Prüfung IHK , wie läufts ab?
Hallo ihr lieben, könnt ihr mir erzählen wie die Abschlussprüfungen ablaufen ? Schriftlich und Mündliche Prüfungen . Wie viele Prüfer sind da und muss man die leute begrüßen also die Hand geben ? Fragen die alle Fragen? Könnt ihr alles erzählen bis ins Kleinigkeit? Kann mann da auch essen?
2 Antworten
Da will ich dir als Prüfer der IHK mal antworten:
Also erstmal hängt der Prüfungsablauf natürlich stark von deinem Ausbildungsberuf und der für das Berufsbild festgelegten Prüfungsordnung ab. Soviel vorweg.
Schriftliche Prüfungen laufen so, das sich die Prüfungsbewerber zum in der Einladung angegebenen Zeitpunkt am Ort der Prüfung einfinden. Das kann z.B. eine Berufsschule sein oder auch ein Jugendzentrum, eine Veranstaltungshalle, ein Hotel mit Kongress-Saal, ich hab sogar schon mal zu meiner Zeit in einer Tanzschule mit großem Ballsaal eine Prüfung geschrieben und auch dort eine beaufsichtigt. Zu guter Letzt hat natürlich die IHK auch Räume, in denen geprüft wird. In jedem Fall ein Ort, an dem genug Platz für die Anzahl der Prüfungsbewerber ist. Plant ein, dass es evtl nicht unbedingt viele Parkplätze gibt, also bereitet Euch darauf vor, irgendwo in ein Parkhaus zu müssen. Also fahrt rechtzeitig los, falls ihr ein Stück laufen müsst. Es schadet auch nicht, wenn ihr euch am Prüfungsort nicht auskennt, wenn man vorher mal einen Ausflug dort hin macht und schon mal schaut, wo man dann am Prüfungstag hin muss. Die Einladung mit der Ortsangabe kommt früh genug.
Zu Beginn wird dann ersteinmal eine kurze Begrüßungsansprache gehalten, in der ihr die "Spielregeln des Tages" ein wenig erklärt bekommt (also Handys ausgeschaltet auf den Tisch, Toilettengänge wärend der Prüfungszeit gestattet sind oder nicht, wenn ja wie und wo), es wird die obligatorische Gesundheitsfrage ("wer sich jetzt nicht fit fühlt und die Prüfung daher nicht antreten möchte meldet sich bitte JETZT und geht dann direkt zum Arzt... blabla") gestellt und erklärt, wie der jeweilige Ablauf (z.b. Pausen bei mehreren Prüfungsteilen etc.) geplant ist und welche Hilfsmittel (Gesetzbücher, Formelsammlungen, Taschenrecher etc.) zugelassen sind und welche Folgen Täuschungsversuche (also Spickzettel, das trendige Zweithandy etc.) und gröbliche Störungen des Prüfungsablaufes nach sich ziehen.
Dann dürft ihr mit der Bearbeitung der Prüfungsunterlagen loslegen. Es sind immer einige Aufsichtspersonen im Raum, die ihr bei Fragen, Wünschen oder Kummer durch Handzeichen zu euch bitten könnt. Geht nicht davon aus, dass diese Leute fachlich im Thema sind, das können auch "rüstige Rentner" sein, die sich mit der Aufsicht ein kleines Zubrot verdienen.
Mindestens ein oder zwei Fachprüfer sind - je nach Größe der Veranstaltung - aber auch anwesend oder mindestens erreichbar, die z.B. Fehler in der Aufgabenstellung, die ihr bemängelt beurteilen können. Kommt durchaus mal vor, sowas. Inhaltliche Tipps geben werden Euch die Leute natürlich keine geben. Teilweise sagen die Aufsichten wärend Eurer Bearbeitungszeit die noch verbleibende Zeit mal an. Also schaut nicht nervös zur Uhr, ihr seid nicht alleine, die Leute sind für euch da. Wenn ihr zwischendurch essen wollt: tut es leise!!!
Am Ende sammeln dann die Aufsichten die Unterlagen ein, die ihr in der Regel einfach an Eurem Platz liegen lassen dürft. Das bekommt ihr im Vorfeld aber erklärt. Das erklärt man Euch aber in der Ansprache am Anfang.
Der mündliche Teil:
Das ist tatsächlich - anders als beim schriftlichen Part sehr unterschiedlich. Ich will mal auf die IT-Prüfung eingehen, denn die kenne ich aus eigener Erfahrung sowohl als Prüfling als auch aus der Prüferperspektive:
Wir bekommen eine vom Prüfungsbewerber erstellte Dokumentation über sein Prüfungsprojekt, welches er im Betrieb in einer vorgegebenen Zeit und mit einem zuvor von ihm beantragten und von uns genehmigten Thema bearbeitet.
