Sehr Linke, die den Staat+seine Institutionen "Schweinesystem" nannten, kämpfen seit Corona für die Wertschätzung des Staates?
Ich persönlich bin Angestellter und hatte nie ein Problem mit unserem Staat.
Mir fällt jedoch auf, dass sogenannte Linke, Antifa und wie sie alle heissen, auf einmal große Wert auf den Staat und seine Institutionen legen. Wo sie doch noch vor kurzem all seine Institutionen verdammt haben .
Nun hat sich das Blatt gedreht und die, die heute den Staat wie vor kurzem die Linken verdammen und in Frage stellen, gelten auf einmal als Verschwörungstheoretiker.
Raff ich nicht so ganz. Warum soll ein Virus einen Staat nun von einem Schweinesystem in etwas verwandeln, das man nicht hinterfragen darf?
5 Antworten
Tja, "Raff ich nicht so ganz." Das könnte schon der Schlüssel sein...
Ich kann da nur Atzej zitieren. Deine Verständnisschwierigkeiten liegen daran, dass Du nicht differenzierst und es Dir sehr einfach machst.
Nicht jeder Antifaschist ist automatisch links. Antifaschisten gibt es in jeder politischen Strömung bzw. Partei (außer im rechten Spektrum). Was sie sind, nennen viele Menschen nur nicht beim Namen, weil "Antifaschismus" wegen radikalen Linken einfach ein negativ behaftetes Wort ist.
Nach wie vor kritisieren massenhaft Linke den Staat und seine Institutionen. Daran hat sich nichts geändert.
Corona-Leugner und Maßnahmenkritiker gibt es auch unter Linken.
Niemand hält Menschen automatisch für Verschwörungstheoretiker, nur weil sie den Staat kritisieren. Nur kritisieren sehr viele der Menschen, die Du meinst, nicht einfach nur den Staat, sondern verbreiten Unwahrheiten und hetzen andere Menschen auf.
Das sind nur ein paar wenige der sogenannten Antifa.
Es gibt auch sehr viele Maßnahmenkritiker unter den Linken.
Ein prominentes Beispiel dafür, welches nicht aus der Politik kommt, ist z.B. der Liedermacher Hans Söllner
Nein. Du raffst das eben "nicht so ganz". So weit können wir bestätigen, was du hier auswirfst.
Ich glaube viele Linke machen das auch nur weil sie jetzt die möglichkeit haben rechte ihre eigene Medizin schmecken zu lassen. Rechte wollen ja immer das der Staat hart gegen Ausländer vorgeht. Jetzt sehen die rechten wie es ist wenn der Staat sie nicht mit Samthandschuhen anfasst.
Ich gehöre der Partei DIE LINKE an, also zum demokratisch-parlamentarischen politischen Spektrum, habe aber auch Austausch mit außerparlamentarischen Linken und Personen, die sich der Antifaschistischen Aktion ("Antifa") zuordnen.
Staat und Gesellschaft
Wenn man sich die Grundlagen "linker Ideen" ansieht, dann hat man dabei häufig das Bild eines starken Staates, der das rücksichtslose Gewinnstreben und kapitalistische Ausbeutung kritisiert und fordert, dass der Staat dieses Handeln unterbindet.
Marx war in diesem Sinne kein Gegner staatlicher Ordnung - er stellte sich aber eine andere Gesellschaftsordnung ohne Klassendenken vor, die durch das Proletariat geschaffen werden könne.
Insofern ist es nicht verwunderlich, wenn politisch linke Menschen zwar den Staat in seiner jetzigen Form und den Einfluss des Kapitals und der Lobbygruppen kritisieren, aber keineswegs gegen eine staatliche Ordnung sind.
Anarchismus/Autonome Bewegungen
Dem entgegen stehen natürlich Ideen aus dem Spektrum des Anarchismus, etwa Menschen, die sich den Vorstellungen von Kropotkin, dem Anarchosyndikalismus und anderen alternativen Gesellschaftsformen nahe stehend sehen.
Diese Menschen sind dann mitunter nicht nur "systemkritisch", sondern teils sogar offen "systemfeindlich" eingestellt. Gerade aus diesem Spektrum gab es auch Kritik an den Maßnahmen des Staates, die als Repressionsinstrumente bewertet wurden
Sonstiges
Es ist natürlich so, dass nahezu jeder Mensch einen gewissen Wert auf seine Gesundheit und körperliche Unversehrtheit legt. Da machen Linke keine Ausnahme.
Auch ist die Solidarität mit Minderheiten und besonders gefährdeten Bevölkerungsgruppen für viele "Linke" ein wichtiger Teil ihrer persönlichen Identität und ihres politischen Selbstverständnisses.
Selbst wenn man für sich selbst also z.B. das Tragen eines Mund-Nase-Schutzes als überflüssig ansehen würde - als Zeichen der Solidarität und zum Schutz vulnerabler Gruppen, ist es für viele "Linke" völlig folgerichtig, sich dieser Anordnung zu fügen
Daher wäre es aus meiner Sicht allgemein widersinnig, Schutzmaßnahmen, die einem zu diesem Zeitpunkt als sinnvoll und notwendig erscheinen, allein deshalb abzulehnen, nur weil es sich um staatlich angeordnete Maßnahmen handelt.
Man ist deswegen nicht weniger kritisch - aber ein politisch links ausgerichteter Mensch der seinen gesunden Menschenverstand benutzen kann, ist auch der Sache dienlicher, als ein "Revolutionär", der auf der Intensivstation beatmet werden muss.
In diesem Sinne schöne Grüße von den antifaschistischen Impfmückenzüchtern: "Pandemie und trotzdem da - durchgeimpfte Antifa!" ;-)