Schlechtere Lehrer durch Lehrermangel?

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Eine Referendarin hat bereits gute 5 Jahre zwei Fächer PLUS Pädagogik / Didaktik studiert UND erfolgreich ihr erstes Staatsexamen abgelegt. Das ist also alles andere als eine irgendwie unqualifizierte Kraft!

Wenn du eine Note nicht nachvollziehen kannst, geh also hin und frag nach! Dass man bei manchen Lehrkräften mit den Erklärungen besser als bei anderen zurechtkommt, ist ebenfalls recht normal. Hier muss man dann eben dort, wo es nicht so gut passt, Wege suchen und finden, wie man sich den Stoff trotzdem draufpackt!


Ari887 
Beitragsersteller
 24.11.2023, 21:17

Ok danke, dass war mir nicht bewusst. Tut mir leid. Der Schwerpunkt liegt bei dieser Frage aber eigentlich eher darauf ob schlechtere Lehre eingestellt werden durch Lehrermangel. Vieleicht kann ich sie auch einfach nicht leiden...

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HappyMe1984  24.11.2023, 21:27
@Ari887

In einigen Bundesländern werden aufgrund des Lehrermangels Quereinsteiger eingestellt. Dabei handelt es sich in der Regel um Personen, die einen Masterabschluss oder ein Diplom in einem bestimmten Fach, aber dieses nicht auf Lehramt studiert haben. Diese Quereinsteiger bekommen dann oft einen kurzen Intensivkurs von ein paar Wochen zu Pädagogik, Didaktik und Methodik, dürfen dann direkt unterrichten und besuchen begleitende Kurse ähnlich dem Seminar im Referendariat parallel dazu. Auf diesem Weg können sie meistens dann auch die sogenannte Lehrbefähigung erhalten, also als "volle" Lehrkäfte zukünftig eingestellt und bezahlt werden.

Aber auch dabei handelt es sich eben keineswegs um den Pförtner, der jetzt den Mathe-LK unterrichtet, sondern ebenfalls um hochqualifizierte Fachkräfte, die neben ihrer eigentlichen fachlichen Laufbahn das Unterrichten oben drauf noch lernen!

Es wird also trotz Lehrermangel immer noch sehr stark darauf geachtet, dass Kinder und Jugendliche von wirklich hochqualifizierten Personen unterrichtet werden. Da werden wirklich keine großen Kompromisse gemacht.

Auf einem anderen Blatt steht allerdings schon gefühlt immer, ob die geforderten Qualifikationen auf dem Weg vor die Klasse wirklich das im Fokus haben, was eine Lehrkraft in erster Linie braucht. Also, ob der Fokus nicht zu stark auf Fachwissen und zu wenig auf persönlicher Eignung liegt. In diesem Fokus wird auch immer wieder diskutiert, ob die Gewichtung von Fachstudium und Pädagogik und Co. im Studium in einem geeigneten Verhältnis steht.

Aber das ist eine Diskussion, die es schon lange vor dem eklatanten Lehrermangel gab, vor dem wir aktuell stehen. Und vermutlich auch eine, wo sich nur sehr langsam, wenn überhaupt, etwas ändern wird, wenn man sich anschaut, wie lang die schon geführt wird...

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Johannax32  24.11.2023, 22:01
@Ari887

Weil diese Darstellung so auch Quatsch ist. Ein Ref hat Lehramt studiert. Im/vor dem Lehramtsstudium entscheiden sich die angehenden Lehrkräfte für ihre spätere Fächerkombinationen. Entscheidet sich z.B. dafür, dass er später Mathematik unterrichten möchte, muss er hierfür u.a. Unimodule mit Mathematikstudenten belegen und deren Klausuren bestehen. Mit einem Mathestudium ist dieser geringe Anteil nicht vergleichbar. Neben den späteren Unterrichtsfächern müssen Pädagogik und Didaktik-Module belegt und bestanden werden. Mit einem Pädagogikstudium ist aber auch das nicht vergleichbar.

Ein Ref hat also (idR) nur einen Studiengang studiert und nicht 5.

Ich habe Medizin studiert, nicht Orthopädie, Neurologie, Psychiatrie, usw. Das sind lediglich Module des Studiums.

Das ist also alles andere als eine irgendwie unqualifizierte Kraft!

Ref-Anleiter behaupten gerne, dass rund 90% der Refs ungeeignet für den Lehrberuf wären^^ Die Wahrheit liegt irgendwo dazwischen, weil zum Lehren mehr als nur Fachwissen nötig ist. ;)

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HappyMe1984  24.11.2023, 22:15
@Johannax32

Ich hab selbst mal Grundschullehramt studiert. Neben der Grundschuldidaktik, wo Mathe, Deutsch und Sachunterricht enthalten waren, musste ich auch noch ein sogenanntes studiertes Fach belegen. Das war bei mir ev. Theologie.

In diesem Bereich mussten wir im Grundstudium die gleichen Seminare, Vorlesungen, Tutorien und Co. belegen wie diejenigen, die das auf Diplom, Magister oder Lehramt an anderen Schulformen studiert haben. Analog galt das übrigens für die Lehrämtler für andere Schulformen auch für ihr zweites Fach!

