Pony will beim Gurten Beißen!

8 Antworten

Hallo,

du hast ja bis jetzt nur idiotische Antworten erhalten, vielleicht hilft dir meine ja:

Dass deine Stute schon schnappt, wenn du den Gurt noch gar nicht richtig fest machst, liegt daran, dass sie mit dem Griff zum Gurt und dem Gefühl des Nachgurtens Schmerzen verbindet und diese durch den Biss schonmal vorsorglich verhindern möchte.

Da bringt es auch nichts, ihr eins auf die Schnüss zu geben, denn die Ursache ist dadurch nicht behoben.

Und die Ursache wird bei dir liegen. Den Schmerz, den sie mit dem Gurten verbindet, hast du durch zu heftiges und zu schnelles Gurten ausgelöst.

Oder jemand anderes, oder der Vorbesitzer, dann würde sie es aber schon immer machen. Tut sie das?

Dieses Verbinden mit dem Schmerz nennt man auch Konditionierung. Durch ein vorerst unbedeutendes Signal wird ein Reflex hervorgerufen. Wenn man dies öfter wiederholt, prägt sich dieser Refex als Reaktion auf das Signal ein und tritt immer auf. Genauso war es auch bei deiner Stute. Der unbedingte Reiz, das Nachgurten, haben durch den Schmerz den reflex Beißen ausgelöst. Durch Konditionierung wurde der unbedingte Reiz zu einem bedingten Reiz, wodurch deine Stute schon beim Griff zum Gurt, der ebenfalls immer beim Nachgurten auftritt, diese Reaktion zeigt.

Am einfachsten kannst du diese Konditionierung rückgängig machen, indem du ab jetzt immer gaaanz vorsichtig gurtest. Pass jedes Mal penibelst auf, dass keine Haare eingeklemmt werden und gurte pro Minuten nur ein Loch. Gurte am Anfang so, dass der Gurt locker sitzt (Sattel darf nicht durch Bewegung runterrutschen, aber es sollte schon eine Hand dazwischen passen) und gurte pro Minuten ein Loch nach, uch, wenn mehr gehen könnte.

Diese Zeit kannst du z. B. durch Bodenarbeit oder einfach Führen füllen.

Konkret wieder abtrainieren kannst du ihr dieses Verhalten, indem du gaaaanz aufmerksam beobachtest, wann genau sie erste Reaktionen auf das Prozedere "Gurten" zeigt. Ein unwirscher Blick oderOhren anlegen sind erste Reaktionen.

Such dir diesen Punkt und setze da an. Wenn sie die Ohren anlegt, sobald du in den Gurtbereich greifst, fängst du hier an. Sobald sie die Ohren anlegt, nimmst du deine Hand, die du grade im Gurtbereich gehalten hast, weg. Wartest, bis sie wieder normal guckt und hälst die Hand wieder hin. Wenn sie wieder de Ohren anlegt, nimm sie weg, halte wieder hin, nimm sie weg.

Dadurch unterbrichst du das Reiz-Reaktions-Schema. Je öfter du das wiederholst, desto mehr wird die Verknüpfung "Griff zum Gurt=Schmerz" ausdünnen, denn auf den Griff zum Gurt folgt ja schon mehrmals kein Nachgurten mehr und auch kein Schmerz.

Irgendwann wird sie, wenn du mit der Hand in den Gurtbereich kommst, nicht mehr die Ohren anlegen. Dann aber vielleicht, wenn du das Sattelblatt anhebst. Tut sie das, verfährst du wie oben.

Irgendwann hast du dich bis dahin gearbeitet, dass sie selbst das Anziehen der gurtstrupfen nicht mehr schlimm findet, weil ja kein Schmerz mehr folgt. Dafür musst du aber wie schon beschrieben sehr sachte gurten.

