Seit wann sagt man statt Herrin Frau?
8 Antworten
Ich würde eher sagen: Umgekehrt wird ein Schuh draus. Eigentlich ist "Frau" das Gegenstück zu "Herr", als Anrede für höhergestellte weibliche Personen. Das Gegenstück zu "Mann" als Geschlechtsbezeichnung war ursprünglich "Weib".
Allerdings hat das ursprünglich neutrale Wort "Weib" im Laufe der Zeit eine negative Umdeutung erfahren, und die Anrede "Frau" hat dessen Aufgabe als Geschlechtsbezeichnung übernommen. Danach erst brauchte man einen Ersatz für "Frau" - und fand ihn in "Herrin".
http://www.juedischer-adel.de/titulaturen-und-anreden/
Dort findest du alle Anreden die man im entsprechenden Kontext nutze, um Adelige oder Geistliche, richtig anzusprechen.
Im frühen Mittelalter war die Ehefrau des Burgherrn auch die "Herrin". Ob man sie allerdings so ansprach, ansprechen durfte, eher fraglich.
Herr ist eine übersetzende Anlehnung an die höfliche Anrede senior 'Älterer' für Ranghöhere. Herr ('hēriro'>'herro') ist eigentlich die 2. Steigerungsstufe zum Adjektiv hehr = ' hell', gemeint sind wohl die grauen bzw. weißen Haare des Alters. Das Wort hat bald die Bedeutung "älter, ehrwürdig" und wird bes. oft vor Titel gesetzt: her kaiser. Wir haben das ja auch noch im 'Herrgott'.
"Frau" 'frouwa' , 'Herrin'. ist seit dem Althochdeutschen das weibliche Gegenstück zum vrō, frōn 'Herr, Lehensherr'. Überlebt hat der frō in Fronleichnam, Frondienst leisten, einem Laster oder dem Alkohol frönen=untertan sein. Die vrouwe oder frouwe war also die adelige Herrin des Gebietes.
Als wip > 'Weib' immer mehr sank, "bürgerte" sich allmählich die "Frau" unter den Bürgerinnen der Städte ein, wurde aber erst im 18. Jh. allgemein. Die vrouwelīn ‘Herrin, Gebieterin, junge unverheiratete Edeldame’ bleibt länger als Standesbezeichnung und Anrede dem Adel vorbehalten. Im 18. Jh. werden unverheiratete Bürgermädchen mit Jungfer, Mademoiselle, Mamsell angeredet, bis diese Bezeichnungen am Beginn das 19. Jh. allmählich durch das Fräulein verdrängt werden. Angeblich jedoch stellte die Wiener Post bis ins 19. Jh. keine Post an ein "Fräulein" zu, wenn die Adressatin nicht von Adel war. Die "Demoiselle" war noch stark verbreitet
Herrin wurde nur zu Adelsfrauen gesagt. Die Anrede gnädige Frau war noch bis in die 1960 Jahre gebräuchlich und wird heute nur noch selten verwendet. Die Anrede „Dame“ war früher ein Titel.
Mich spricht man meist mit Kaiserin oder Majestät an
Irrtum. In diesem Fall wäre die Anrede "Eure kaiserliche/königliche Majestät"