Richtiger Umgang mit respektlosen Jugendlichen in Bus und Bahn?
Hey Leute,
eine Sache beschäftigt mich seit einigen Tagen.
Ich bin männlich, 35 jahre alt, grundsätzlich harmoniebedürftig, stehe "mitten im Leben", bin seit 10 jahren erfolgreich Selbständig, habe eine erfüllende Beziehung zu einer sehr lieben Frau seit über 5 Jahren, und fahre regelmäßig mit öffentlichen Verkehrsmitteln.
Ich würde mich selbst als "junggeblieben" bezeichnen, bin generell eher liberal als konservativ. Ich habe lebhafte Erinnerungen an meine eigene Sturm und Drang-Zeit, versuche reflektiert durchs Leben zu gehen und die Dinge "richtig" zu machen.
Innerhalb der letzten Wochen hatte ich zwei Situationen während meiner Busfahrten nach der Arbeit mit jungen Teenagern, die mich gedanklich und auch emotional nachhaltig beschäftigen, zumal beide in relativ kurzem Abstand zueinander stattgefunden haben.
Ich fahre häufig durch diverse Metropolen und bin Einiges gewohnt, von Betrunkenen über Fußballfans zu Partyvolk, alles soweit normal. Über ein gewisses Maß an Unruhe muss mMn. hinweg gesehen werden, wenn man sich auf das Abenteuer "Bus und Bahn" einlässt.
Die Situationen in Frage ereigneten sich in unserer beschaulichen Kleinstadt, nach Feierabend, in einem Rahmen der nicht mit, beispielsweise, der Kölner Innenstadt am Samstagabend zu vergleichen ist. Und was mich nachhaltig beschäftigt ist nicht etwa die Störung als solche, sondern der respektlose Umgang mit mir nach meiner Ansprache.
Situation eins: eine Gruppe sehr junger Mädchen, frühes Teenageralter, ist laut, quatscht herum, lacht. Okay. Plötzlich hochfrequentes Kreischen ohne Grund. Okay, ignorieren. Dann erneut. Ich habe versucht was zu lesen, drehe mich also um und bitte bestimmt, aber nicht aggressiv, um Mäßigung. Offenbar ein Fehler, denn das wurde als Herausforderung verstanden und die Situation verschlimmerte sich, meine Bitte nach Ruhe wurde mit Spott, Häme, Trotz und vielen Provokationen beantwortet. Ich war innerlich sehr aufgebracht und wurde im Ton schärfer, habe versucht das Prinzip von gegenseitigem Respekt zu verdeutlichen und stieß damit auf taube Ohren, ehe ich mich versah war ich mitten in einem giftigen Streitgespräch mit fremden Personen, die über 20 jahre jünger sind als ich, noch dazu weiblich, insgesamt sehr schwierig. Es löste sich auf, als die jungen Damen ausstiegen.
Hat mich schwer aufgeregt, aber bald hatte ich es vergessen.
Dann kürzlich Situation zwei: Diesmal männliche Teenager, ebenfalls sehr jung, hinter mir sitzend. Ich lese, und bemerke wie Wasser auf meinen Platz spritzt. Es war regnerisch, also dachte ich es wäre vielleicht durchs Fenster gekommen. Als es wieder spritzt, merke ich, dass ich offenbar von hinten mit einer Wasserpistole bespritzt werde. Da das ein sehr viel offensiveres Verhalten als Situation eins war und die Jugendlichen männlich, drehe ich mich um und sage in recht scharfem Ton, dass sie es bitte sein lassen möchten mich zu beschießen.
Woraufhin ich wieder beschossen werde. Ich habe die jungen Leute regelrecht angefahren, laut aber bedacht, ich habe auch Drohungen ausgeprochen, ich habe darauf spekuliert dass eine gewisse verbale "Einschüchterung" ausreichend sei um dieses Verhalten zu unterbinden. Die Reaktion der jungen Leute ist es, über das ich heute noch nachdenke.
Der augenscheinlich Jüngste (pre-pubertär, kindliche Erscheinung, maximal 13-14 Jahre alt) hat eine Art sarkastisches Weinen vorgespielt um mir zu vermitteln dass er nichts von dem gesagten ernst nimmt. Ich bin daraufhin verbal sehr ausgerastet, habe ihn angebrüllt und beschimpft, die Gruppe hat sich während dessen weiterhin untereinander über mich hinweg unterhalten und nichts von dem ernst genommen.
