Physikstudium- bin ich gut genug?

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Hi!

Du solltest nicht versuchen, diese Frage allein über Deine Noten zu beantworten. Hoffentlich kannst Du selbst sehr gut und realistisch einschätzen, was Du "drauf" hast. Die Note sagt ja nur, ob der Lehrer das gemerkt hat...(im Guten wie im Schlechten...) und ist natürlich auch von der Tagesform abhängig.

Für das Studium solltest Du Dir folgende Fragen ehrlich zu Dir selber stellen:

  • Wie schnell verstehe ich Zusammenhänge in Mathematik, Physik oder Chemie?

Wenn also ein neuer Lernstoff, ein neues Thema kommt: verstehst Du eher schneller als der Rest der Klasse die Zusammenhänge oder eher langsamer? Wie ist das bei Aufgaben, die den Stoff, den der Lehrer erklärt hat erweitern oder vertiefen, die also etwas über das bereits Erklärte hinaus beinhalten - wird das schnell zu schwer, oder wird es da endlich mal interessant?

  • Bist Du eher ein Anwender von Gelerntem oder ein Hinterfrager?

Wie ist es, wenn der Mathe-Lehrer einen Beweis vorrechnet - eher langweilig / zu schwer? Oder ist es für Dich gerade interessant, wo etwas herkommt? Wenn dann zum zwanzigsten Mal ein bestimmter bekannter Aufgabentyp gerechnet wird, wie ist das: schön einfach, weil man das schon kann - oder langweilig?

  • Kannst Du Dir Stoff in den genannten Fächern anhand von Büchern selbst erarbeiten?

Es ist unvermeidbar: In den Vorlesungen wirst Du nicht alles (vorsicht: Untertreibung!!! Richtig: Das Wenigste) auf Anhieb verstehen. Man geht dann in die Bücherei und arbeitet so lange mit den Lehrbüchern und auch den Übungen darin, bis man es kann. Traust Du Dir das zu?

  • Wie gehst Du damit um, wenn Du etwas nicht verstehst, wenn Du eine Aufgabe nicht lösen kannst? Wieviel "Sitzfleisch" hast Du?

An der Uni dienen die Hausaufgaben, nicht die Vorlesungen zum Erlernen des Stoffes. Die Aufgaben gehen also immer über das Vorgestellte hinaus. Man muss selbst Zusammenhänge erkennen. Als Forscher braucht man das. Trotzdem fühlt man sich in der Praxis andauernd ins kalte Wasser geworfen, überfordert. Oft sitzt man Stunden an einer einzigen Teilaufgabe, hat 20 Ansätze durch, die nicht gehen, gibt auf, probiert morgen wieder.... Würdest Du damit umgehen können? Viele brechen das Physikstudium genau deswegen ab.

  • Ist Mathe für Dich eher lästiges Beiwerk oder einfach nur ge*l?

In der theoretischen Physik läuft nichts ohne Formeln, komplizierte Mathe. Du solltest es nur machen, wenn Dir nicht nur Physik gefällt, sondern auch Mathe. Wissenschaft ist in der Praxis oft trockener Alltag. Es geht nicht immer um die Entdeckung des Higgs-Bosons und nie um Sternbilder, Raumfahrt und Außerirdische.


uteausmuenchen  13.10.2012, 21:15

Ach ja, etwas ist mir noch eingefallen, dann halt als Kommentar:

Mein Abi ist schon ein wenig her (1986), damals gab's in der 12./13. Klasse "Leistungskurse", das waren 2 besonders wichtige Fächer, die man mehr Stunden pro Woche hatte und in denen dann ein Hauptteil der Abi-Prüfung stattfand. In der elften Klasse musste man diese Fächer wählen.

In der ersten Mathe-Schuli nach meiner Entscheidung für Mathe-Leistungskurs war ich so nervös (weil ich mir ja unbedingt bestätigen wollte, das richtige Fach genommen zu haben), dass ich kein einziges richtiges Endergebnis hatte. War auch eine 3-, weil ein paar Ansätze richtig waren. Zwei Jahre später hatte ich mein Abi mit einer 1 in Mathe. 6 Jahre später mein Physik-Diplom mit 1,3.

Fazit: Die Noten sagen es Dir nicht. Frag Dich das, was ich oben geschrieben habe - und ob es Dir ein Leben lang leid täte, es nicht gemacht zu haben... ;-)

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jorgang  14.10.2012, 12:08
@uteausmuenchen

Da stimme ich voll und ganz zu. Und ich kann es nicht lassen noch was dazu zu sagen.

Manche Lehrer scheinen eine gute Nase für das Können von Schülern zu haben. Mein alter Mathelehrer kam auf mich zu (da war ich selbst schon im 4. Semester Physik) und fragte mich, ob ich nicht einem seiner Schüler Nachhilfe geben könnte in Mathe und Physik. Der sei so ein Wackelkandidat, er schätze ihn aber sehr stark ein und wollte ihm helfen, die Abi-Hürde zu überstehen. Das haben wir dann geschafft. Dieser Schüler hat dann Biologie studiert und im Studium keine Prüfung inklusive Promotion (summa cum) schlechter als mit 1.0 abgeschlossen.

Das ist eine klare Aussage dazu, was Schulnoten über die Zukunft des Studiums aussagen können. Aber wie gesagt, der Mathelehrer hatte das geahnt.

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Ich finde immer, dass die Schule nicht mehr als eine Orientierungshilfe ist. Ab dem Studium werden die Karten neu gemischt!

Ich war in der Schule z.B. total mies in Stochastik und jetzt ist es mein Studienschwerpunkt in der Naturwissenschaft - am Ende wohl sogar Teil meines Jobs.

