Polygraf, Mediamathiker und Grafiker

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Ich bin selber Mediamatiker und hab deshalb immer einen Zettel mit der Antwort auf diese Frage parat :D Ein Mediamatiker ist am simpelsten erklärt eine Kombination zwischen einem Grafiker, Informatiker und Kaufmann/Kundenkontakt-Blabla. Der Polygraf ist eine moderne Version eines Typografen und Drucktechnikers (Polygrafen beschäftigen sich aber genau wie Mediamatiker mit Design) Und Grafiker steht ja da unten

Unterschied Grafiker & Polygraf:

Kurz:

Grafiker widmet sich voll und ganz der Gestaltung. Er kann von Farbenlehre bis Schriftsetzung, Layouting, Animation, Bildbearbeitung, Marketing, Druckvorbereitung etc. alles. Schwerpunkt ist Ästhetik & Gestaltung, also die kreative, gestalterische Umsetzung - auch in Bezug auf ganze Kampagnen.

Polygraf setzt (selber oder vom Grafiker gestaltete Arbeiten) drucktechnisch um. Schwerpunkt ist die drucktechnische Umsetzung.


Beides überschneidet sich. Grafiker kennt und kann Druckvorbereitung und Polygraf kennt Gestaltung. Grafiker ist grafischer jedoch versierter (das ist sein Schwerpunkt in der Ausbildung und bei der täglichen Arbeit). Der Polygraf ist technisch versierter, er kennt die gängigen Drucktechniken besser, bspw. was es digital für Vorbereitungen braucht, dass ein digitales Bild 1:1 analog perfekt auf dem Printobjekt erscheint (Papierqualität, Drucktechniken, Aussparungen im Druckvorgang, etc.). Auch der Grafiker ist mit diesem Wissen vertraut, aber nicht so vertieft wie Polygraf.

Wenn ein Kunde eine hochwertige Designgestaltung will oder eine konzeptionell durchdachte, medienübergreifende Kampagne geht er klar zum gestalterischen Spezialisten, dem Grafiker. Der Grafiker wiederum geht zum Spezialisten Polygraf, wenn es dann um die technische Umsetzung des Produkts geht (Druckvorbereitung Poster, Druckvorbereitung Buch, ..). Der Polygraf ist hier dann dafür verantwortlich, dass technisch alles korrekt ist, der Grafiker bleibt für die Gestaltung verantwortlich.

Existiert eine gestalterische Vorlage bereits oder braucht der Kunde ein technische Umsetzung, mit gestalterischen Adaptionen geht er direkt zum Polygrafen, der ihn dann bei der Fertigstellung unterstützt.

Arbeitsort:

Polygraf arbeitet hauptsächlich in einer Druckerei oder Druckvorstufe.
Grafiker hauptsächlich in einem Grafikstudio/-atelier oder Agentur.

Der Arbeitsort bedingt bei beiden, was hauptsächlich gearbeitet wird (BSP: Arbeitet Grafiker in einer Agentur, ist Fokus eher auf Werbekampagnen (Marketing, Poster, Markenentwicklung...), arbeitet er in einem kleinen grafischen Atelier auf Kulturelles spezialisiert = designt er eher Kulturplakate oder spezialisiert sich auf Bucheditionen, ..., arbeitet er in einer Webdesign Bude, so sind es Websites Layouting oder Motion Design, was sich wiederum dem Beruf des Mediamatikers annähert)

Mediamatiker:

Ist oben schon erklärt. Beinhaltet mehr Kaufmännisches + Informatik + neue Medien wie Video. Aber auch hier, wenn du dich auf Video spezialisieren willst, dann wäre es Videograf / Video Producer. Dh. wenn ein Kunde ein professionelles Video will, dann geht er nicht zum Mediamatiker sonder zu einem Video Producer (Video Produktion). Aber eine Mediamatiker-Ausbildung kann ein Sprungbrett zum Videografen sein.

Motion Designer:
Ein neuer Beruf, der aus dem Grafik Design heraus entstand. Er animiert zum Bewegtbild, erstellt bewegte Illustrationen, Typografier etc. Auch erkennt Farbenlehre, Typografie, Layouting, etc wie der Grafiker.

Wie du siehst sind die Grenzen sehr fliessend und einige Bereiche überschneiden sich. Aber generell ist dein Hauptinteresse = wähle:
Gestaltung = Grafiker
Technisch versiert = Polygraf
kaufmännisch, Informatik, medialer Allrounder (analog-print) = Mediamatiker

Ich selbst habe vor 20 Jahren die Ausbildung zum Grafiker gemacht und mich inzwischen zum Video Producer weitergebildet, kann auch Motion Design. Ich grenze mich als Grafiker klar vom Polygrafen ab und als Video Producer klar zum Mediamatiker. Aber da es zum Videoproducer noch keine eingängige Lehre gibt (ausser Hochschule & das relativ "neu"), gibt es hier viele Quereinsteiger aus Fotografie, Mediamatik, Grafik.

In all diesen Feldern entwickelt sich die Technologie rasant. Ständig neue Programme, Kameraentwicklungen, heute AI, daher vermischen sich die Felder immer mehr, neue Berufe entstehen. Grafiker muss Bewegtbild können, Mediamatiker auch, usw. Früher gabe es noch klarere Unterteilungen, da bspw auch die Druckvorbereitung viel komplexer war, mit Schriftsetzen von Hand etc. Und Filmkameras waren damals noch schwer, schwierig zu bedienen und teuer.
Heute hat jeder sein Mac Book mit Adobe Software und kommt mit dieser jeweils schon sehr weit. Dafür kommen wiederum immer mehr AI-Tools auf den Markt und ersetzen Bildbearbeitung & Co. und verändern Berufsfelder.

Woher ich das weiß:Berufserfahrung

Ich bin selbst "Grafiker" und habe diese Begriffe noch nie gehört- also die ersten zwei.

Lass dich vom Namen eh nicht täuschen. Es kommt darauf an, wo und wie du als "Grafiker" eingestzt wirst. Da gibts riesige Unterschiede. Vom Kästchen färben über Gestaltung bis hin zum aufwändigen 3D- im Grunde alles Grafiker.

Hallo,

geht es um Deutschland? Oder welches Land?

Gruß

RHW


Refinnej001 
Beitragsersteller
 03.11.2013, 15:13

Schweiz.... aber macht das einen Unterschied???

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RHWWW  03.11.2013, 15:14
@Refinnej001

Ja, weil die Berufe in anderen Ländern oft andere Namen und Bedeutungen haben. Bei Schweizer Berufen kenne ich mich leider nicht aus.

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