Quartparallelen?

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Eine Quarte ist kein Dreiklang, das geht überhaupt nicht. Eine Quarte ist der Abstand zwischen zwei Tönen (lalü), hier zwischen zwei Stimmen. Und parallel bedeutet, daß dieser Abstand beibehalten wird, daß also beide Stimmen miteinander aufwärts oder abwärfs steigen.

Ist mit Vorsicht zu genießen,  klingt "besonders".


TheStone  21.04.2016, 17:40

Dafür, dass das deiner Meinung nach was besonderes ist, kommt das aber inflationär häufig vor...

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PurpurSound  22.04.2016, 00:34
@TheStone

Hier sollte man deutlich die zweistimmigkeit von der drei- und mehrstimmigkeit trennen.

In der zweistimmigkeit ist es eher ein "kunstgriff" der etwa sakral-mittelalterliches flair bewirken will (s. Organum). In der schulmässigen zweistimmigkeit gar gilt die r4 als dissonanz und geht allenfalls als nebennotenbildung (z b. Vorhalt).

In der dreistimmigkeit kommen quartparallelen schon im frühen fauxbourdon zwischen oberstimmen vor (weitgehende parallelführung von sextakkorden) und sind kein problem. Zwuschen den unterstimmen allerdings sind sie auch hier mit bedacht einzusetzen und zu behandeln...

Lg max

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Hooks  22.04.2016, 13:23
@TheStone

Das kommt immer auf den Musikstil an, den man bevorzugt.

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PurpurSound  22.04.2016, 14:23
@Hooks

Völlig klar, hab hier auch nur grundsätzliches benannt. Der kreativität sind natürlich keine grenzen gesetzt, aber man sollte -wie bei jedem handwerk- dennoch immer im griff haben was man tut :-)

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TheStone  30.04.2016, 05:57
@PurpurSound

"In der schulmässigen zweistimmigkeit gar gilt die r4 als dissonanz und geht allenfalls als nebennotenbildung (z b. Vorhalt)." 

Das liegt aber nicht an der Parallelführung sondern an der Quarte zwischen Bassstimme und einer beliebigen anderen Stimme, die, wie du bereits sagst, bestimmten Stimmführungsregeln unterworfen ist (und zwar, weil es sich dann dabei entweder um einen Quartsextvorhalt oder um einen Wechselakkord handelt, der eben korrekt aufgelöst werden muß...)

Sobald der Basston nicht mehr an der Quarte beteiligt ist (was logischerweise nur dann möglich ist, wenns mindestens drei Stimmen gibt) ist die Quarte kein Problem. 

Bei der Antwort ging es allerdings um die Parallelführung von Quarten und sobald die Quarte in den Akkorden an sich okay ist, ist es auch deren Parallelführung.

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Quartparallelen sind parallel geführte Quarten, also zwei Töne im Abstand einer Quarte, deren melodischer Verlauf übereinstimmt. Im klassischen Tonsatz gelten Quartparallelen als unproblematisch, d.h., sie sind erlaubt.

Melodische Wendungen in Quartparallelen werden heute oft als "chinesisch" klingend bezeichnet.

In Dreiklängen kommen Quarten nur in der ersten oder zweiten Umkehrung vor, nicht aber in der Grundform. In der ersten Umkehrung ("Sextakkord") haben vorkommende Quartparallelen in der europäischen Musikgeschichte sogar eine sehr große Bedeutung, nämlich im Zusammenhang mit sog. "Sextakkordketten" und dem "Fauxbourdon". Dies war eine um 1430 aus England kommende Harmonisierungsform für Melodien, die in Kontinentaleuropa sehr beliebt wurde. Dabei wurde eine Melodie mit lauter Sextakkorden (= Dreiklänge in der ersten Umkehrung) unterlegt, so dass eine ganze Kette von solchen Sextakkorden entstand, beispielsweise so:

C - D - E - D - C
G - A - H - A - G
E - F - G - F - E

Auf diese Weise entstanden lauter Dreiklänge, deren oberster Ton als Melodieton auch immer der Grundton des Akkordes war. Zwischen der obersten und der mittleren Stimme steht die Quarte, die solchen Passagen ihren "herben" Klang verleiht, während der unterste Ton den Akkord zum vollen Dreiklang ausfüllt. Derartige Parallelführungen von drei Stimmen hatten schon damals den Vorteil, dass sie im Sinne der Kompositionsregeln nicht verboten waren. Wenn die Musikpraxis des 15. Jahrhunderts auch keinen Parallelgesang, sondern die Unabhängigkeit aller Stimmen voneinander ("Polyphonie") als musikalisches Ideal verfolgte, so bewirkte der "Fauxbourdon" um 1430 eine fundamentale Umgestaltung der Kompositionspraxis, deren Ergebnis die frühe "Frankoflämische Vokalpolyphonie" im 15. Jahrhundert war.
Als musikalisches Stilelement wurde der "Fauxbourdon" aber weiterhin gepflegt und wurde schon gegen Ende des 15. Jahrhunderts mit "Alter", "Härte" und "Schmerz" assoziiert (Vgl. z.B. die charakteristische Vertonung des Wortes "Elend" am Ende des Liedes "Innsbruck, ich muss dich lassen" von Heinrich Isaak). Bis ins frühe 19. Jahrhundert wurden Sextakkordketten mit ihrem charakteristischen Klang verwendet, doch sie ab der frühen Barockzeit allmählich ihre Schmerzenssymbolik verloren. Ein gutes Beispiel des 18. Jahrhunderts ist z.B. der Beginn des Sanctus in der h-Moll - Messe von Johann Sebastian Bach, dessen "Sanctus"-Rufe im Chor als Sextakkordketten vertont sind. Auch in W.A. Mozarts Symphonie A-Dur (Nr. 29; KV 201) erscheint im ersten Satz in der Reprise (= kurz vor Schluss) eine markante Sequenz des Hauptthemas in Sextakkordketten.


Ein begriff aus der stimmführung, denes dort aber gar nicht gibt: 2 stimmen schreiten in reinen quarten parallel fort. Stellen -ausser im 2stimmigen satz- i.d.r. kein problem dar... lg max

Quartparallelen sollten genauso ablaufen wie Quint- und Oktavparallelen.

Die sind ja soweit ich weiß so definiert, dass eine Quinte, oder Oktave in ihrer Gesamtheit einen Sekundschritt macht.


TheStone  20.04.2016, 23:22

"Die sind ja soweit ich weiß so definiert, dass eine Quinte, oder Oktave in ihrer Gesamtheit einen Sekundschritt macht." Völlig Egal, wie groß der Schritt ist. Wenn zwischen den selben beiden Stimmen aufeinanderfolgend das Selbe Intervall, und zwar eine Quinte bzw. Oktave liegt, handelt es sich um eine Quint- bzw. Oktavparallele. 

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Babylindwurm  21.04.2016, 23:09
@TheStone

Ok, wieder etwas dazugelernt :D ich hab ja "soweit ich weiß" geschrieben, ich war mir nicht ganz sicher... aber danke, dass du das richtiggestellt hast ;)

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Beispiel im dreistimmigen Satz: e'-g'-c'' schreiten fort zu d'-a'-d'' also quartparallelen - erlaubt!