Seine Jugend nutzen?

4 Antworten

Na ja, das ist ja das Thema von Max Frisch (Homo Faber oder Mein Name sei Gantenbein). Interessanterweise kann ich dem heute (69 - ist das alt genug?) nicht mehr so viel abgewinnen. Erstens ist es Blödsinn, denn das Spannende am Leben ist ja die offene Zukunft, dass man nie weiß, was kommt. Ich bin jetzt auch nicht der Typ, der sich für irgendwas Besonderes das Hemd zerrissen hätte. Du weißt ja doch nie, wie es weitergeht. Immer aus der aktuellen Sicht das Beste machen und gespannt sein, was draus wird. Langweilig war mir nie. Ich war umtriebig, bin ein Planer, d.h. wenn ich z.B. in Urlaub gefahren bin, wusste ich schon ungefähr, was mich erwartet und welche Möglichkeiten an Unternehmungen es gab und was so grob meine Rangskala war. Doch andererseits wollte ich immer offen bleiben, denn Kataloge und heute Internet sind das eine, die Realität das andere. Studiert habe ich Volkswirtschaft und später P.R. gemacht und Modenschauen moderiert - große - und TV-Präsentationen. Geht alles. Flexibel bleiben. Beinahe wäre ich in der Pharma-Industrie in der Marktforschung gelandet. Wäre sicher auch interessant gewesen. Da ich schon auf dem OP-Tisch für 4 Bypässe lag und einem davor viel durch den Kopf geht - ehrlich - bereut habe ich nichts, höchstens, dass ich meine Knochen nicht geschont habe beim Messebau. Die piesacken mich heute. Aber wenn ich sehe, welche "Sportler" es schon dahingerafft hat und dass ich immer noch gemäßigten Wanderurlaub machen kann - nö - bereuen tue ich nichts und anders machen auch nichts.

Es ist schon bedenkenswert, dass, wenn man sich Filme als Abbilder von Lebensausschnitten der darin beteiligten Akteure betrachtet, oder Romane liest, die Licht auf spezifische Episoden von menschlichen Lebensläufen werfen, dann kann man im Grunde keine Lebensphase benennen, die sich durch eine besonders herausragende Qualität auszeichnet. 

In der Kindheit stört das ewige Unvermögen, die mangelnde Kompetenz, die überall auftauchenden Limitierungen, die endlosen Verweise, was man alles noch nicht darf und was alles erst später kommen würde.

In der Jugend darf man zwar mehr, aber letztlich weiß man nicht wirklich wie die Dinge tatsächlich laufen. Man kann sich selbst nicht richtig einordnen, hat endlose Probleme mit den Mädchen, mit der Sexualität, mit den Inkompetenzen, mit der fehlenden Wertschätzung und Anerkennung. Zudem nerven die finanziellen Beschränkungen, die endlosen Betteleien gegenüber den Eltern, und vor allem immer noch die Flut der täglichen guten Ratschläge, der Warnungen, der Verbote und der strafenden Blicke, wenn wieder einmal die Sachen nicht so gelungen sind, wie sich andere das vorgestellt hatten. Hier von einer "besten Zeit" zu sprechen, ist wohl der reine Hohn. 

Dann kommt die Zeit der Berufsfindung, der Stress um Ausbildungsplätze, die endlosen Verpflichtungen zum Lernen, zum Vorbereiten auf Prüfungen, der ewige Zweifel, ob man beruflich den richtigen Weg eingeschlagen hat, ob nicht die ganzen Kurse und Seminare, die Übungen, Praktika und Tagungen tatsächlich der korrekte Pfad ins "wahre Leben" sein sollen. Man hat immer noch kein Geld, überall die Knapserei, das Umdrehenmüssen von jedem Euro, Probleme in der Wohngemeinschaft, natürlich immer noch oder schon wieder Probleme mit Mädchen, mit den Eltern mit den Freunden. Also hier von einer besten Zeit zu sprechen, ist immer noch abwegig.

Dann kommt die Zeit, wo man endlich Geld hat, wo der Beruf gefunden wurde. Aber jetzt kommen die harten Forderungen der Berufswelt, wo man sich täglich bewähren muss, ein endloser Stress um die Sicherheit des Arbeitsplatzes, um die anstehende Verlängerung des Arbeitsvertrages. Und dann auch noch die Frau und die Kinder, eine endlose Mühe und Quälerei. Zudem die ungezählten Verpflichtungen. Man ist für alles und jedes verantwortlich, die Versicherungen, die Miete, die Ratenzahlungen, Querelen mit den Nachbarn, den Vermietern, den Behörden. Hobbys sind möglich, aber auch da gibt es jederzeit irgendwelche Animositäten von Freunden, Irritationen im Geflecht der Beziehungen, Ehrgeizprobleme bezüglich der eigenen Erwartungen, usw. Auch diese Zeit ist nur suboptimal.

Und später soll es ja auch nicht besser werden. Dann dreht sich vieles bereits um die ersten körperlichen Abnutzungsprozesse, man meditiert über vertane Lebenschancen, über die Kinder, die nicht tun, wie man es sich gewünscht hätte, die Unzufriedenheit über das eigene Spiegelbild wächst, usw. usw.

Und über das Alter brauchen wir wohl nicht zu spekulieren, da träumt man dann über die angebliche so herrliche Jugendzeit. !!!


ulrich1919  18.03.2017, 16:40

Etwas einseitig pessimistisch, aber oft zutreffend!

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Bin auch zurzeit Jugendlich(fast 17) und ich persönlich würde zu meinem früheren ich sagen, dass sie nicht so verdammt dumm und naiv sein soll. Sich am besten von den Menschen fern halten soll, die viel sprechen, viel versprechen und viel weinen. Ich würde mir raten, mich als eine weibliche Person niemals wertlos zu fühlen, nur weil ich das so beigebracht bekommen habe, ich würde mir sagen dass ich niemals meine Träume und Vorlieben für andere Menschen aufgeben soll. Das ich mich niemals von meinen Ängsten beherrschen lassen soll.

Mach einfach das worauf du Bock hast im Leben, es ist nie zu spät. Klar ist es toll wenn man gewisse Dinge als eine Jugendliche Person erkennt und es ändert und umsetzt, trotzdem ist das Leben als eine erwachsene Person ganz sicher nicht "vorbei" .... glaube ich zumindest'


Nayes2020  17.03.2017, 18:42

Eben man ist länger ein Erwachsener als Kind.

Und seien wir ehrlich. Für ein Glückliches leben darf man das kind sein auch nicht verlernen.

Wie du sagtest ist es nie zu spät ^^

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Naja was macht eine gute jugend aus..

1. Eine solide Ausbildung. Jaja spießer und so. Aber man weiß nie was man werden will. Man muss nicht studieren aber sich die Zukunft verhauen ist auch blöd. Immerhin ist man länger erwachsen als kind und mit ach und krach 200 über harz4 leben will man auch nicht.

2. Erfahrungen. Das ist denke ich was jung sein ausmacht. Man hat allle feiheiten der welt Erfahrungen zu machen.

Und zwar in jeder art. Liebe, abenteuer. Verbotes.