Rettungssanitäter nach dem Abitur?

3 Antworten

Rettungssanitäter ist in Deutschland keine anerkannte Berufsausbildung sondern eine mindestens 520 Stunden umfassende theoretische und praktische Qualifikation, die nach den Rettungsdienstgesetzen (RDG) der Bundesländer zur Wahrnehmung von bestimmten Aufgaben im Rettungsdienst berechtigt. Rettungssanitäter kommen demnach in allen Bundesländern in der Notfallrettung als zweite Personen auf Rettungswagen zum Einsatz, d.h. sie unterstützen am Notfallort den Notfallsanitäter oder momentan auch noch den Rettungsassistenten bei der Versorgung von Notfallpatienten und sind zugleich auch Fahrer des Rettungswagens (Achtung: hierfür, wird eine Fahrerlaubnis der Klasse C1 benötigt!). Desweiteren, betreuen Rettungssanitäter im qualifizierten Krankentransport eigenverantwortlich Patientinnen und Patienten, die keine Notfallpatienten sind aber aufgrund ihres medizinischen Zustandes einer medizinisch- fachlichen Betreuung und/ oder der Ausstattung eines Krankentransportwagens bedürfen. In manchen Bundesländern berechtigt die Qualifikation auch noch dazu, das Notarzteinsatzfahrzeug als Fahrer zu besetzen, zum Teil jedoch nur mit mindestens zwei Jahren Beeufserfahrung auf dem Rettungswagen. Die Qualifizierung zum Rettungssanitäter umfasst mindestens 160 Stunden Rettungssanitäter- Grundlehrgang mit Prüfung, 160 Stunden klinische Ausbildung (i.d.R. 80 Stunden Anästhesie/OP und 80 Stunden Notaufnahme oder Intensivstation), 160 Stunden Praktikum im Rettungsdienst an einer genehmigten Lehrrettungswache und mindestens 40 Stunden Rettungssanitäter- Abschluss-/ Prüfungslehrgang mit schriftlicher, mündlicher und praktischer Abschlussprüfung zum Rettungssanitäter. Die Qualifizierung muss i.d.R. selber bezahlt werden, außer man macht ein freiwilliges soziales Jahr (FSJ) im Rettungsdienst, dann wird sie finanziert, dafür, ist man aber 12 Monate in Vollzeit tätig und wird lediglich mit einem "Taschengeld" entlohnt. Da es keine Berufsausbildung ist, bringt es auf dem Weg zum Arzt nicht's.

Der Rettungsassistent (RettAss, RA) war eine zweijährige Berufsausbildung nach dem Rettungsassistentengesetz (RettAssG) und ehemals die höchste nichtärztliche Qualifikation im Rettungsdienst. Er wurde mit Wirkung zum 01.01.2014 durch das neue Berufsbild "Notfallsanitäter*in" abgelöst, der Neubeginn einer Ausbildung zum Rettungsassistenten, ist seit dem 01.01.2015 nicht mehr möglich!. Rettungsassistenten werden nach und nach über eine staatliche Ergänzungsprüfung zu Notfallsanitätern weiterqualifiziert.

Der Notfallsanitäter (NotSan, seltener NFS) ist eine dreijährige Berufsausbildung nach dem Notfallsanitätergesetz (NotSanG) und der "Ausbildungs- und Prüfungsverordnung für Notfallsanitäterinnen und Notfallsanitäter" (NotSanAPrV). Im Einzelnen, umfasst die Ausbildung 1.920 Stunden Unterricht an einer staatlich anerkannten Schule nach Anlage 1 NotSanAPrV, 1.960 Stunden praktische Ausbildung im Rettungsdienst an einer genehmigten Lehrrettungswache nach Anlage 2 NotSanAPrV und 720 Stunden praktische Ausbildung in verschiedenen Fachbereichen (insbesondere Anästhesie/OP, Notfallaufnahme und Intensivstation) eines geeigneten Krankenhauses. Die Ausbildung schließt mit einer staatlichen Prüfung ab, die aus drei schriftlichen Aufsichtsarbeiten, einer mündlichen Prüfung und vier realitätsnahen Fallbeispielen, in denen der Prüfling nachweisen muss, dass er die in §4 des Notfallsanitätergesetzes definierten Aufgaben der Notfallversorgung beherrscht, besteht. Entsprechend ihrem Ausbildungsziel, kommen Notfallsanitäter*innen als verantwortliche Fachpersonen, sogenannte Transportführer auf Rettungswagen in der Notfallrettung zum Einsatz. Sie versorgen eigenverantwortlich Notfallpatient*innen und wenden dabei auch in der Ausbildung erlernte und beherrschte heikundliche/ invasive medizinische Maßnahmen wie das Verabreichen von Notfallmedikamenten an. Ist ein Notarzt beteiligt, sind sie dessen direkte Assistenzperson und führen ärztlich veranlasste Maßnahmen selbstständig durch. Die Ausbildung zum Notfallsanitäter ist sehr begehrt (bundesweit durchschnittlich 10 Bewerbungen pro Ausbildungsplatz) und vorhandene Ausbildungsplätze, werden bevorzugt an Rettungssanitäter mit ein- bis zwei Jahren Berufserfahrung vergeben.