Dieses "Abkonditionieren" kann lange dauern, lohnt sich aber, wenn man es gründlich macht. Das kann mehrere Wochen dauern, was bedeutet, dass du sie in dieser Zeit nicht mit Sattel reiten kannst. Aber das sollt es dir wert sein.

Auch ein extra positiver Reiz kann bei der Abkonditionierung helfen. Häng ihr ein Netz Heu an die Putzstange und lass sie daran knabbern. Komm erst dann mit dem Sattel an. Du darfst ihr das Heu nicht geben, wenn sie grade die Ohren anlegt etc., dann ist es nämlich eine Verstärkung eben dieses Verhaltens.

Außerdem würde ich dringend raten, den Sattel von einem Sattler (Satteldruckmessung!) überprüfen zu lassen. Es kann nämlich sein, dass der (auch) den Schmerz auslöst.

Grüße


little0cookie  27.03.2012, 17:40

Achsooo, was ich total vergessen habe:

Wenn dein Pferd anderen gegenüber giftig ist, kann das 2 bzw. 3 Gründe haben: Meistens sind Pferde, die nicht artgerechter Weise teilweise oder ganz in der Box gehalten werden, ziemlich ruppig zu anderen Pferden - meist aus Angst und fehlender Sozialisation.

Ich würde dir also empfehlen, deine Stute in artgerechte Haltung umzustellen, sprich Aktivstall. Da kann sie dann so gut es geht nachholen, sich sozial in Gesellschaft von anderen Pferden zu verhalten.

Der zweite Grund geht ein bisschen mit dem ersten einher. Würde deine Stute nämlich artgerecht gehalten, hätte sie nicht das Bedürfnis, jedes Mal, wenn sie ein anderes Pferd trifft, die Rangordnung zu klären, weil die schon längst klar ist. Deine Stute hat auf der Weide genug Zeit dazu und muss das nicht dann machen, wenn du was mit ihr machst - das ist aber ihre einzige Möglichkeit, Artgenossen anzutreffen.

Wenn deine Stute andere Pferde "angiftet" ist das immer ein Spielchen, um die Rangordnung zwischen den beiden Pferden zu testen, sie setzt zumindest dazu an.

Dass sie die Rangordnung mit anderen Pferden testet, während du grad was mit ihr machst (reiten, putzen, führen) ist ein Zeichen davon, dass sie sich als ranghöher ansieht. Sie beendet die Interaktion mit dir und lenkt ihre Aufmerksamkeit woanders hin - das darf bei Pferden nur der ranghöhere. Außerdem scheint sie sich bei dir nicht sicher zu fühlen und probiert deshalb bei einem anderen Pferd aus, ob das denn ranghöher als sie sein und ihr somit Schutz bieten könnte.

Das macht sie aber eben nur, weil die Rangordnung zwischen diesen beiden Pferden nicht klar ist - wäre die klar (artgerechte Haltung!), müsste deine Stute nicht mehr zum Testen anfragen (druchs Ohrenanlegen) und würde sich auf die Rangspiele (jede Interaktion mit dem Pferd ist ein Rangspiel, das dem Pferd Aufschluss darüber gibt, wie das Verhältnis zwischen uns ist - auch, wenn wir nichts davon wissen und mitbekommen) mit dir einlassen, weil sie mit dem Rest der Wesen im Reinen ist.

Du bist also kein gutes Leittier für dein Pferd. Das kannst du durch Natural Horsemanship ändern.

Der dritte Grund ist schlicht die Rosse und die kommt bei allen Stuten vor ;-)

Es kann sein, dass alle Gründe zutreffen oder nur einer.