Physik ist definitiv kein leichtes Studium, aber die Hauptsache ist, dass es dich interessiert und dass du die Eigenschaft besitzt, dich bei schweren Zeiten richtig "durchzubeißen".


TillCordes 
Beitragsersteller
 13.10.2012, 19:54

Okay danke ;)

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Also Mathematik wird im Studium teilweise sehr viel anders aufgebaut als in der Schule, manche kommen damit besser klar manche weniger gut. Von daher ist eine Schulnote eher eine Orientierung, zumal in der 10 Klasse. Verstehst du denn nach den 6 Stunden lernen was du gelernt hast, d.h. kannst du es danach auf fast beliebige Aufgabenstellungen anwenden? Mach erstmal dein Abitur, und wenn du am Ende immernoch Spaß an Mathematik hast dann kann das sicherlich reichen. Wenn du Interesse hast und die Motivation aufbringst 6 Stunden pro Arbeit zu lernen (hatte ich in der Schule nie ;)) solltest du recht weit kommen, denke ich.

Wie alt bist du überhaupt ? Also ich 10.Klasse Gymnasium schreib bei 2 Stunden am Tag vorher auch etwa 3-4 bin aber nicht sonderlich gut in Physik.


TillCordes 
Beitragsersteller
 13.10.2012, 19:53

Ich bin 15 und in der 10 Klasse von einem Gymnasium

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davido123  13.10.2012, 22:09
@TillCordes

Dann würde ich mir nochmal überlegen ob du nicht andere Gebiete(müssen ja nicht Fächer sein) hast die dich interressieren aber ich bin jetzt auch kein Profi.

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kowekowe  14.10.2012, 11:40
@TillCordes

Ich wusste nicht das du erst in der 10.ten bist. Physik aus der 10. Klasse hat fast gar nix mit Physik im Studium zu tun. Ich würde dir raten ersteinmal die 11te und 12te zu machen und dich dann zu entscheiden.

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Mathematik und Physik sind keine Fächer, bei denen man durch Arbeit und auswendig Lernen etwas bewirken kann. Was machst du in der ganzen Zeit, wenn du für Physik lernst? Wichtig ist, dass du die Methoden und Grundlagen im Schlaf beherrschst. Formeln auswendig lernen bringt dich nicht weiter. Sehr hilfreich für das Studium dürfte sein, wenn du das Schulhandwerkszeug nicht vergisst. Also Geometrie, Trigonometrie, Differential- und Integralrechnung und natürlich das banale Umstellen und Auflösen von Gleichungen musst du ohne zu denken beherrschen. Im Studium gilt es zu verstehen, zu verinnerlichen und die Zusammenhänge zu sehen. Du wirst keine Rechenaufgaben mehr sehen sondern deine Aufgaben werden es sein, Lösungen zu gestellten Problemen zu finden. Somit sind die Fragestellungen in der Schule anders gelagert als in der Uni. Ob du dem gewachsen bist, kannst du nur ausprobieren.

Woher ich das weiß:Studium / Ausbildung – ca. 40 Jahre Arbeit als Leiter eines Applikationslabors

kowekowe  14.10.2012, 11:34

Es ist natürlich schwer zu definieren was ausreichende "Grundlagen" sind. Beim lösen von Problemen helfen natürlich Talente wie Kreativität,Inteligenz und Intuition(Ich meine damit das Talent schnell eine richtige Lösung zu erraten). Wenn man diese Talente besitzt kann ein Physikstudium ziemlich leicht werden. Aber es gibt auch große Elemente von Wissen welche man sich nur auf mühsamen Weg und durchs auswendig lernen aneigenen kann. Darunter fallen zum einen Materialeigenschaften und unzählige Begrifflichkeiten mit den dazugehörigen Bedeutungen.

Ich habe die Erfahrung gemacht das ehrgeizige und diziplinierte aber weniger talentierte Studenten weniger Probleme mit dem Physikstudium haben als weniger ehrgeizige sehr talentierte Studenten.

Zum Fragesteller. Ich denke das ein diziplinierter ehrgeiziger Mensch jedes Studiumfach schaffen kann. Du solltest dich jedoch auch Fragen ob du genügend Interesse an dem Fach hast und ob du dir auch eine Zukunft in diesem Beruf vorstellen könntest.

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jorgang  14.10.2012, 11:54
@kowekowe

Grundlagen definiere ich ganz einfach: Das Auflösen von Gleichungen nach einer Variablen, die Kenntnis von sin x, cos x, und tan x. Strahlensatz. Dreisatz, Prozentrechnung. Pythagoras, Geometrie: Winkelsumme im Dreieck. Das wäre etwa das Wissen (!! wirklich parat) der Realschule. Wenn dann noch ein wenig Wissen zur Differenzialrechnung dazu käme und im besten Fall noch die Grundlagen der Integralrechnung, dann wäre das schon eine komfortable Basis. Bei meinen Erstsemestern stelle ich immer wieder fest, dass Studierende mit dem Abizeugnis in der Tasche wohl jeweils für ihre Klassenarbeiten gelernt, aber alles sofort wieder vergessen haben. Deren Ziel war die Note und das Bestehen. Es war niemals das Ziel etwas zu lernen. Dies Verhalten wird mir von anderen Hochschullehrern ebenso bestätigt wie von Gymnasiallehrern. Auswendig gelernte Gedichtstexte und Geschichtsdaten helfen in Mathe und Physik nicht weiter. Die Anwendung des gelernten Handwerkszeugs ist gefragt. Für mich ist die Tafel des periodischen Systems der Elemente z.B. nichts, was man auswendig lernt. Hier soll man wissen, was warum wo steht. Und wenn man die Systematik erkannt hat, dann kann man es viel leichter sich merken, als wenn man es auswendig lernen sollte.

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