Reife belastet mich?
Ich bin 24, ich bin sehr reif für mein Alter und es belastet mich in meiner Fähigkeit intime Beziehungen zu Menschen führen zu können. Ich habe in meiner frühsten Jugend Buddhas höhere Lehrreden gelesen (Abhidhammapitaka), mich mit der buddhistischen Theorie des Sterbens beschäftigt (Bardo Thodröl), eine Naturwissenschaft studiert und habe dadurch wohl insgesamt eine sehr abgeklärte Haltung auf die Realität erworben. Ich hatte in meinem Leben noch keine intime Beziehung. Meine erste und bislang einzige Bekanntschaft bestand mit 18 zu einer 32 jährigen Frau. Gleichaltrige oder jüngere Frauen interessieren mich nicht. Ich mag keine Partys, ich lehne jegliche Drogen ab, Konsum, Klima, Nachhaltigkeit und Politik langweilen mich und damit habe ich gefühlt keine Bezugspunkte zu meiner Generation. Ältere Frauen faszinieren mich. Sowohl von der Möglichkeit her ernstere Gespräche zu führen und einen tieferen zwischenmenschlichen Kontakt zu haben, als auch sexuell. Einerseits stoße ich auf Verständnis; besagte 32 Jährige entgegnete mir z. B. dass ich mit 18 emotional reifer als ihr 40 jähriger Ex sei, andererseits finde ich einfach keine Partnerin. Viele sagen mir, ich sei zu jung. Bei denen, die sich eine romantische Beziehung zu mir vorstellen konnten, scheiterte es an den völlig verschiedenen Lebensabschnitten (weniger Gehalt, kein eigenes Auto, nicht mobil usw.). Dann gibt es auch viele ältere Frauen, die bereits Kinder haben, ich möchte aber eigene Kinder haben und keine Fremden großziehen.
Ich fühle mich in meinem Alter und der damit verbundenen Lebenssituation und in meinem Körper gefangen. Ich würde so gerne ausbrechen und mit einem Schlag 40 sein. Ich bin am Verzweifeln, wenn ich ältere Frauen begehre und deren Männer sehe, die nichts als Bier, Autos und Fußball im Kopf haben und gleichzeitig weiß, dass diese Frauen nichts von mir wollen, weil ich in ihren Augen nur ein Jungspund bin. Ich fühle mich meiner Generation nicht zugehörig und die Generation, mit der ich meiner Reife entsprechend eher etwas anfangen kann, akzeptiert mich nicht. Ich weiß nicht was ich tun soll, es fühlt sich an, als würde ich einfach durch das Leben fallen und ich finde keinen Halt.
3 Antworten
Das Problem kommt mir sehr bekannt vor.
In meiner Ausbildung, die ich mit 16 begann, hatte ich wegen Fachkräftemangel ca. 95% meines Alltages nur mit Ü45 Kontakt. Die Arbeitsbedingungen in einer größeren Industrie mit diesem Mangel kannst du dir dementsprechend vorstellen: sehr schlecht. Hinzu kam, dass ich homosexuell bin, was dann dazu führte, dass ich parallel zu der Zeit meine Gedanken sortieren musste. Während andere mit 16 darüber nachdenken, wo und mit wem sie nächstes WE ausgehen, musste ich zuerst meinen Kopf aufräumen. Corona war in meinem Leben deswegen sogar ein kleiner Segen. Ich hatte nämlich genug Zeit und Ruhe all das zu sortieren.
Unter solchen Umständen, wie bei mir, wird man automatisch selbstsicherer, selbstbewusster, frecher, sarkastischer und teilweise sogar herabfallendender* gegenüber anderen Mitmenschen.
(* Meist über diejenigen, die sich offensichtlich nicht reif verhalten.)
Schlussfolgerung: Alle, die mich nicht kennen, denken ich sei zwischen 28-32, obwohl ich erst 21 bin.