Mfg

Woher ich das weiß:Studium / Ausbildung – Rettungsdienst🚑, sehr großes Interesse an Notfallmedizin.

Ein FWD wird für das Erreichen der FHR beispielsweise nicht anerkannt.

Von Experte Rollerfreake bestätigt

Mahlzeit!

Als Einstieg, ob dir das Thema "Medizin als Beruf" überhaupt passt, ist der RS schon mal eine super Idee.

Um auf deine Fragen einzugehen:

Ich wohne in Gelsenkirchen. Wo zur Hölle mache ich meine Schulung wenn es 100 Ausbildungsschulen gibt?

Ja, da hast du Recht, hier im Ruhrpott (Hallo Nachbar!) gibt es zig Rettungsdienstschulen mit mehr oder weniger gutem Ruf. Ich persönlich würde dir die Schule "NPI" (notfallpädagogisches Institut) in Essen-Rüttenscheid empfehlen. Dort habe ich 2014 den schulischen Teil der RA- Ausbildung besucht und war begeistert. Zu dem Thema ist aber zu sagen: das ist eine Frage des Geschmackes!

unterscheidet man zwischen Rettungssanitäter und Rettungsassistenten?

Der RS ist eine Qualifikation über 520h, welche keine anerkannte Berufsausbildung darstellt, ungeachtet dessen kann man mit dieser Qualifikation als Hauptamtlicher RS eine sozialversicherungspflichtige Stelle antreten. Der RA ist eine anerkannte Berufsausbildung, welche man aber seit dem 31.12.2014 nicht mehr beginnen kann. Der RA wurde vom Notfallsanitäter abgelöst. Der grobe Unterschied besteht aus einem Jahr längerer Ausbildung und das die Ausbildung als duale Ausbildung parallel in Schule, Krankenhaus und Rettungswache stattfindet. Den RA konnte man als selbst zahlender Kunde völlig selbstständig an einer Schule und anschließend in einem Jahrespraktium erlangen. Im Endeffekt unterscheiden sich RS, RA und NFS in den freigegebenen Kompetenzen im Einsatz. Allerdings wird bei jeder Feuerwehr hier im Ruhrpott ein eigenes Süppchen gekocht. Dort wo ich arbeite, darf der RS einen venösen Zugang legen, in der Nachbarstadt nicht einmal der NFS.

Gibt es Schulungsgänge oder Träger bei denen man auch bezahlt wird während der Schulung?

Ja, im Rahmen eines FSJ oder BFD bei einer sogenannten Hilfsorganisation (DRK, ASB, JUH, MHD). Diese sind teilweise in den öffentlichen Rettungsdienst eingebunden und setzten dafür die oben genannten Kräfte ein. Eine exotische Lösung "um drei Ecken" ist das Erlangen des RS in der freiwilligen Feuerwehr und der ehrenamtlichen Einheiten des Katastrophenschutzes bei den genannten Hilfsorganisationen. Allerdings ist man dann meistens an Verpflichtungen, die teilweise über einige Jahre gehen, gebunden. Der kostengünstigste Weg ist über ein FSJ oder BFD, allerdings ist das in meinen Augen reine Ausnutzerei! Du arbeitest ein Jahr für ein Taschengeld von wenigen hundert Euro für diese Organisationen, welche sich mit dem Krankentransport und Sanitätsdiensten die Taschen voll machen. Das stellt allerdings meine eigene Meinung dar. Ich würde dir dazu raten, den Kurs auf eigene Rechnung (ca. 1500€ zu machen) und dann sofort in einer Vollzeitstelle Geld zu verdienen.

Laut Internet heißt es Ausbildungsdauer 3-9 Monate. Wie würden 3 Monate kompakte Ausbildung aussehen ?