Diese Dokumentation wird inhaltlich und qualitativ bewertet. Das ist dann ein Teil der "mündlichen" Note. Später - und jetzt wird es dann wirklich "mündlich" präsentiert der Prüfling sein Projekt vor dem Prüfungsausschuß mit einem geeigneten Präsentationsmittel (mittlerweile hat sich bei uns PowerPoint etc. irgendwie etabliert, andere Präsentationsformen sind aber genau so zugelassen). Dafür hat er dann 15 Minuten Zeit und wird von uns auch nicht mit Zwischenfragen unterbrochen. Das ist also sein kleiner "Bühnen-Moment".
Da sich ja aus der Doku und auch aus der Präsentation meistens Fragen ergeben werden diese dann in einem anschließenden mitunter auch mal recht lockeren Fachgespräch zu dem Projektthema und vielleicht auch ein wenig links und rechts daneben, ergänzt mit ein paar Grundlagenfragen besprochen.
Am Ende wird der Prüfling dann aus dem Raum gebeten, der Ausschuß berät sich (geheim) über die Beurteilung der Prüfungsleistungen abschließend und bittet den Prüfling dann zur abschließenden Bekanntgabe des Ergebnisses wieder in den Raum.
Auch zu dem mündlichen Teil erhält der Prüfling (ich bleibe mal bei dem Begriff) vorher eine Einladung, aus der er entnehmen kann, wann er sich wo einfinden möchte. Auch wir stellen dann nochmal die "Gesundheitsfrage" und erläutern kurz, was wir so mit ihm vorhaben. Währenddessen baut der Prüfling dann sein Equipment (also meistens Laptop, ggf. Beamer etc.) auf. Dafür ist immer genug Zeit und wenn etwas klemmt helfen wir gerne, wenn wir können.
Ich will auch hier eins sagen: Es gibt keinen Grund, vor diesen Situationen Angst zu haben. Wir Prüfer und Aufsichten sind auf Eurer Seite und geben Euch immer eine faire Chance. Wir schauen lieber in freudige Gesichter, die ein Erfolgserlebnis erkennen lassen als dass wir den traurigen Blick von jemandem sehen, bei dem es (noch) nicht gereicht hat.
Wenn ihr Angst habt oder der Schuh irgendwo drückt... bitte teilt uns das mit. Wir sind alle nur Menschen und sitzen dort ehrenamtlich. Wir machen das für EUCH und helfen, wenn wir können. Keiner von uns möchte Euch ärgern oder aus Boshaftigkeit durchfallen sehen. Ganz im Gegenteil. Wenn wir auch nur erahnen, dass die Fachkompetenz da ist fragen wir an den Stellen lieber einmal mehr und vielleicht auch mal eine Minute länger. Niemand fällt - im Mündlichen - mit ein oder zwei Punkten zu wenig durch. Und wenn es darum geht, dass ihr zwischen zwei Noten steht tun wir sicher alles, um irgendwie auf die bessere Zensur zu kommen. Wir freuen uns immer für Euch, wenn wir Euren Erfolgsweg einen Moment begleiten dürfen und schütteln auch nicht gerne den Kopf.
Also freut Euch auch ein Stück weit auf die Prüfung, bereitet euch gut vor, wählt - wenn ihr es in eurem Berufsbild beeinflüssen könnt - lieber ein Prüfungsthema, in dem ihr brillieren könnt und tragt uns spannede Themen vor. Das macht uns nämlich auch Spaß. Und wir sehen davon an einem Prüfungstag ja mehrfach etwas und freuen uns, wenn mal etwas Neues kommt ;)
Viel Erfolg und habt wirklich keinen Bammel.
Matthias
Hey vielen Dank. Sie haben es sehr ausführlich erklärt :) ich hatte mich auch gefragt ob man Hände schüttelt am anfang :) natürlich wäre es kein problem ich glaub am beim mündlichen Prüfung , würde ich sogar sehr viel über mich erzählen damit die Zeit schnell vergeht 😅aber glaube so einfach ist es nicht
Die Vorstellung sollte eigentlich eher eine kurze sein. Es geht ja um die fachlichen Dinge in einer mündlichen Prüfung und nicht darum, mit Unfachlichkeit möglichst schnell "davon ab zu sein".
