spr 14:15, 18]) und ein gutes Urteilsvermögen. Da aber die wahre Weisheit mit der Furcht JHWHs/Jehovas beginnt (Ps 111:10; Spr 9:10), übertrifft sie die übliche Weisheit, schließt das Beachten hoher Maßstäbe ein sowie Rechtschaffenheit, Gerechtigkeit und Wahrhaftigkeit (Spr 1:2, 3, 20-22; 2:2-11; 6:6; 8:1, 5-12). Diese Weisheit steht daher über jeder anderen Weisheit.

Somit kommt es auf folgende Reihenfolge der Schulung an, wobei das Denkvermögen (sinngemäß: Was kann mein Gehirn tatsächlich an Denkleistung bringen, wie gut geschult sind Synapsen und Assoziationen usw.) alles deckelt:

  • 1. Klugheit (sich nach dem Wertemaßstab für das Richtige entscheiden wollen)
  • 2. Erkenntnis oder Einsicht
  • 3. Gottesfurcht (ohne die göttliche Weisheit nicht zu erlangen ist)
  • 4. göttliche Weisheit (ist das Ziel, das man nach der Bibel anstreben sollte.

Die Erkenntnis verschiedener Menschen kann sehr unterschiedlich sein, ebenso der Erfahrungsschatz aus dem man schöpft.

Wer viel Redet und sich gern im Vordergrund sieht läuft Gefahr seine Stellung zu überschätzen und seinen Standpunkt als den einzig Richtigen zu sehen. Wobei ihm möglicher Weise nicht klar ist das es noch viele andere Gesichtspunkte und Fakten gibt die bei Überlegungen zu berücksichtigen sind.

Deshalb, wenn schon Einsicht folgendes bewirkt:

Sprüche 19:11 Eines Menschen Einsicht verlangsamt sicherlich seinen Zorn, und es ist für ihn etwas Schönes, Übertretung zu übergehen.

dann hat Weisheit die gleiche - aber eine noch stärkere Wirkung:

Jakobus 1:19 Wißt dies, meine geliebten Brüder. Jeder Mensch soll schnell sein zum Hören, langsam zum Reden, langsam zum Zorn;

Sprüche 17:27 Wer seine Reden zurückhält, besitzt Erkenntnis, und ein Mann von Unterscheidungsvermögen ist kühlen Geistes.

Und eine Warnung sei ausdrücklich ausgesprochen: Der heutige Zeitgeist macht es nahezu unmöglich das Weisheit bei einer Mehrheit zu finden ist. Heute reden viele über Dinge die sich nicht wirklich kennen und durchschauen.

Sprüche 1:5, 6 Ein Weiser wird zuhören und mehr Unterweisung in sich aufnehmen, und ein Verständiger ist der, der sich geschickte Lenkung erwirbt, um einen Spruch und eine schwerverständliche Rede zu verstehen, die Worte von Weisen und ihre Rätsel.

Wie oft wird man echte Weisheit finden?

Hiob 28:12, 13 Aber Weisheit — wo kann sie gefunden werden, Und wo ist nun die Stätte des Verstandes? Der sterbliche Mensch hat ihre Bewertung nicht erkannt, Und sie wird nicht gefunden im Land der Lebenden. 

Hiob 28:23-28 Gott ist es, der ihren Weg verstanden hat, Und er selbst hat ihre Stätte gekannt, Denn er selbst schaut direkt bis zu den Enden der Erde; Unter dem ganzen Himmel sieht er, Um dem Wind ein Gewicht zu geben, Während er die Wasser selbst nach Maß abgeteilt hat, Als er für den Regen eine Bestimmung festlegte Und einen Weg für die donnernde Gewitterwolke; Damals war es, daß er [die Weisheit] sah und dann darüber erzählte; Er bereitete sie und durchforschte sie auch. Und er sprach darauf zum Menschen: ,Siehe! Die Furcht Jehovas — das ist Weisheit, Und sich vom Schlechten abwenden ist Verstand.‘ “

Der Zeitgeist der Welt bestreitet im großen und ganzen das es einen Schöpfergott gibt. Wer das glaubt wird leider immer öfter als "dumm" tituliert. Wer dumm ist kann ja kein Philosoph sein.

