Präpositionalgefüge und Adverbiale Bestimmung?

3 Antworten

Hmm... ich musste auch eine Weile überlegen, um einen Unterschied zu sehen. Eine Präpositionalphrase kann eine adverbiale Bestimmung sein, muss aber nicht.

Wir fuhren mit dem Auto nach Belgien.

"mit dem Auto" wird hierbei abverbial gebraucht (bezieht sich auf "fuhren")

Allerdings bekamen wir Probleme mit dem Auto.

"mit dem Auto" bezieht sich hier aber nicht auf "bekamen", sondern auf "Probleme"

Dieser Gebrauch ist also nicht adverbial. Eine Präpositionalphrase ist es dennoch.

Vorab: Eine Präpositionalphrase ist einfach eine Wortgruppe, die mit einer Präposition beginnt (evtl. mit Adverb davor: "hoch über den Wolken"). In einem Satz kann sie (mindestens) drei verschiedene Funktionen erfüllen:

  1. Eine adverbiale Bestimmung erweitert den ganzen Satz ganz allgemein um Angaben zum Ort, zur Zeit, zur Art und Weise, usw.: im Auto / nach Italien / an Ostern / mit Vollgas / unter Umständen / ...
  2. Ein präpositionales Objekt gehört fest zum Verb und hat den selben Stellenwert wie ein Akkusativ- oder Dativobjekt: "Sie erzählt eine Geschichte" oder "Sie erzählt von ihrem Urlaub". Fremdsprachler müssen die zu einem Verb passenden Präpositionen (mit Kasus) auswendig lernen: "warten auf+Akk.", "reden von+Dat.", ...
  3. Ein präpositionales Attribut gehört zu einem Objekt (meist ein Nomen): ein Problem mit dem Auto, ein Bericht zum Thema, ein Kaffee mit Schuss. Gefragt wird hier immer "Was für ein ...?", und die Antwort könnte ebenso gut "Ein kleines Problem", "ein interessanter Bericht" oder "ein aufgepeppter Kaffee" lauten.

Die Fälle 1. und 2. sind schwer zu unterscheiden:

  • Eine adverbiale Bestimmung sucht sich die passende Präposition selbst aus: am Wochenende / um Mitternacht / in den Ferien / über Weihnachten sind alles Zeitangaben. Gefragt wird deshalb allgemein mit "Wann?" (bzw. "Wo?", "Wie?", "Warum?" etc.). Die Präposition wird in der Frage höchstens verwendet, wenn man es genauer wissen will: "Um wieviel Uhr?", "In welcher Zeit?".
  • Bei einem präpositionalen Objekt steht die Präposition in der Regel fest (mit wenigen Ausnahmen, z.B. "reden+von" / "reden über"). Wird danach gefragt, dann muss die Präposition zwangsläufig mit genannt werden. Allgemeine Fragen wie "Woher redest Du?" oder "Wohin wartest Du?" ergeben einfach keinen Sinn.

Zu Deinem Beispiel:

Wo ? waren gestern viele Leute in der Stube Im Haus = PG

Nein! Wenn man so allgemein "Wo?" fragen kann, ist es eine adverbiale Bestimmung des Ortes. Bei einem präpositionalen Objekt wäre nur "In was?" oder "Worin?" korrekt.

Hier hast Du ein paar Beispiele zum Üben:

  • Sie wartet auf dem Bahnsteig auf den Zug.
  • Er sagte zu seiner Verteidigung zu seiner Frau: "Das ist Marmelade."
  • Er predigt von der Kanzel von Vergebung.
  • Der Entwurf scheiterte am Montag am Widerstand der Opposition.

Die adverbiale Bestimmung kannst Du hier immer allgemein erfragen: "Wo wartet sie?", "Warum sagte er?", usw. Bei der Frage nach dem präpositionalen Objekt kommst Du um die Präposition nie herum: worauf? / zu wem? / wovon? / woran?

Nicht immer ist es so einfach:

  1. Das Beste kommt zum Schluss.
  2. Der Redner kommt endlich zum Schluss.
  3. Er kommt zum Schluss, dass alles gut wird.

Bei 1. kann man einfach "Wann kommt es?" fragen. Es handelt sich also um eine adverbiale Bestimmung der Zeit. Bei 2. und 3. ist die Frage "Wohin kommt er?" eher unpassend, aber "Wozu kommt er?" oder "Zu was kommt er?" treffen es auch nicht wirklich. Das liegt wohl daran, dass es feststehende Wendungen sind, nach denen eigentlich niemand ernsthaft fragt.

Ich tippe bei feststehenden Wendungen aus Verb+Präpositionalphrase immer auf ein präpositionales Objekt:

  • über den grünen Klee loben
  • auf der sicheren Seite sein
  • ins Wort fallen

Aber möglicherweise liege ich damit manchmal auch daneben :-/


paulklaus  18.10.2017, 19:31

Bitte irritiere den armen Fragenden nicht angesichts einer durchaus komplexen Fragestellung !!

Nochmals DEUTLICH : reines (!!) Objekt und Präpositional-Objekt haben nix miteinander zu tun !!

Akk-O: Ich sehe den Mann.

Präp-O: Ich denke an dich.

Lokal-Adverbial: Ich stehe an dem Berg.

pk

1
ralphdieter  18.10.2017, 19:50
@paulklaus

reines (!!) Objekt und Präpositional-Objekt haben nix miteinander zu tun !!

Ups! Ich mache es mir leicht und sehe Präpositional-Objekte nur als Krücke, weil Deutsch viel zu wenige Kasus bietet.

Aber finge ich jetzt an, mit Dir darüber zu streiten, versänke ich bald in Tiefen der deutschen Sprache, in der gruselige Ungeheuer lauern.

Von denen will ich gar nichts wissen. Also geb' ich Dir einfach recht.

1
paulklaus  18.10.2017, 20:02
@ralphdieter

Es geht üüüberhaupt nicht ums Recht-Haben oder -Geben ! Ganz im Gegenteil: Ich wollte einen Mini-Teil deiner sehr guten Erläuterungen nur verdeutlichen, konkretisieren...

pk

PS: OHNE IRONIE ein Genuss (!!) zu lesen, dass hier tatsächlich noch jemand nicht nur den Konjunktiv 2 KENNT, sondern sich dessen auch BEDIENT !!

pk

1

Lies mal den Wikipedia-Artikel "Adverbiale Bestimmung".

"Adverbiale" können in der Form einer Präpositionalphrase (eines Präp.gefüges) erscheinen (müssen es jedoch nicht), aber nicht jede Präpositionalphrase ist ein Adverbial. Es gibt z. B. auch Präpositionalobjekte.

Wenn ich an das Bsp. von OlliBjoern anküpfen darf:

Wir fuhren mit Freunden (Obj.) mit dem Auto (Adv.) mit Bleifuß (Adv.) nach Italien.

Die Fragen nach den betreffenden Satzteilen wären: mit wem? womit? wie?