Sowas führt leider dazu, dass man wenig hat, was man dann im Bereich "berufliche Handlungsfähigkeit" bewerten kann und damit auch zu einer eher mäßigen Bewertung. Also lieber etwas weniger zu dir selbst erzählen (Name, Betrieb, ein bisel was zu dem Arbeitsumfeld und dann auf ins Thema... je mehr Zeit dafür draufgeht desto mehr kannst du brillieren ;))
... und hab einfach mal keinen Bammel... Prüfer sind keine Unmenschen und sind auf deiner Seite... Aufgeregt sein ist völlig normal und gehört auch ein bisschen dazu, aber es gibt echt keinen Grund, davor Angst zu haben. Ich bin aus jeder Prüfung mit dem Kopf auf dem Hals rausgekommen und als Prüfer hab ich auch noch keinen abgerissen und wüsste auch keinen Fall, in dem das passiert wäre ;) Jeder Prüfer war irgendwann mal in der selben Situation als Prüfling und kennt das daher. Die haben das was du dann machen musst auch hinter sich, sonst wären sie gar nicht geeignet zum Prüfen. Die müssen den jeweiligen Berufsabschluß nämlich selbst haben, damit sie dich prüfen dürfen.
Bei den schriftlichen Prüfungen bist du meistens in einer großen Halle, wo viele andere Prüflinge ihre Prüfungen schreiben. Da gibt es keine Prüfer, sondern nur die Aufsicht. Über eine Mikrofondurchsage wird die Zeit angegeben und was alles auf den Tisch liegen darf und was nicht. Handys müssen ausgeschaltet auf dem Tisch liegen.
Bei den mündlichen Prüfungen sitzt du einem oder zwei Prüfer(n) gegenüber, in meinem Fall war ich in einem Oberstufenzentrum und saß mit einem anderen Prüfling zu zweit in einem Klassenraum, doch jeder saß jeweils an einem Tisch mit einem Prüfer. Es kamen nicht alle Fragen ran, aber es kam fast alles dran, worauf ich mich vorbereitet hatte und zwischendurch musst du wahrscheinlich auch praktische Aufgaben absolvieren.
Händeschütteln musst du nicht und essen ist nicht erlaubt, natürlich hat das Handy dabei auch aus zu sein.
Und nein, Händeschütteln ist keine Pflicht - wenn dir die Prüfer natürlich dann zur bestandenen Prüfung gratulieren wollen aber durchaus die Kür ;)
Und essen/trinken ist kein Problem - vielleicht solltest du dir jetzt nicht unbedingt während der mündlichen Prüfung deinen Döner reinschrauben, aber beim Schriftlichen kein Ding solange es die anderen nicht stört (also den Döner oder Mettbrötchen besser nicht, das mieft dann doch ziemlich, genau so die Chipstüte vielleicht besser weglassen, macht Lärm).
Es ist aber nicht ratsam sich vorher oder währenddessen die "Fressnarkose" zu verpassen. Also iss lieber etwas leichtes. Trinken - auch im Mündlichen mal einen Schluck gegen den trockenen Mund ist völlig okay. Trink nur nicht so viel, dass du alle 10 Minunten zur Toilette musst. Das stört erstens dann doch ziemlich und nimmt dir wertvolle Zeit, die dir dann am Ende vielleicht fehlt. Und trink vielleicht etwas ohne oder bestenfalls mit wenig Kohlensäure. Ist angenehmer und zischt nicht so beim Flasche öffnen - spar dir Getränkedosen, wenn es geht, zu laut - und der Brunftschrei der liebestollen Elche rutscht dir auch nicht so schnell raus, was dann wieder andere stören könnte ;)
Prüfer sind bei den mündlichen Prüfungen mindestens 3 (mindestens ein Vertreter der Arbeitnehmerschaft (oft von den Gewerkschaften in den Ausschuß entsandt), mindestens ein Vertreter der Arbeitgeberschaft (also leitende Angestellte, Meister oder Betriebsinhaber eines Betriebes, der den jeweiligen Fachberuf braucht und ausbildet) und ein Lehrer (des Fachbereichs an einer Berufsschule) anwesend. Bei AN und AG braucht es im Prinzip auch Parität, also wenn 2 AN, dann auch 2 AG. Dadurch kommt meistens eine ungerade Zahl an Prüfern zustande (also 3,5,7... mehr ist sehr selten)
Ab und zu hast du mal jemanden vom Berufsbildungsausschuß der Kammer (also jemanden, der die Prüfer selbst beaufsichtigt, aber mit deiner Prüfung so nichts zu tun hat - ist aber in der Realität eher selten, aber durchaus möglich) oder auch mal einen Hospitanten, also quasi einen Prüfer "in Ausbildung" dabei, der halt mal schaut, wie das so funktioniert mit dem Prüfen und selbst später dann in dem oder einem anderen Ausschuß aktiv mitwirken will. Er wird dir auch keinerlei Fragen stellen und hat auch kein Mitspracherecht bei der Beurteilung. Er ist also quasi einfach nur da.
Bei dem wirst du in der Regel aber mindestens darauf hingewiesen und gefragt, ob das für dich okay ist, dass er dabei ist und du darfst - natürlich völlig ohne Einfluß auf deine Beurteilung - auch nein sagen. Dann geht der Mensch dann vor die Tür.