Und das ist glaube ich zumindest die Ursache:
Je mehr ,,Mist" man erlebt oder je mehr man sich über das Leben Gedanken macht, desto reifer wird man geistig. Ein sehr starker Indiz dafür, dass du anderen schon sehr weit voraus bist, ist z.B. die Tatsache, dass du dein Verhalten hier kritisch und offen hinterfragst. Andere Menschen kämen nicht einmal auf die Idee darüber auch nur 10 Sekunden nachzudenken.
Anhand meines Kommentares sollte dir die Antwort nun in den Sinn kommen: geistige Reife ist unabhängig vom Alter :)
Ich weiß, dass klingt einfach daher gesagt, aber glaubst du, dass es im höheren Alter anders ist? In meiner Ausbildung habe ich gelernt, dass es sowas wie "erwachsen sein" nicht gibt. Es gibt nur die Erfahrung, die man sich gegenseitig teilt. Ob du diese Erfahrung durch Erkenntnisse in Büchern findest oder so wie ich in der Ausbildung, spielt dabei keine Rolle. Das ist keine Schwäche, sondern eine Stärke!
Ich bin mir sicher, dass du schon bald irgendwann irgendwo den richtigen Partner und gute Freunde finden wirst, die auch zu dir passen. Sich darüber Gedanken zu machen bringt (aus meiner Erfahrung) gar nichts. Am Ende bleibt nämlich trotzdem die Frage offen, warum?
Weder du, ich noch sonst wer können dieses Warum beantworten. Selbst wenn wir es täten wären es nur Hypothesen. Also warum Energie vergeuden, um eine Hypothese zu finden?
Lange Antwort, aber das hilft bestimmt :D
Danke, für die verständnisvolle Antwort.
Anhand meines Kommentares sollte dir die Antwort nun in den Sinn kommen: geistige Reife ist unabhängig vom Alter :)
Das ist ein wichtiger Gedanke. Es gibt natürlich auch kindische Erwachsene und reife Jugendliche. Ich hatte so wie du auch eher eine schwierige Kindheit/Jugend. Die Kollegen machen sich über Partys und Spiele Gedanken und man selber macht sich über ganz andere Sachen einen Kopf. Aber vielleicht bin ich auch selber ein bisschen zu harsch und sollte nicht alle in meinem Alter über einen Kamm scheren.
Wenn du schon so viel mit Älteren zutun hast, bist du bestimmt einfach schon mehr in der Realität angekommen und weißt, dass es genauso auch Alte gibt, die unreif sind. Vielleicht fehlt mir einfach dieser alltägliche Kontakt zu Älteren und ich stelle sie mir als ein Ideal vor, was aber so gar nicht existiert.
Ja, du hast Recht. Am Ende bringt es nichts sich Gedanken zu machen. Positiv bleiben und weitermachen. Und dabei weniger in Kategorien denken.
Das ist ein Fall, der nach professioneller Hilfe schreit. Nimm sie in Anspruch!
Und was Deine Reife betrifft: da gibt es wohl eher einen Mangel als zuviel.
Dich! - Was ich zu Deinem Posting zu sagen hatte, sollte doch klar genug gewesen sein. Du kannst Dich an meinen Rat halten, oder es auch lassen. Ganz, wie Du magst
Ich hoffe auf einen Rat von Personen, die sich entweder in meine Lage versetzen können oder ähnliches selber empfunden haben. In einer solchen Form zu einem Therapeuten-Besuch aufzurufen, ist kein Rat, sondern in erster Linie ein Ausdruck der Ablehnung.
Bissle Größenwahn, begegne einfach jeden Menschen auf Augenhöhe, dann klappt das auch.
Ich Meditiere auch seit 20 Jahren aber du hast den Buddhismus nicht ganz kapiert.
Ich kann mir vorstellen, dass sich diese Frage größenwahnsinnig anhören mag, ich möchte aber betonen, dass es mir nicht darum geht mich aufzuspielen. Anders kann ich meine Gefühle nicht ausdrücken.
Ich sags mal so, ich bin mit meiner Frau seit 20 Jahren zusammen, auch davor hatte ich nie Probleme und ich werde immernoch angebaggert. Ich bin hochbegabt aber halte keiner Frau vor - ich bin klüger als du.
Mir kommt es so vor als ob du das machst.
Was findest du am problematischsten?