Schreibtischplatte - Holz, MDF oder Multiplex?
Ich suche nach einer passenden Platte für meinen neuen Schreibtisch mit den Maßen 300 x 75 x 4 cm. Da die Preise für Holz aktuell abnormal hoch sind, vielleicht (vorerst) auf MDF oder Multiplex ausweiche. Ich bin in dem Thema nicht so drin, daher gerne wüsste, wofür ihr euch entscheiden würdet.
Je nach Art müsste ich für Echtholz zwischen ~900 € und ~1.600 € für die Platte hinlegen. Am liebsten wäre mir ja Nussbaum, alternativ geölte Eiche. Rund 1.000 € oder mehr wäre aber schon ein stolzer Preis. Vielleicht wird meine Frage von einem Holz-kundigen Menschen (z.B. Tischler) gelesen und kann mir ein paar Tipps geben.
5 Antworten
MDF ist völlig ungeeignet, da viel zu weich. Ich kenne auch noch nicht einmal einen Anbieter von drei Meter langen MDF-Platten. 280 cm wäre das höchste der Gefühle. Bin aber natürlich nicht allwissend.
Als nächstes frage ich mich aber, was diese Abmessungen sollen. 75 cm ist zu schmal für einen Bildschirm-Arbeitsplatz, da hat man noch nicht genug Tiefe für einen gesunden Betrachtungsabstand. Aber dafür drei Meter Breite wie ein Industriekapitän aus dem Wirtschaftswunder. Aber dann wieder die Bereitschaft, wegen der Kosten auf eine Billiglösung auszuweichen.
Da kannst du auch gleich zwei kürzere Schreibtische nebeneinander stellen. Oder wenn es echt in einem Stück sein muss, einfach einen Esstisch vom Ikea kaufen. Oder Küchen-Arbeitsplatte aus dem Baumarkt, mit imitiertem Holzdekor. Gibt es sogar in 90 cm Breite. 60 Euro der laufende Meter.
Als nächstes frage ich mich aber, was diese Abmessungen sollen.
Was die Tiefe angeht, habe ich mich an meiner aktuellen Tischplatte orientiert. Da ich häufig am Grafiktablett arbeite, ist der Abstand zumindest für mich okay.
Aber dafür drei Meter Breite wie ein Industriekapitän aus dem Wirtschaftswunder.
Die Fläche wird für einen Teil meiner Elektronik samt Peripheriegeräte genutzt.
Aber dann wieder die Bereitschaft, wegen der Kosten auf eine Billiglösung auszuweichen.
Es geht mir nicht um eine Billiglösung, sondern lediglich nach preiswerteren Alternativen umschaue. Für die Unterkonstruktion samt Stellmotoren habe ich bereits knapp 600 Euro ausgegeben. Da ich mich komplett neu einrichte, zum aktuellen Zeitpunkt ungern über 1.000 € nur für die Schreibtischplatte ausgebe.
Da kannst du auch gleich zwei kürzere Schreibtische nebeneinander stellen. Oder wenn es echt in einem Stück sein muss, einfach einen Esstisch vom Ikea kaufen.
Die Tischplatte soll schon an einem Stück sein, alleine schon aufgrund der besagten Unterkonstruktion. Der Tisch wird halt an meine Arbeitsweise und die räumlichen Gegebenheiten angepasst. Daher die volle Länge ausnutze.
Servus medmonk,
MDF ist nicht geeignet. Soviel vorweg ;-)
Multiplex ist genauso gut geeignet wie eine Massivholzplatte und lässt sich ähnlich be- und verarbeiten.
Multiplex ist überaus stabil und hat eine dekorative Kante durch die verschiedenen Holzschichten. Das ist also eine rein optische Entscheidung, was du gerne möchtest.
Möglich wären Leimholzplatten aus dem Baumarkt, Buche, Eiche, Akazie sind hier meist in unterschiedlichen Maßen zu bekommen. Nussbaum eher weniger ...