Wie verhält sie sich denn beim Putzen? Ist sie da auch zickig? ich hatte einen, Vater Vollblut Mutter Warmblut.. Temperament ohne Ende und sensibel bis zum Anschlag. Er war kitzlig bis zum Umfallen. Ab Schulter war er nur am Tänzeln, Ohren anlegen, Zähne Knirschen, an die Wand drängeln usw. Er war schon "abgeritten", wenn ich aufgesattelt habe. Bei meinem war es definitiv deshalb, weil er kitzlig war. Er ist 25 Jahre alt geworden, aber er hat das Verhalten nie abgelegt. Wenn es sein kann, dass sie kitzlig ist, solltest Du sie zurechtweisen, aber auch nur dann. Anfangs habe ich ihn recht und links angebunden. Sie wird das Schnappen lassen. Nachdem diese Lektion beendet war konnte ich ihn normal anbinden, putzen und auch satteln. Er hat sich zwar "aufgerollt", aber nicht mehr geschnappt oder gedrängelt

Wie oft kommt der Sattler bisher zur Sattelkontrolle? Kann es sein, dass der schon länger nicht mehr da war? Ich kann nur immer wieder die Hände über dem Kopf zusammenschlagen, wie selten die Leut ihre Sättel kontrollieren lassen. Alle Quartal kontrolliert ein guter Sattler und verlangt nur was dafür, wenn er was ändern muss. Dass die Leute selbst organisatorischen Aufwand scheuen ...

Es wird dann oft auf Gurtzwang geschoben, was schon auch vorkommen kann, weil viele Pferde auch erwürgt werden, auch indem man scheinbar harmlose Gummigurte einsetzt, die aber für das Pferd noch viel schlimmer sind. In aller Regel stört sie der Gurt jedoch nur deswegen, weil der Sattel dann ekelhaft drückt und das gehört zwingend abgestellt und dann muss man auch nicht tricksen beim Satteln.

Und selbstverständlich hängt man den Gurt auch nur lose ein und gurtet erst an, bevor man aufsitzt. Meist tut man das ja nicht direkt da, wo man sattelt, sondern schon da, wo man putzt und keine Aufsteighilfe ist. Dann immer mit Aufsteighilfe aufsitzen (wenn man im Gelände mal runter musste, eben an einem Baumstamm, einer Bank oder einer Böschung oder so), um Pferd und Sattel nicht so zu belasten. Wenn mit dem Sattel schon oft vom Boden aufgesessen wurde, kann das Unbehagen des Pferdes auch von einem völlig verzogenen Sattelbaum kommen.

Woher ich das weiß:eigene Erfahrung – Durchgenend Pferdeerfahrung seit 1981

Das ist Sattelzwang - das bekommt man schlecht wieder weg... Kommt durch ungeschicktes Satteln, durch sofortiges Festknallen des Gurtes. Das Tier erwartet regelrecht den unangenehmen Gurtdruck.

Was hilft, ist sehr sehr vorsichtiges Gurten und Ablenken beim Gurten - ich stelle diese Pferde immer mitten auf die Stallgasse, so daß sie nichts zum Hineinbeißen finden (daß ich selbst Tabu bin ist sowieso klar) und ich gurte mit einer Hand ins 1. Loch, versuche Unmutsbezeigungen zu vermeiden durch Ablenkung (die Aussicht auf ein Leckerli) danach trense ich das TIer und/oder mach die Gamaschen dran.

Meist hat das Tier dann schon aufgehört, die Bauchmuskeln anzuspannen (sie pusten sich nämlich nicht auf) und der Gurt ist so lose, daß ich wieder ein wenig nachgurten kann.

Ich bin sonst nicht so ein Leckerli-Fütterer, aber bei mir lassen die Pferde es schnell mit dieser Frusthandlung beißen, weil sie sich eher auf die Belohnung konzentrieren. :)

Hallo, hatte das gleiche Problem. 1. Neuer Sattelgurt mit Lammfell bis über die Schnallen kaufen, am besten anatomisch geformt. 2. Danach beim satteln den Kopf immer wieder freundlich nach vorne drücken. Wenn nicht geschappt oder gebissen wird sofort mit Leckerchen belohnen. Mein Pferd lernte das gute Verhalten innerhalb von drei Tagen. Viel Erfolg.