Einem etwas größer gewachsenem, maximal 15-16 jährigem der Gruppe hab ich daraufhin gesagt, das ich vermute, dass sein gesamtes Sicherheitsgefühl darauf basiert, dass er davon ausgeht, dass ICH mich meinerseits an die Regeln unserer Gesellschaft halte und ihm NICHT mit der Faust ins Gesicht schlage, obwohl ich gerne würde, während er sich bewusst und aktiv über unsere Regeln hinweg setzt.. Ich habe ihn gefragt, ob er versteht, wo hier das Problem läge. Er sagte, das könne man nicht vergleichen. Ich fragte ihn, mit welchem Recht ER festläge, welche Grenzüberschreitung legitim ist und welche nicht. Das war in meinem Zorn die vernünftigste Sache, die ich tun konnte.
Gedanklich und noch Tage später habe ich diese Kinder verprügelt und krankenhausreif geschlagen, und hier haben wir mein Problem: Gewalt liegt mir fern, ich bin überzeugt wer schlägt, hat keine Argumente mehr , und so bin ich nicht.
Aber was tun wenn keinerlei Ansprache wirkt ? Wenn keinerlei Respekt vor erwachsenen Fremden da ist und es offensichtlich ist wer der Aggressor ist ? Einen Einzelnen Vorfall hätte ich nicht weiter bedacht aber nun gehe ich davon aus das weitere Vorfälle passieren können und suche nach Strategien.
Google sagt mir (natürlich) das Problem läge im Elternhaus. Damit kann ich aber in der akuten Situation wenig anfangen.
4 Antworten
Versteh ich absolut und ehrlich gesagt, wäre ich zu ängstlich gewesen, um dieses provozierende asoziale Pack überhaupt anzusprechen, weil ich häusliche Gewalt und Gewalt in der Schule erlebt habe. Jede Form von Aggression löst bei mir eine Panik aus, die mich in eine Schock-Starre versetzt.
Von daher danke ich Dir für Deinen Mut, um sie überhaupt anzusprechen und auf Ihr abnormales Verhalten hinzuweisen.
Für mich wäre es kein Problem, wenn Du sie auch körperlich zurechtgewiesen hättest. Allerdings verstehe ich auch, dass Du Dich nicht mit Gewalt wehren willst und dazu weiß man ja auch nicht mehr, ob man in der nächsten Situation abgestochen wird, sobald man was sagt. Eine verbale Diskussion kann heute sehr schnell zu schwerwiegenden Folgen führen.
Also Hut ab für Deinen Mut und Deine Vorgehensweise. Vielleicht einfach beim nächsten Mal die Polizei und das Jugendamt hinzu holen.
In meinen Augen hast Du absolut richtig gehandelt und ich wüsste selbst nicht, was Du für die Zukunft besser tun kannst.
Es gibt Kids, die wissen, wie man sich in der Öffentlichkeit verhält. Für mich war es scheinbar etwas mehr als nur die Überprüfung der eigenen Grenzen.
"Normaler Zustand" in Bus und Bahn. Reden bringt da absolut nichts (hatt ich selber mal versucht). Im schlimmsten Fall: sich einfach woanders hinsetzen, ist die Bahn voll, die nächste nehmen, spart zumindest Nerven. Früher hatten sich noch ab und an die Straßenbahnführer eingemischt bzw. mal was gesagt, und sind dann einfach nicht mehr weiter gefahren, das macht heute aber keiner mehr. Betritt man die Bahn, sieht man junge Leute die die Füße auf den Sitzen haben, alles normal geworden. Und so sehen dann die Sitze auch aus..
Bahn fahren ist und bleibt ein Alptraum. Vieles muss man ignorieren, anderes wieder nicht. Wenn man persönlich angegangen wird, und sei es von 13 Jährigen mit einer Wasserpistole, ist das etwas was man ansprechen sollte - für mich eine Frage der persönlichen Integrität . Respekt will vermittelt werden, nur nach den richtigen Methoden suche ich
Das ist der Gruppenaspekt oder die 'Idee', man könne nicht belangt werden. Bei mir war's vorgestern ein Mopedfahrer - pubertär - mit frisiertem extrem lauten Motor und der Absicht, damit möglichst viele Menschen zu belästigen.
Beim ersten mal ärgert man sich - Hauptstr., beim zweitenmal wird es mehr (Fußgängerzone) und dann noch eine Kurve und wieder zurück!
Die anderen - z.B. - älteren Menschen - sind dem ausgeliefert wenn sie nicht gleich offizielle Beamte herbeizitieren wollen was sie dann zudem noch Zeit kosten würde.
