Romantische Motive und Merkmale in Schneewittchen?
Hey, ich muss bald eine Art „Mini-Unterricht“ für meinen Kurs erstellen; wir sollen das auf die Romantik beziehen und ich habe als Thema die Werke der Gebrüder Grimm bekommen. Davon habe ich mir das Volksmärchen „Schneewittchen“ ausgesucht.
Meine Frage ist, was für typische Merkmale und Motive der Romantik in dem Märchen vorkommen? Ich hab schon einige aufgeschrieben, z. B. Naturverbundenheit, das Spiegelmotiv, Weltlfucht und das Übernatürliche, Mystische.
Gibt es sonst noch welche?
Und noch eine Frage: Zählt das „Scheinsterben“ und Wiederaufwachen Schneewittchens als Schwellenmotiv? Ich war mir nicht ganz sicher.
2 Antworten
Weitere Motive der Romantik liegen im Unheimlichen (Gift, Bedrohung), Psyche und Individuum (Neid der Stiefmutter, Selbstfindung von Schneewittchen), dem Absoluten (Schneewittchen als ideale Schönheit), Reise und Sinnsuche, am Ende Sehnsucht und Liebe.
Der dreimalige Zustand zwischen Leben und Tod bzw. Bewusstlosigkeit, also Wirklichem, Bewusstem einerseits und Unbewusstem, Traumhaften andererseits gehört bestimmt zum Schwellenmotiv wie auch der gläserne Sarg.
vielen Dank! Ich habe mir das mit der Psyche auch überlegt und habe später meine Lehrerin gefragt, ob ich es mitreinnehmen darf. Sie hat aber gemeint, dass das die Grenze zwischen der Hochromantik, in der Schneewittchen geschrieben, und der Schwarzen Romantik verwischen würde und dass die Töne der Schwarzen Romantik eher im Film vorkommen als in dem Originalmärchen selbst. Trotzdem danke! :)
Für einen solchen Vortrag ist auch die Frage interessant, wieso man sich in der Romantik überhaupt für Märchen (Grimm) und Volkslieder (Brentano-Arnim) interessiert hat:
warum hat man in der romantik sich für märchen und lieder interessiert
In der Romantik war das Interesse an Märchen und Liedern eng mit den zentralen Ideen dieser Epoche verbunden. Die Romantik war eine Reaktion auf die Aufklärung und die Industrialisierung und legte großen Wert auf das Gefühl, das Individuum, das Unbewusste sowie die Verbindung zur Natur und zu alten, oft volkstümlichen Traditionen. Es gab mehrere Gründe, warum Märchen und Lieder besonders in dieser Zeit geschätzt wurden:
- Flucht vor der Rationalität der Aufklärung: Die Romantiker wollten sich von der vorangegangenen Ära der Aufklärung abgrenzen, die sehr rational und wissenschaftlich geprägt war. Märchen und Lieder, die oft Fantasie, das Übernatürliche und Emotionen zum Thema hatten, boten eine Möglichkeit, diese rationale Welt zu verlassen und in eine Welt der Imagination und des Gefühls einzutauchen.
- Verbindung zu Volkstraditionen: Viele Romantiker fühlten sich vom Volkstum und den alten Traditionen angezogen. Märchen und Lieder, die oft mündlich überliefert wurden, repräsentierten eine authentische Volkskultur, die nicht durch die moderne Gesellschaft oder die Wissenschaft entstellt worden war. Sie stellten eine Verbindung zur Vergangenheit her und bewahrten die volkstümlichen Erzählungen und Lieder als wertvolle kulturelle Erbes.
- Sehnsucht nach einer idealisierten Vergangenheit: Märchen und Lieder entführten die Menschen in eine Welt der Fantasie, in der alles möglich war und die oft ein Idealbild von einer besseren oder einfacheren Zeit darstellten. Inmitten von Industrialisierung und gesellschaftlichem Wandel wünschten sich viele Romantiker eine Rückkehr zu einer harmonischen, naturverbundenen Zeit.
- Kunst als Ausdruck des Unbewussten und der Emotionen: Die Romantiker legten großen Wert auf das Individuum und seine innere Welt, auf die subjektive Wahrnehmung und die tiefen Emotionen. Märchen und Lieder ermöglichten es, diese inneren Gefühlswelten und das Unbewusste auszudrücken. In Märchen gab es oft archetypische Figuren, die emotionale und psychologische Konflikte widerspiegelten.
- Vermischung von Realität und Fantasie: Märchen und Lieder waren ein hervorragendes Medium, um die Grenzen zwischen Realität und Fantasie verschwimmen zu lassen. Sie brachten die Romantiker in Kontakt mit einer Welt, in der das Übernatürliche und das Realistische nebeneinander existierten, was gut zu der romantischen Vorstellung passte, dass beide Dimensionen der Wirklichkeit wichtig sind.
Zusammenfassend lässt sich sagen, dass Märchen und Lieder für die Romantiker eine Möglichkeit waren, das Gefühl, die Fantasie und das Volkstum zu feiern und sich von der übermäßigen Rationalität und den Veränderungen der modernen Welt abzuwenden. Sie halfen dabei, eine tiefere Verbindung zu sich selbst, zur Natur und zur kulturellen Vergangenheit herzustellen.
(ChatGPT)