Die Platten im Baumarkt haben allerdings keine durchgehenden Lamelle, wies der Schreiner fertigen würde, sondern sind keilverzinkt. Das tut der Qualität keinen Abbruch, ist auch nur ne optische Sache. Wobei der Schreiner natürlich generell eine bessere Qualität liefern wird, als Fabrikware aus dem Baumarkt.
Ich würde die Oberfläche auch ölen, weil das optisch und haptisch die edelste Oberfläche gibt. PNZ, Osmo oder Zweihorn haben tolle, auch biologische, Öle im Programm.
Richtig verarbeitet gibt eine geölte und/oder gewachste Oberfläche keine Fettflecke. Wenn man zuviel aufträgt bzw. den Überschuss nicht gründlich abnimmt, wird die Oberfläche speckig und trocknet nicht durch.
Ich habe hier zb ein Pult, behandelt mit Hartwachsöl, auf dem sich allerlei Andenken wie Bilder, Malereien etc. befinden. Die liegen dort seit Jahren. Da wird nichts fettig. Man muss nur ordentlich arbeiten.
Lack ist zwar widerstandsfähiger, aber ich finde da geht Zuviel vom Holz verloren. Ein weiterer Vorteil von Öl und Wachs, man kann partiell ausbessern bzw. mal auffrischen. Das geht mit lackierten Oberflächen nicht.
Mit Epoxi habe ich keine Erfahrung.
Was lackmäßig noch ginge, wäre Naturholzeffektlack. Zb von Clou.
MDF ("Spanplatte") scheidet m.E. schon mal aus, es sei denn in laminierter Form, wie z.B. die Küchenarbeitsplatten. Da gibt es eine große Auswahl an Dekors, allerdings vornehmlich in 60 cm Breite. Da gibt es aber sicher Firmen, bei denen man die auf Maß bestellen kann mit der gewünschten Umleimung. 4 cm halte ich für eine Schreibtischplatte eher für zu dick. Für einen Schreibtisch würde ich eine Dickkante nehmen, keine runde Postformingkante. Eine 4 cm dicke, 75 cm breite und 3 m lange Platte ist so schwer, daß man sie kaum noch transportieren kann und im Treppenhaus und in der Wohnung kaum noch um die Ecke kriegt, das nur zur Erinnerung. Eine 3 m-Platte muß m.M.n. an den Enden und in der Mitte unterstützt werden, sonst hängt sie durch ihr hohes Eigengewicht durch. Multiplex ist sehr formstabil, bei Echtholz kommen ohnehin nur verleimte Platten in Frage. Die müßtest Du beide aber noch oberflächenbehandeln (schleifen und lackieren). Geöltes Holz ist m.M.n. für einen Schreibtisch ungeeignet, weil es Fettflecken auf Papier hinterlassen kann.
MDF = Medium Density Fibre Board = Spanplatte. Die werden auf riesigen, kontinuierlich arbeitenden Conti-Doppelband-Pressen, z.B. von Siempelkamp, in einer Breite von meistens 3 m hergestellt. Holz wird zu Spänen zerkleinert, mit Bindemittel vermischt, kontinuierlich auf dem Band der Presse zugeführt und bei >230° C unter hohem Druck zwischen 2 umlaufenden Stahlbändern zu Platten gepreßt. Danach werden sie automatisch abgelängt und zum Kühlen in einen Fächer geschoben. Ich bin selbst schon mehrfach an solchen Pressen gewesen. Insofern stimme Ich Dir zu, daß Du ein Klugscheißer bist.
Musst du mir nicht erklären, ich arbeite seit 20 Jahren beim größten Hersteller für Holzprodukte in Europa und die Platten laufen 50m neben mir vom Band. MDF sind Faserplatten mit einheitlichen Aufbau und haben nichts mit einer Spanplatte zu tun welche in drei Schichten mit Mittelschicht und Deckschicht produziert werden. Wir reden hier von zwei verschiedenen Produkten (Faserplatte & Spanplatte). Kritik sollte man abkönnen ohne gleich überheblich kontern zu müssen. Dein Wissen ist hier leider nicht richtig! Vielleicht bei der nächsten Werksführung besser zuhören!
