Perspektivenwechsel in Romanen?

8 Antworten

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Das kann sehr interessant sein. Aber auch verwirrend. Wenn man letzteres vermeidet, kann das sehr gut werden.

Bei jedem Perspektivwechsel sollte in den ersten Sätzen klar werden, wer jetzt der Erzähler ist:

  • Einfaches Mittel wäre, wenn die Person allein ist und das klar wird. Also wenn jeweils nicht in der ich Perspektive geschrieben ("Karl kletterte schon seit Stunden durch die Kanalisation. Kein offener Ausgang, keine Menschenseele."). Aber bei jedem Perspektivwechsel allein? Außer in einer postapokalyptischen Welt nicht wirklich sinnvoll häufiger einsetzbar
  • "Direkte Übergabe". Eine Person sagt oder macht etwas extremes und die andere Person reagiert offensichtlich darauf. Zum Beispiel, er redet sich (Perspektive auf ihm) in Rage und ihm rutscht etwas raus. "NATÜRLICH habe ich Angst um Dich. Ich liebe Dich! /// Susanne war wie vor dem Kopf gestoßen. Was hatte er da gerade gesagt? Sie kannte sich so lange und sie hätte nie ...
  • Ganz allgemein: Gedanken (im oberen Beispiel gleich mit eingebaut). Wenn ich schreibe was jemand denkt, dann kann nur diese Person im Fokus stehen (es sei denn die Geschichte geht über eine Maschine, mit der man Gedanken lesen kann ;) )
  • Überschrift. Jedes Kapitel eine Person. Und in der Überschrift steht der Name, z.B. "Kevin - Das Geständnis" oder auch nur "Kevin". Ziemlich direkt, aber immer eindeutig
  • Besonders schön, wenn man an der Art und Weise des Textes schon erkennt, wen man da vor sich hat. Der Depressive wird die Welt um sich herum anders beschreiben als die super lebenslustige. Die Person mit ständigen Selbstzweifeln fängt immer gleich damit an, dass sie wieder alles falsch gemacht hat. Die Männerhasserin mit Sätzen wie: "Typisch! Die Männer hatten natürlich..." Sehr schön am Anfang des Perspektivwechsels, im Textes aber schon fast unerlässlich für eine gute Story. Man muss sich hineinversetzen können in die Person und ihre Gedankenwelt als Autor. Denn wenn der Autor das nicht kann, dann der Leser ganz sicher auch nicht. Dafür sollten sich alle Personen, auf die der Perspektivwechsel geht, fundamental in ihrer Sichtweise, Lebensanschauung usw. unterscheiden.

Es kommt sehr auf die Umsetzung an: Perspektivwechsel können furchtbar spannend sein oder zu viel spoilern. Gleichzeitig können sie aber auch sehr verwirrend sein, weil man eventuell durcheinanderkommt, aus wessen Sicht gerade die Passage geschrieben wurde.

Ich finde, drei Dinge können sehr dazu beitragen, damit Sichtwechsel für einen Leser spannend sind:

  • Die Erzählperspektive: Bei einem personalen Erzähler wird der Leser immer daran erinnert, wer gerade handelt und fühlt. Er kommt also weder beim Lesen noch bei seinen Erinnerungen so leicht durcheinander wie bei mehreren Erzählern aus der Ich-Perspektive. Letzteres kann zwar auch sehr schön zu lesen sein, ist aber eben auch komplizierter umzusetzen.
  • Ausgearbeitete Figuren: Je besser die Figuren ausgearbeitet und beschrieben werden, desto besser kann ich sie an ihren Handlungs- und Sprachmustern erkennen. Ich habe daher noch mehr Anhaltspunkte als nur die Namen der Figuren, um den Erzähler eines Abschnitts zu identifizieren.
  • Sichtwechsel mit bedacht setzen: Meiner Meinung nach gilt hier: "Je weniger, desto besser." Weil der Leser leicht durcheinanderkommen kann, sollte man möglichst lange Abschnitte aus einer Perspektive schreiben und sich immer überlegen, was will ich unbedingt aus einer anderen Sicht erzählen und wann kann ich etwas auch ohne Sichtwechsel herüberbringen. Gerade auf Wattpad gibt es viele Autoren, die alle paar Sätze einen einbauen, weshalb man als Leser am Ende ganz durcheinander ist.

Ich finde das eigentlich echt spannend, wenn sich dann die Handlung von allen Seiten weiterentwickelt.

Mich stört es nur ein wenig wenn es aus Sicht von mehr als 4 Personen geschrieben wird, weil man dann so schnell den Überblick verliert und alle Namen durcheinander haut.

Geko44


Silberfeder972 
Beitragsersteller
 10.10.2023, 16:27

Okay, mit 4 Personen wäre mir auch zu viel.

Kommt auf die erzählte Geschichte an - und darauf, ob man als Leser mehr wissen darf als die handelnden Personen. Beides kann durchaus hervorragend funktionieren. Die Ich-Perspektive war zum Beispiel bei Susan Collins' "Tribute von Panem" absolut perfekt. Man hat die Welt und deren Probleme durch Katniss' Augen kennengelernt. Oder auch bei der "The Atlantis Grail"-Serie von Vera Nazarian, wo es die Figur der Gwen Lark ist, durch die man die Geschichte erfährt (Die Bücher gibt es leider aktuell nur auf Englisch)

Ein Meister der wechselnden Erzählperspektiven war z.B. Tom Clancy in seinen "Jack Ryan"-Romanen. Diese Bücher brauchen aber auch die unterschiedlichen Sichtweisen von verschiedenen Charakteren einfach, damit man als Leser versteht, was eigentlich genau passiert.

Woher ich das weiß:eigene Erfahrung

Hi, ich finde so einen Wechsel gut, da man da auch zb. Bei einer Liebesgeschichte die verschiedenen Gefühle der zwei Hauptpersonen (des Liebespaares) beschreiben kann. Willst du so eine Geschichte schreiben?

Woher ich das weiß:eigene Erfahrung

Silberfeder972 
Beitragsersteller
 11.10.2023, 17:46

Ich habe bereits einen Band fertig. Der Zweite ist fast fertig, da ich beim zweiten aber die Perspektive zwischen Protagonistin und Protagonisten wechsle, hat mich das interessiert.