Aha - das ist also eine verkehrte und unsinnige Schlussfolgerung.

Und umgekehrt:

"Du Philosophierst..." - das hab ich auch schon als Vorwurf gehört.

Aber: Das eine hat mit dem Anderen überhaupt nichts zu tun.

Merke auf:

Sprüche 12:23 Ein kluger Mensch verhüllt Erkenntnis, das Herz der Unvernünftigen aber ruft Torheit aus.

Denn es gibt eine Zeit zum Reden und eine Zeit zum Schweigen. Das tat auch Jesus Christus:

Johannes 16:12 Ich habe euch noch vieles zu sagen, aber ihr könnt es jetzt nicht tragen. 

Daran halte ich mich persönlich. Wenn jemand sagt "Du philosophierst" dann fehlen demjenigen möglicher Weise Fakten, Erkenntnisse und Unterscheidungsvermögen.

Das kann man ihm nicht zum Vorwurf machen - und ist überhaupt kein Grund stolz auf sich zu sein, denn nach meinem christlichen Verständnis wurde der Mensch im Bild Gottes erschaffen, sollte dessen Weisheit als Vorbild nehmen und den Nächsten lieben wie sich selber und ihm helfen ebenfalls in diesen Dingen zu wachsen.

1. Korinther 4:7 Denn wer macht, daß du dich von einem anderen unterscheidest? In der Tat, was hast du, das du nicht empfangen hast? Wenn du [es] nun wirklich empfangen hast, warum rühmst du dich, als hättest du [es] nicht empfangen?

Das gilt natürlich auch für das Denkvermögen, Erkenntnis, Unterscheidungsvermögen usw.

Denke, jetzt ist Dir meine Sichtweise klar. Sie unterscheidet sich gewiss von der Sichtweise der Mehrheit - die wie festgestellt kein Kriterium für Richtig und Falsch sein kann.

Beste Grüße

Jens

Ich würde sagen, dass beides miteinander vereinbar ist. Die moderne und auch die antike Philosophie kommt teilweise zu anderen Ansichten als z.B. das traditionelle Christentum, traditionaller Islam. Ich würde sagen, dass Religion eine Philosophie ist, die viele Menschen teilen. Es gibt dann auch die Abwertung anderer Religionen/Philosophien. Deswegen sehen es viele als Gegensätze. Das kann man gruppendynamisch leicht erklären.


joerosac  14.09.2022, 19:29

Das ist nur dann vereinbar, wenn die Philosophen von Institutionen bezahlt werden, die in es solchen Staaten wie in unserem gibt, nämlich dort, wo die Kirche immer noch das letzte Wort hat. Präambel unseres Grundgesetzes: "Im Bewußtsein seiner Verantwortung vor Gott und den Menschen..."

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Philosophie umfasst alles, auch Religionen.

Religionen integrieren Bestandteile und Grundlagen der Philosofie. Sachen wie Regeln, Moral, Recht und Ordnung, Glück, stabile Gesellschaft usw.

Philosophie beinhaltet vieles. Religion ist sicherlich ein Untethema. Fakt ist jedoch ,dass die Existenz von Göttern nicht Wissenschaftlich bewiesen ist.

Jeder kann aber daran glauben, wenn man möchte, ich finde es jedoch schwierig ,wenn Religion als Begründung für politische Entscheidungen, gesellschaftliche Einstellungen oder Straftaten sind.(Dies ist KEINE Unterstellung!!! Ich habe NICHTS gegen religiöse Menschen)Man sollte aber auch Atheisten Religion ist meiner Meinung nach keine Wissenschaft.

Woher ich das weiß:eigene Erfahrung

Hat Gott das Recht gesetze aufzustellen und Ergebenheit zu fordern, weil er der Schöpfer ist? Je nach dem wie du diese Frage beantwortest, hast du ein echtes Problem.

Jedoch ist in einem gewissen Maße fast jeder Philosoph, weil jeder sich Gedanken um Reht und Gerechtiugkeit, Logik und Sinn macht.