Die Ausbildung dauert sogar recht exakt 3,5 Monate (in Vollzeit):

-vier Wochen Schule: Grundausbildung in Anatomie, Physiologie, Pathophysiologie, Recht, Organisation, praktischen Übungen, recht wild durcheinander und für einen Medizinneuling schon mal echt anstrengend.

-vier Wochen Krankenhauspraktikum: Dienste in der Notaufnahme, auf der Intensivstation und in der Anästhesieabteilung: erlernen der Maßnahmen am echten Patienten, Überhaupt der Umgang mit Menschen, Medikamentenkunde, Auswertung und Überwachung von Vitalzeichen, EKGs, Erlernen und Übern von invasiven Maßnahmen, also Intubation, Venenzugang legen, Beatmung mit Beutel, etc. Welches Krankenhaus sich als Praktikumsplatz anbietet, kann man unterschiedlich sehen: in großen Häusern hast du unheimlich viele Patienten, unheimlich viele Fachgebiete, eine ganze Menge Operationen pro Tag, einen Schockraum, der ggf. sogar vom Rettungsdienst mit Polytrauma, Reanimation etc angefahren wird, aber dafür auch Studenten und eine Menge Pflegeschüler, welche auch alle "einen Platz am Patienten haben wollen". Zum Beispiel im Bergmannsheil Bochum oder Gelsenkirchen wirst du definitiv ein Polytrauma in der Notaufnahme mitbekommen. In kleinen Häusern hingegen hast du meistens weniger "Andrang an lernwilligen aller Art" und kannst dafür alle Maßnahmen in aller Ruhe, aber dafür mit deutlich weniger Variablen selbst machen.

-vier Wochen Rettungswachenpraktikum: das vertiefen der erlernten Maßnahmen im echten Rettungsdienstalltag steht auf dem Plan, man wird durch die Besatzung mit der man fährt und durch Praxisanleiter an alle Maßnahmen, Einsatztaktik, die benutzten Geräte herangeführt, sieht viele Notfallbilder in der Realität.

-eine Woche Prüfungsvorbereitung und Prüfung: die erlernten Kenntnisse werden in schriftlicher, mündlicher und praktischer Prüfung abgefragt.

bei Hochschulstart für Anerkannte Berufstätigkeiten/Ausbildungen steht : ,,  Bitte beachten Sie: Einschlägige Berufstätigkeiten können nur ab einer Mindestdauer von 12 Monaten berücksichtigt weden. Stichtag für das Erreichen der Mindestdauer ist für ein Sommersemester der 31. Januar des Jahres; für ein Wintersemester für alle Bewerber*innen der 31. Juli des Jahres.“ Heißt das also dass eine Rettungssanitäter Schulung mit 9 Monaten nicht angerechnet wird?

Da er keine anerkannte Berufsausbildung darstellt, wäre meine Antwort auf diese Frage: nein.

Findet ihr, dass wäre der Richtig Weg zu einem guten Arzt. Obwohl ich mit 21 Jahren mein Abitur erst beende ?

Meines Erachtens nach ja. Im Rahmen der Qualifikation zum RS lernst du den klinischen und präklinischen Alltag oberflächlich kennen. Ob du überhaupt mit Verletzungen, Verstorbenen, Stresssituationen, dem spontanen, manchmal intimen Kontakt mit wildfremden zu Recht kommst.

Ein freiwilliger Wehrdienst (11.Monate) wird auch angerechnet. Macht das nicht auch Sinn? Oder vllt beides für die schlussendliche Zulassung + TMS ?

Dazu kann ich dir leider keine Antwort geben, aber das Schwarmwissen hier wird dir dazu schon eine Antwort liefern.

Woher ich das weiß:Berufserfahrung

OMGALUL 
Beitragsersteller
 18.11.2021, 18:23

Ich danke dir sehr für dieses ausführliche Antwort ! Danke 🙏

1
OMGALUL 
Beitragsersteller
 18.11.2021, 18:26

Bei Hochschulstart steht aber ,, Anerkannte Tätigkeiten/Ausbildungen: Rettungsassistent

0
iwaniwanowitsch  18.11.2021, 20:17
@OMGALUL

Hm du hast aber doch nach dem RS gefragt. Da du den RA eh nicht mehr erlangen kannst, fällt dieser ja raus. Insofern verstehe ich den Hintergrund dieses Kommentares nicht ganz.

0