Erst im Hauptstudium gab es minimale Unterschiede zwischen dem, was Lehrämtler und die mit dem Ziel Diplom machen mussten. Lass das mal so 1-2 Vorlesungen plus Hausarbeiten gewesen sein...

Den Modulcharakter, den du beschreibst, findet man nur im Bereich der Pädagogik / Didaktik / Psychologie im Lehramtsstudium. Da geht es echt nur um ein paar Vorlesungen mit Klausuren, die man im Laufe der 9-10 Semester besuchen muss (wir Grundschuldidakten hatten da mehr, weil diese Themen bei uns in unserem zweiten Fach - der Grundschuldidaktik - natürlich eine zentrale Rolle spielten). Diese Themen stehen dann erst im Ref im Fokus.

Aber die beiden Fächer, die man im Lehramt studiert, studiert man schon nahezu vollständig auf Diplom- bzw. Masterniveau! Und genau das ist ja einer der Kritikpunkte am Aufbau der Lehrerausbildung - zu viel Fokus auf Fachliches, zu wenig auf methodisches (und all die anderen Aspekte drumherum, die Elternarbeit und Co. immer mehr erfordern würden...).

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Johannax32  25.11.2023, 14:25
@HappyMe1984

Offensichtlich hast du meine Einwände nicht verstanden und es bestätigen sich auch hier die Vorurteile über (Grundschul-) Lehrer...

Es steht jedem frei, den Aufbau der einzelnen Studiengänge, die benötigten Module und deren Umfang nachzusehen und zu vergleichen ;)

z.B. hier: https://tu-dresden.de/zlsb/lehramtsstudium/im-studium/studiendokumente/ab_WiSe_2023_24_lehramt-an-oberschulen

65 ECTS entfallen hierbei jeweils auf eines der späteren Unterrichtsfächer. Etwa 30 ECTS sind bei den meisten Studiengänge für die Leistung eines Semesters vorgesehen. Vergleichbar ist die Leistung bestenfalls somit mit 2 Semestern z.B. eines Theologiestudiums. Auch in der Kombination ist die Leistung eher weniger mit einem 2-Fach-Bachelor zu vergleichen (da zu wenige ECTS). Hinzu kommt, dass eben nicht alle Module des Theologieteils mit den Theologiestudenten gemeinsam absolviert werden, weshalb die 65 ECTS nicht mit 65 ECTS eines Theologiestudiums zu vergleichen sind. Ob die Bezeichnung "nahezu vollständig" zutreffend ist, können wir gerne gesondert diskutieren (aber dann mit einem 2-Fach-Bachelor und nicht mit einem B+M oder Diplom!). MMn kommt diese Beschreibung schon eher an die Realität an als die Behauptung, dass ein Relilehrer ein Theologiestudium abgeschlossen hätte.

Aber nun gut: Ich habe absofort auch nicht "nur" Medizin, sondern Orthopädie, Neurologie, Psychiatrie, Genetik, Biologie, Physik, Biochemie, usw. studiert^^

Ich hab selbst mal Grundschullehramt studiert.

Ich lasse mich von solchen Angaben nicht beeindrucken. Was glaubst du, wie viele "Ärzte" es hier gibt, die einfachste Dinge nicht wissen und bei denen die Vermutung naheliegt, dass sie sich nur als Ärzte ausgeben? Eine "Onkologin", die nicht weiß, dass durch eine Vorsorgeuntersuchung (z.B. Mammografie) Frühstadien einer (Krebs-) Erkrankungen entdeckt werden und eben nicht die Krebsentstehung verhindert wird, macht sich verdächtig. Eine "psych. Psychotherapeutin", die behauptet, dass alle mit Depressionen akut suizidgefährdet wären und deshalb Zwangsmaßnahmen inkl. Zwangseinweisung und Zwangsmedikation und ggf. Fixierung nötig wären, ebenso. Beide Fälle habe ich mir nicht ausgedacht. Und beide haben es zum Community-Experten geschafft, weil sie sich aggressiv genug durchgebissen haben.

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HappyMe1984  25.11.2023, 17:06
@Johannax32

Was genau soll dein Link zum Studium für Oberschulen ab dem Wintersemester 23/24 mir jetzt genau sagen? Und was soll der über Menschen, die dieses Studium nicht jetzt erst beginnen, sondern es bereits abgeschlossen haben, aussagen? Zumal du auch noch einen der Studiengänge rausgepickt hast, die bereits auf Bachelor/Master umgestellt wurden. Also sehr frisch reformiert, eventuell sogar in eine gute Richtung, aber eben dann doch eine ganze Ecke entfernt von dem, was viele, die dieses Studium in der Vergangenheit absolviert haben, darin erlebt haben.

Kann es sein, dass du deine eigenen Fähigkeiten und dein eigenes Wissen etwas überschätzt? Also, wenn du Ärztin bist, wieso genau glaubst du, dass dich das auch zu einer Expertin für das Schul- und Bildungssystem macht? Weil du mal zur Schule gegangen bist?

Und hast du echt noch nicht verstanden, was genau hinter dem "Experten"-Status hier bei GF steckt?

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