Protagonisten und Antagonisten in „Die Tore der Welt“?

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Ja, so etwas macht der Autor absichtlich. Ich mache das in meinen Büchern auch, wenn ich zwei Seiten beleuchten will. So kann man nämlich sehr gut die Motivation der handelnden Personen zeigen. Man muss sie nicht als bösartige, gewalttätige Monster darstellen, sondern kann sie als ganz normale Menschen zeigen. Man kann als Autor zeigen, dass Menschen versuchen, immer moralisch zu handeln. Doch das glauben sie nur. Sie denken wirklich, sie wären die moralischsten Wesen auf diesem Planeten. Aber das stimmt nicht. Sie handeln oft nur nach dem Gesetz und das kann in der jeweiligen Zeit am jeweiligen Ort sehr unterschiedlich sein. Man denke nur mal an die Nazis und deren Gesetz. Damals war es verboten, Juden zu verstecken. Danach haben die Leute gehandelt und sich eingeredet, es wäre moralisch in Ordnung, wenn sie entdeckte Juden anzeigen.

Ich mache das sehr gern und lasse den Leser im Unklaren darüber, wer die Bösen sind. Oft löse ich es bis zum Schluss nicht auf, weil es sich einfach erübrigt. Die Geschichte kennt nur Sieger, aber keine moralische Überlegenheit. Die eignet sich der Sieger einfach an.

Es ist schon eine Weile her, aber ich meine mich zu erinnern, dass man bei Follett viele Figuren schon in die Kategorien "Sympathieträger" und was auch immer das Gegenteil davon ist ("Unsympathische" vielleicht) einteilen kann, aber durch und durch "Gute" oder "Böse" gibt es nur relativ wenige.

Aber das macht die Geschichte doch realistischer.
Wir haben es ja mit einer Geschichte zu tun, die sich über Jahrzehnte hinweg erstreckt und im wirklichen Leben ist es ja auch so, dass die meisten Menschen Engel oder Teufel sind.
Selbst die besten Menschen haben wahrscheinlich ein paar Dinge gemacht, auf die sie nicht stolz sind, und auch die schlimmsten Menschen haben die ein oder andere positive Seite.

In dem Buch geht es auch nicht um einen epischen Kampf Gut gegen Böse, sondern die Konflikte ergeben sich aus den jeweiligen Umständen, in denen die Leute leben.