Selig sind, die da Leid tragen; denn sie sollen getröstet werden (Bedeutung)?

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Jesus war zu der Zeit fest überzeugt, dass die römische Sklavenhalterherrschaft in Israel ihrem Ende zuging: "Sehet, das Königreich Gottes ist nahe!"

Und dann beschreibt eben Jesus in 8 Seligpreisungen, wie es mit all den Leidenden, Verfolgten, und mit all den wirklich guten Menschen im Königreich Gottes dann weitergeht.


LiselotteHerz  15.05.2017, 12:32

Mit Betonung auf "gut". Sind also alle gut, die schön brav in die Kirche rennen? Oder die lieber ihre Kinder verhungern lassen, als mal zu stehlen? Denn der "liebe" Gott hat sich ja bestimmt was dabei gedacht.

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wildcarts2  15.05.2017, 14:04
@LiselotteHerz

Nicht Jesus, sondern die Autoren der Geschichen, in denen die fiktive Figur Jesus vor kommt, hatte diese Überzeugung bzw. das Ziel.

@LiselotteHerz, das hat nichts mit der Kirche zu tun. Das war nur an Juden gerichtet. Christen gab es zu der Zeit noch lange nicht.

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suziesext1234  15.05.2017, 14:13
@LiselotteHerz

nein, die Betonung liegt doch eindeutig auf: wirklich gute, im Gegensatz zu den Schein-Guten, den Schein-Heiligen, den Pharisäern und Gutmenschen. Mit diesen pharisäischen rechtgläubigen Showdarbietungen wird im Evangelium zahlreich und anschaulich abgerechnet.

Die Problematik liegt ganz woanders, nämlich in der Verheißung des Königreichs Gottes, das nicht kam: Der Tempel wurde zerstört, die Juden massakriert oder vertrieben, und die Parousie, die Wiederkunft des Herrn - Maranatha, ja Herr komme - blieb aus.

Was kam, war die Kirche, und ob unter der römischen Reichskirche die Verheissungen der Bergpredigt erfüllt wurden, das ist zu diskutieren, nicht die hohe Gesinnungs- und Verhaltensethik des Evageliums.

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suziesext1234  17.05.2017, 10:26

@Sarahbla139  Danke sehr für die Auszeichnung  :)

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Da will uns die Kirche weismachen, das Leidtragende (Kranke, sehr arme Menschen, stark Behinderte, Menschen, deren Angehörigen man grade erschossen hat usw.) auf Erden dann im Himmelreich ein wunderschönes Leben haben werden - zum Ausgleich.

Das haben sie jetzt Tausende von Jahren den Leuten erzählt - irgendeinen Trost muss man ja haben - und das werden sie wahrscheinlich auch noch machen, wenn wir hier alle bald an irgendwelchen Umweltkatastophen verrec..en.

lg Lilo


Die Bibel ist an Juden bzw. an das Volk der Judäer gerichtet gewesen. Der von dir genannte Vers ist aus der sogenannten Bergpredigt, in der beschrieben wird, dass ein Jude namens Jesus seinen Glaubensbrüdern Mut machen wollte, dass sie weiterhin an ihrem Glauben festhalten sollten.

Die Judäer waren zu der Zeit, in der diese Schrift in Umlauf gebracht wurde, beinahe ausgerottet worden von den Römern. Die Geschichten über die fiktive Figur Jesus sollten vermitteln, dass das Gesetz der Juden immer noch einen Zweck erfällen würde und das man sich immer noch daran halten könne, auch wenn die religiöse Führung von den Römern vernichtet wurde. Ebenso wurde das Königshaus und der Adel vernichtet. Daher waren die Judäer verwezifelt und glaubten nicht mehr daran, dass sie wieder ein autonomes Königtum haben könnten.

Mit den Texten des NT und der Jesus-Story sollten die Juden wieder Mut fassen. Wir wissen heute nicht mehr genau, was die Autoren der Evangelien vor hatten. Es gibt einige Hinweise darauf, dass sie eine Revolution planten. Einige versuchten dies auch. Ob sie mit den Evangelienschreibern in Verbindung standen ist aber unklar. Vielfach wird auch vermutet, dass diese Texte verschlüsselte Botschaften waren, so wie die Offenbarung des Johannes, die von einem jüdischen Sektierer geschrieben wurde, der seinen "Brüdern" verschlüsselte Botschaften übermittelte.

Der hier genannte Vers sagt aus, dass die Juden noch still halten sollten. Sie sollten die Unterdrückung durch die Römer noch eine Weile ertragen. Denn den Juden war bewusst, dass der offene und direkte Angriff auf Rom scheitern würde. Wir wissen aber nicht, was aus den Evangelienschreibern wurde, was sie vor hatten und ob sie zu irgendeiner Gruppe gehörten, die gegen Rom tatsächlich den Aufstand probte.

Die Bedeututng davon ist dass sich Menschen nicht darum bemühen ihre Situation zu verbessern. Denn damals wie heute gilt: Mit steigendem Wohlstand sinkt die Religiösität und das will eine Religion natürlich nicht.

Also redet sie den Menschen ein dass es gut sei zu leiden, damit sie bei der Stange bleiben.

Das bedeutet dass diejenigen, die auf der Erde Leid ertragen müssen, im Himmel kein Leid mehr erfahren müssen.

Dabei ist es wichtig zu wissen, dass diejenigen​, die kein oder wenig Leid ertragen müssen in dieser Textstelle nicht vom Himmel als Ort ohne Leid ausgeschlossen werden.

Kapieren manche irgendwie nicht und interpretieren es dann (wie Nietzsche, oder wie man den schreibt) als Aifbesserung des Selbstwertgefühls von Menschen, die vllt nicht so viel erreichen als andere.

Sehe ich aber nicht so. Die Botschaft geht an alle.