Rotes Gold in mittelalterlicher Literatur
Ich lese gerade das Nibelungenlied und Gold wird oft als rot beschrieben. Zum Beispiel die Szene mit Hagen und dem Fährmann:
"Nun holt mich hier, Ferge" sprach der Degen gut,
"so geb ich dir von Golde einen Ring gar rot."
Handelt es sich dabei um die Gold- Kupfer Legierung die heutzutage als rotes Gold, handelt es sich dabei um eine Beschreibung die nur auf den Nibelungenhort zutrifft, dass also nur das Gold des Nibelungenhorts als rot beschrieben wurde, oder war im 12 Jahrhundert Gold noch keine Farbe, weshlab man es mit Rot beschrieb.
6 Antworten
Das kann damit zusammenhängen, dass Gold in kleinen Mengen schon seit frühen Zeiten bei der Trinkglasherstellung benutzt wurde und Glas so eine rote Farbe gibt.
Mal ganz nebenbei: Es ist POESIE, und die hat dichterische Freiheit und den Drang, rhythmisch gut gebaute und sich reimende Sätze zu schaffen :)
Nun, in der Sprache meines Heimatlandes (Russland, also russisch) zwischen dem Worf für rot - krasnyj und dem worf für schön - krasiwyj nur einen kleinen unterschied. Im slawischen sind die beiden Wörter identisch, wenn also etwas in einem alten slawischen Text als "krasnyj" bezeichnet wird (Gold unter anderem), dann meinen die damit nicht dass es rot war, sondern dass es außerordentlich schön war. Ich bin kein Germanist, aber es kann sein, dass es im Mittelhochdeutschen (in dem das Nibelungenlied ja geschrieben ist) durchaus eine ähnliche Wortkonstellation gibt. Der Rote Platz in Moskau ist übrigens nicht rot sondern schön eben^^ Der hieß schon im Zarenreich so, lange vor Stalin und seinem Roten Terror. Ansonsten... wie vor mir schon gesagt wurde - es ist Poesie :D Da muss nicht alles realistisch sein. Mit einem Speer im Rücken Hagen hinterherzujagen, ihm mit einem schweren Schild fast den Schädel zu zerdeppern und anschließend einen Monolog über drei Seiten halten - DAS ist auch nicht unbedingt realistisch. Aber effektvoll.
Die Farbzuweisung wird vermutlich die Kostbarkeit des Goldes hervorheben. Wäre nur der Hort von rotem Gold, so wäre es der Ring, den der Fährmann erhält nicht, denn zu diesem Zeitpunkt liegt (soweit ich mich erinnern kann) der Hort bereits im Rhein versenkt.
Hast Du die Erwerbsgeschichte des Nibelungengoldes schon ausgeschlossen? Heutige Blutdiamanten sind fast nie rot gefärbt.
In der Heraldik wurde zwischen Farben (darunter Rot) und Metallen (Gold und Silber) unterschieden.
Oder den Eisengehalt. Eisen oxidiert in Verbindung mit Sauerstoff = Rotfärbung. Gold-Kupfer-Legierung ergibt aber auch Sinn. Gold hatte schon immer seine ganz eigene Farbe, nur konnte man die Reinheit von Gold nicht zu jeder Zeit an allen Orten so genau sicherstellen.