Sachen von verstorbenen tragen?

5 Antworten

Ich verstehe das schon, denn was soll die Mutter mit der Kleidung sonst machen? Ewig im Kleiderschrank aufbewahren und warten, bis sie Staub fangen? Das hat doch keinen Sinn. Kleidung oder materielle Gegenstände haben keinen Wert, es zählt nur die Erinnerung und die gemeinsame Zeit.

Wenn sich die Freundinnen ihrer Tochter einige Klamotten nehmen, dann hat die Mutter weniger Arbeit um das Zeug loszuwerden. Die Mutter trauert und dabei hat sie auch viel zu tun. Wenn einige Sachen einfach mal wegkommen, dann entlastet man die Mutter,, weil sie sich nicht mehr darum kümmern muss.

Ich möchte noch erwähnen:
Mein herzliches Beileid. Es tut mir leid, dass ihr einen Trauerfall im Freundeskreis habt. Ich wünsche euch von Herzen alles Gute.

Hallo Holzeimer,

dass die Mutter die Kleider verteilt, finde ich normal und schön; das ist für sie wohl auch eine Form von Trauerarbeit.

Wenn Du diese Kleider nicht tragen willst, weil sie entweder einfach nicht deinem Stil entsprechen oder du nicht die ganze Zeit denken magst: Das hat meiner Freundin gehört (und vielleicht auch: Ich habe das nur, weil sie tot ist / Ob sie wollen würde, dass ich das jetzt trage? usw.), dann passt es für Dich einfach nicht, da finde ich es sehr ok, wenn Du nein sagst.

LG

Wiyana

Hallo!

Mein aufrichtiges Beileid.

Ich stehe deswegen zwar gelegentlich in der Kritik, aber ich trage tatsächlich Kleidung, die Verstorbenen gehörte. Finde es auch nicht anstößig. Ich habe in meiner Wohnung auch noch jede Menge größere und kleinere Möbel von meinem Opa und meinem Großonkel stehen, und auch mein Fernseher stammt noch von meinem Opa. Das Gerät funktioniert tadellos und ich richtete mir die eigene Wohnung damals grad ein, keiner in der Familie brauchte zu der Zeit sonst einen Fernseher, warum hätte ich das entsorgen sollen?

Mein Opa und mein Großonkel hatten dieselbe Kleidergröße wie ich ------> bei meinem Opa kümmerte ich mich um die Auflösung des Hausstands und ich habe vieles, gerade in Sachen Anzug/Krawatte/Hemden oder Jacken, übernommen, weil mein Opa nur sehr gute Kleidung trug, es mir zu schade zum Wegwerfen war, Geld nicht auf Bäumen wächst und ich den Platz habe. Teilweise waren es 1-2mal getragene Anzüge sowie nie benutzte Krawatten, das wollte ich weder wegwerfen noch dubiosen Organisationen überlassen und ich denke mir ------> mein Opa hätte sich gefreut.

Bei meinem Großonkel war etliches noch original verpackt und hochwertigste Stricksachen wollte ich auch nicht wegwerfen... mein Großonkel war jemand, der nicht aufs Geld achten musste und dahingehend mal für 1000 D-Mark drei Pullunder gekauft hat, ohne dass es ihm was ausmachte ---> dann trug er manches auch nur recht selten, sodass auch hier jede Menge neuwertige Kleidung vorhanden war. Hemden, Pullunder, Westen, zwei komplette Anzüge und zwei Sakkos habe ich von meinem Großonkel übernommen, ebenso hatte er dutzende neue Socken, die ich erstmal aus der Verpackung nehmen musste. Alles teure Ware, die ich als sparsamer Mensch auch nicht wegwerfen wollte. Aus diesem Schrank bedienten sich dann bei uns auch alle Männer in der Familie von meinem Bruder über meinen Cousin, der das Meiste bekommen hat und auch trägt, bis zu meinen Onkels. Jeder fand was, entsorgt wurde echt nur irgendwelches entweder uraltes oder wirklich aus den 70ern stammendes Zeug, das man heute so eigentlich bestenfalls auf Vintagepartys tragen kann -----> auf die wir nicht gehen. Aus dem Haushalt wurde alles in der Familie aufgeteilt, nur was wirklich defekt war oder was wirklich keiner gebraucht hat ging weg; einen Sat-Receiver, einen Fernseher und diverse Küchengeräte habe ich verschenkt, seinen 5er-BMW (den ich gestern wieder mitsamt dem Käufer beim Rewe sah!) haben wir noch verkauft.

Ich finde das nicht schlimm - es ist besser so, dass das Zeug noch jemand braucht und wertschätzt, als dass es im Container landet und irgendwelchen suspekten "Organisationen", die ohnehin in der Kritik stehen, beim Vermehren ihrer Reichtümer dient.

Außerdem war es mir persönlich als "Verwalter" beider Massen auch wichtig, dass die Dinge nicht irgendwo verscheuert oder bei Ebay für einen Euro versteigert werden, sondern dass jemand sie bekommt, der Freude dran hat was ich dann auch mitbekomme. Es wäre auch im Sinne der Verstorbenen gewesen ... und ganz sicher freut sich die Mutter der verstorbenen Freundin auch darüber, wenn ihr die Kleidung mit Freude tragt und die Möbel nutzt -----> so wie ich mich jedes Mal freue, wenn ich den BMW, der meinen Großonkel 15 Jahre lang treu begleitet hat, bei dem Nachbesitzer sehe, der dran Freude hat und das Auto so ordentlich behandelt wie mein Großonkel es getan hat.

Woher ich das weiß:eigene Erfahrung

Wiyana  29.09.2018, 12:29

Hallo rotesand,

danke für deinen Text!

Noch was zu den Organisationen: Da lohnt es sich sicher, hinzuschauen, aber ich würde nicht alle in einen Topf werden. Bei uns im Dorf gibt es z.B. einen kleinen Verein, alles von Freiwilligen betrieben, die Kleider sammeln und zu einem symbolischen Preis an Sozialhilfeempfänger weiter geben (das reicht nicht mal für die Miete der Garage, wo sie die Sachen lagern und verteilen); oder in der nächsten Stadt gibt es verschiedene Brockenhäuser, die mit sozialen Institutionen gleich vor Ort verbunden sind, die mit dem Erlös finanziert werden.

Dass auch da mal was "danebengeht", kann man bestimmt noch ausschliessen, trotzdem denke ich, dass die einen wichtigen Job machen und gebe ihnen nicht mehr gebrauchte Kleider gern weiter.

LG Wiyana

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Ich finde es völlig ok, solche Sachen anzunehmen. Ist eine schöne Erinnerung.

Das nennt man erben und ist das normalste von der Welt.