Patientin findet Psychiater sexuell anziehend?
Eine Bekannte hat mir gebeichtet, dass sie ihren Psychiater sexuell anziehend findet. Ich war sehr geschockt und habe ihr geraten das auf jeden Fall für sich zu behalten und zu vergessen, damit sie ihre Therapie weiter fortführen kann. Was denkt ihr - seid ihr auch der Meinung, verschweigen ist am besten/sichersten? Sie hat borderline und braucht dringend die Anbindung. Ein Wechsel wäre wegen der langen Wartezeiten auf einen Termin nicht gut für sie.
5 Antworten
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Das kommt häufig vor, vor allem bei Therapeut/innen, mit denen man ja eine Beziehung aufbaut. Ich bim übrigens selbst Therapeut und kenne derartige Situationen. Man muss professionell und einfühlsam darauf reagieren, sonst sitzt man in der Klemme.
Ich hatte eine Patientin, die in ihrer Kindheit missbraucht wurde. Sie versuchte immer wieder, mit Männern eine ähnliche Situation herzustellen und brachte immer wieder Mitpatienten in große Schwierigkeiten.
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Das passiert tatsächlich häufig und besonders bei Borderline Patienten. Denn die Beziehung zum Therapeut wird als sicherste und grenzenwahrende Bindung erlebt, der man mal ausnahmsweise trauen kann. Hab ich selbst schon oft erlebt. Das ist nicht schlimm, sie muss sich nicht schämen und es ist auch kein Gedanke, den man einfach so wegdrücken kann, nur weil die Erfüllung aussichtslos ist. Es zeugt einfach davon, wie verletzend und grenzüberschreitend die sonstigen Beziehungen des Betroffenen bisher waren. Sie kann es ansprechen bei ihrem Therapeuten, muss es aber nicht, wenn sie sich noch nicht traut. Dass die Beziehung eng ist, weiß der Therapeut auch so. Er weiß, was die Erkrankung bedeutet und wie der Betroffene die Beziehung wahrnimmt.
Bitte lach nicht drüber oder versuch nicht, ihr das auszureden, denn das bringt in dem Fall überhaupt nichts. Versuch zu verstehen, warum das passiert (sie sucht sich das ja auch nicht aus) und akzeptiere das.
Wie sie in der Therapie damit umgehen möchte, muss sie selbst entscheiden.
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In einer Therapie etwas zu verschweigen garantiert deren Versagen.
Gerade die Beziehung zwischen Therapeut und Klient und der Umgang mit eigenen Gefühlen sind maßgebliche Elemente einer Therapie.
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Auf jeden Fall, ich sehe es genauso wie Du.
Sie verrennt sich da in etwas, dass ihr nur schaden kann.
Der wird NIE was von Ihr wollen.
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Darum geht es auch überhaupt nicht. Liebe und sexuelle Anziehung sucht man sich nicht aus. Das passiert (besonders bei Borderlinern wegen vergangener Beziehungserfahrungen) ganz automatisch und hat nichts mit der Erfüllung an sich zu tun.
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Wir Laien sollten uns da raushalten. Nur eines ist doch auch für jeden Laien sehr plausibel: Wenn das ein Risiko wär, dann wär dieser Therapeut schon längst bei irgendeiner anderen Patientin weich geworden, wär im Knast gelandet und hätte heute Berufsverbot.
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So hatte ich das auch nicht gedacht sondern so dass sie, wenn sie ihm das sagt riskiert dass er sich distanziert und die Behandlung abbricht.