Rollstuhl mal ausprobieren?
Manchmal werde ich als Rollstuhlfahrerin gefragt , wie es den so ist im Rollstuhl zu sitzen? Ich finde das immer schwer zu erklären, weil es ja oft Situationsabhängig ist.
Denke mir oft , aber sage es nicht , die müssten es mal selber ausprobieren.
Was für Antworten würde ich bekommen wenn ich es sagen würde?
7 Stimmen
9 Antworten
Ehrlich gesagt liebäugele ich manchmal mit so einem Krankenfahrstuhl. Ich habe manchmal etwas Probleme mit der Hüfte und würde gern mal so eine Karre probefahren. Da gibt es doch nicht nur die klassischen Rollstühle, sondern auch die bunten Krankenfahrstühle mit Sektglashalter und Sonnenschirm. Wäre doch mal ganz spaßig, fix voranzukommen, ohne sich abzumühen.
Allerdings würde ich nicht mit dem immer dazugehörigen Leiden tauschen wollen.
Aber das ganze Drum und Dran, wie man nachher die Treppe hochkommt, wie man nicht so einfach in den Bus steigen kann usw. ist nicht so doll.
Man kann auch nicht nachfühlen, wie es einem Blinden geht, wenn man mit einem Blindenhund spazieren geht.
Bin ja nun selbst seit 8 Jahren (Hilfe, wie die Zeit vergeht) Rollifahrerin und hatte aber berufsbedingt als Physio früher Kontakt. Mehrheitlich allerdings zu den Standartrollis. Hatte keinen einzigen Patienten mit Aktivrolli. Ich konnte mir früher nie vorstellen, wie man damit zurecht kommt (und kann es, was die Standartrollos angeht bis heute nicht verstehen. Da käme ich keinen Meter weit).
Meinen Rolli haben mehrere schon ausprobiert. Die Mehrheit war überrascht, wie leicht man sich fortbewegen kann.
Die lustigste Erfahrung hatte ich in einer Reha. Ein Pfleger wollte ihn mal ausprobieren. Nun ist besagter Pfleger ein kräftiger junger Mann und mein Rolli mit E-Motion sehr sensibel eingestellt für mich, die alles andere als kräftig ist.
Er machte ne doppelte Drehung um die eigene Achse und landete vor den Füßen vom Chefarzt auf dem Boden.
Der wiederum meinte nur mit einem lachen: "Herr Meyer (fiktiver Name) nimmt mal wieder die Bude auseinander"
Ich war so dankbar, daß sich meine Mutter nicht geziert hat, in den Rollstuhl zu gehen- zeitweise- Weil wir dadurch noch sonstwas unternehmen konnten!!. Meine Oma hingegen? "auf keinen Fall" -bloß keinen Rollstuhl- ich kann ja noch laufen"-bloß ihr Radius war echt gering.
Ich selbst würde einen Rollstuhl nutzen, wenn ich dauerhaft gehbehindert bleiben sollte,. aber halt nur zur Ergänzung. Ich brauche den ansonsten nicht, kann wieder laufen, auch wenn die Erst"behandler"alles getan haben, um mich dauerhaft in den Rollstuhl zu bringen
Aber , es selber ausprobieren als generelle Lösung taugt nur teilweise was, weil DU kennst Deine Wege, wirst Deine Wohnung entsprechend eingerichtet haben, wobei mir die Höhe einer bestimmten Bordsteinkante erst mit Gehbehinderung klar wurde.
Aber ich bin soooo extrem froh, daß ein anderes Krankenhaus, die entsprechende Behandlung (nach Diagnose) veranlaßt hat. Leider ziemlich lange Wartezeit mit Querschnittssyndrom.
Zumindest ich habe diese Erfahrung nach einer Rücken-OP gemacht, - und kam eigentlich ganz gut damit klar!
Du wirst, wie bei allen, vollkommen unterschiedliche Reaktionen bekommen!
Ich hab eine Zeitlang - OHNE BEHINDERUNG - Rollstuhlbasketball gespielt. Einfach weil nicht genug Rollifahrer da waren und das an unserer Schule normal war. Ja, beim Spielen machts natürlich Spaß sich so einer extra Herausforderung zu stellen. Aber nach dem Spiel steht man auf und geht seiner Wege.
Also wird auch einer der "mal ausprobiert" daraus nichts lernen, was er sich vorher nicht auch so schon hätte denken können.
Erfahrungen sammeln, hilft schon Verständnis zu schaffen.