Also selbst was tun denn sobald der runter ist von seinem Lärmobjekt ist er 'verwundbar' also hinterher und ihm nach in die Hauseinfahrt. Ein paar passende Worte und er verschwand im Haus - dann war Ruhe.
Sind viele zusammen meinen sie auch, es gäbe keine Konsequenzen - irren sich da bei mir jedoch regelmäßig. Man kann da recht viel bewirken - muss halt verbal durchgreifen.
Vor allem Lärm geht garnicht - und übrigens auch nicht von pubertierenden Möchtegernexperten die Extremwetterkönig spielen wollen...
Würde meine Strategie 'Motivation zur Selbstbeobachtung' nennen. Gibt dabei häufiger das Phänomen, dass sie sich dann gegenseitig verantwortlich machen bzw. jeder optimal dastehen will - also bei mir funktioniert das.
Einfacher gesagt: Nach dem Sinn der jeweiligen Aktion fragen - ein wenig psychologisch kommunizieren - bei mir funktioniert's...
Genau das hab ich versucht - und mich dabei vermutlich angehört wie meine Lehrer früher, nur lauter. Gewirkt hat es nicht. Gibt's zwischen dem und der Faust noch ein Mittelding ?
Muss es geben sonst bekommt man nochmehr Wut über verschwendete Zeit und Geld. Vermute, mein 'Fehler' ist dass ich mich nicht beleidigen lasse - Worte treffen mich nur wenn sie von wertvollen Menschen stammen die ich gut kenne.
Also selbst ein paar Beleidigungen austeilen - ich mach mich doch nicht schmutzig... ;)
Für mich ist es (im Geist) wie ein Spiel - wie gewinne ich ohne in zusätzliche Konfrontationen verwickelt zu werden. Habe mit meiner wertvollen Zeit wirklich anderes zu tun... (Am Ende darf man sich auch noch selbst belohnen weil man eben nicht 'runtergezogen wurde in einen dann anhaltenden Konflikt - wie gesagt Zeit und Geld sind es nicht wert...).
Ich verstehe absolut wie du dich fühlst, obwohl ich wohl noch zur von dir erwähnten Altersgruppe gehöre. Ich Versuche mich von diesen Menschen aber gedanklich wie physisch zu distanzieren.
Was genau du machen kannst, da bin ich mir leider nicht sicher; ich Frage mich oft woher denn diese Respektlosigkeit kommt und der unermüdliche glaube derer daran, dass es keine Konsequenzen seitens ener höherer Autorität gibt (die es natürlich dann doch früher oder später geben wird, spätestens spiegelt sich das im (nicht-)Berufsleben wieder). Womöglich sind sogar die vorherigen Generationen irgendwie schuld daran wobei ich den Haken bzw den genauen Fehler einfach nicht finden kann.
Ich wäre wohl in einer noch hilfloseren Position als du, wäre ich in gegebener Situation.
Der beste Rat den ich dir geben kann
1. Setz dich weg oder
2. Nimm selber eine Wasserpistole mit
Keines von beiden wäre für mich realistisch, da ich leider dazu neige entweder in tränen auszubrechen oder laut werde (was nichts bringt)
Da ich ebenfalls das Problem mit Gewalt-denken vs. Gewalt-Verwirklichung habe (und ich eigentlich auf Recht und Gerechtigkeit baue und sehr Harmonie-liebend bin) wüsste ich nicht was ich tun sollte außer mich ebenfalls von einer Gruppe Menschen zu umgeben.
Mit denen ist auch nicht zu diskutieren, Spar dir da deinen Atem und deine Zeit weil die haben keine Ahnung was die hälfte der Worte bedeutet die du angegeben hast.
Hoffe das hilft zumindest irgendwie ein bisschen.
LG Toby
Unrecht im öffentlichen Raum MUSS immer angesprochen werden. Das man sich das nicht immer traut, kann ich auch verstehen, man soll sich nicht selbst in Gefahr bringen.
Das war kein asoziales Pack, das waren Kids die ihre Grenzen austesten.
Damit haben wir den Knackpunkt:
Bei Asozialem Pack setzen wir uns lieber weg WEIL wir Angst hätten, abgestochen zu werden. Die haben ihre persönliche Grenze längst sehr hoch angesetzt. Dem 14-Jährigen der noch aussieht als wär er 9 Jahre alt würde vermutlich eine klassische Respektschelle noch weiterhelfen. Das lehne ich aber ab, auch wenn mein Impuls mir was anderes sagt.
Hier ist die richtige Strategie gefragt und die suche ich