MDF =Mitteldichte Faserplatte
Spanplatte = wie der Name schon sagt "Span"!
Hier siehst du den Unterschied (unten zwei mal Spanplatte, darüber ist MDF): MDF, HDF & Spanplatten ★ Qualität für Profis bei Holz Junge (holz-junge.de)
Sorry noch vergessen: 3m breite Platten wirst du nicht sehr leicht finden. Die Standardbreite beträgt 2,07m und Standardlänge beträgt 5,61m. Ansonsten hätten die Hersteller leichte Probleme wenn jede LKW-Ladung ein Sondertransport wäre da die Platten breiter sind als die maximal zulässige Breite die ein LKW haben darf (ganz abgesehen von der Ladefläche).
4 cm halte ich für eine Schreibtischplatte eher für zu dick.
Die Dicke der Platte ist eher zweitrangig, viel wichtiger ist mir die Nutzfläche von 300 x 75 cm. Wenn die Platte am Ende "nur" 2 cm dick wäre, kann ich mit leben.
und im Treppenhaus und in der Wohnung kaum noch um die Ecke kriegt, das nur zur Erinnerung.
Danke für den Hinweis, die Probleme habe ich jedoch nicht. Ich wohne Souterrain mit großen Fensterfronten. Mit der Platte geradewegs in meine Wohnung komme.
Eine 3 m-Platte muß m.M.n. an den Enden und in der Mitte unterstützt werden, sonst hängt sie durch ihr hohes Eigengewicht durch.
Als Unterbau würde ich mehrere Füße verwenden. Sprich außen und mittig, so das alles gescheit gestützt wird.
Die müßtest Du beide aber noch oberflächenbehandeln (schleifen und lackieren).
Wenn geöltes Holz eher ungeeignet ist, wie sieht mit Epoxidharz aus?
Wegen genau diesem Problem habe ich mich für Leimholz entschieden. Richtiges Holz aber doch nicht irrsinnig teuer.
Danke für den Tipp, an Leimholz habe ich noch gar nicht gedacht. Ich werde mich dahingehend auch mal umschauen. Lässt sich Leimholz ebenso gut mit einer Fräse bearbeiten? Vielleicht auch mit einer CNC beim Tischler?
Klar! Ich habe für zwei Platten aus Buche von 140 und 100 x 70 ungefähr einen Hunderter bezahlt. Dann geschliffen und lackiert und geschliffen und lackiert und geschliffen und lackiert (bis die Oberfläche mir gefallen hat)
Man kann so eine Platte natürlich auch einfach ölen, aber das war für mich nicht widerstandsfähig genug.
Hallo,
die vermutlich einfachste Variante wäre es zu einer Arbeitsplatte aus dem Küchenbereich (Spanplatte) zu greifen mit einem 0,6mm Laminat. Ein Standardformat wäre hier 4100x900x38mm. Gibt es als Postforming (abgerundete Vorderkante) oder als Modell 100/1,5 mit einer 1,5mm starken ABS-Kante als Vorderkante. Die Enden kann man mit einer einfachen Bügelkante versehen. Den Zuschnitt auf das gewünschte Maß kann Vorort im Baumarkt erledigt werden. Damit hat man eine geschlossene und widerstandsfähige Oberfläche.
SG
Hi Rosswuscht,
vielen Dank für deine ausführliche Antwort. Wie ich bereits geschrieben habe, bin ich in den Thema nicht so drin. Genau deshalb im Vorfeld entsprechende Informationen einhole, was geht und was eher nicht.
Das weiß ich und großen Respekt vor diesem Handwerk habe. Da ich mich aktuell komplett neu einrichte, halt, schaue, wo ich vielleicht etwas sparen kann. Für mich daher naheliegend, anstelle von Massivholz auf andere Platten umzusteigen.
Jo3591 hat geschrieben, das geöltes Holz auf Papier Fettflecken hinterlassen kann. Wie siehst du das als gelernter Schreiner? Ich habe auch schon über eine Oberflächenbehandlung mit Epoxid-Harz nachgedacht. So das am Ende ein Mix aus Holz, Epoxid-Harz und Stahl entsteht.