Paper für Prof schreiben unredlich?

5 Antworten

Du schreibst leider nicht, um welches Fachgebiet es sich handelt - es wäre schon wichtig, das zu wissen..

Ich gehe jetzt mal davon aus, dass es sich um eine Forschungsarbeit handelt und dass entweder der Prof die erforderliche Arbeit selbst geleistet hat oder Du es auf seinen Vorschlag hin und unter seiner Aufsicht getan hast. Was Du also machst, ist lediglich, die Ergebnisse sprachlich in eine bestimmte, veröffentlichungsreife Form zu bringen.

In diesem Fall sind es seine Forschungsergebnisse, die Du darstellst, und er ist der eigentliche Autor. Man könnte das vielleicht vergleichen mit einem Romanautor und seinem Lektor bei einem Verlag; Du übst also eine Art Lektorentätigkeit aus - mehr nicht. Da ist es in der Vergangenheit völlig normal und üblich gewesen, dass der Prof als Autor auftaucht, und nicht Du.

Es hat hier allerdings in den vergangenen Jahrzehnten einige Veränderungen gegeben - vor allem jüngere Professoren sind bereit, auch andere Beteiligte als Koautoren mit anzugeben. Die Voraussetzung dafür ist aber auf jeden Fall, dass Du auch tatsächlich einen maßgeblichen Anteil an den Forschungsergebnissen hast - das ist normalerweise ab dem abgeschlossenen Diplom, heute also meist des Masters, der Fall. Eine bloße Assistenz oder Zuarbeit reicht da nicht.

Meine Antwort gilt genaugenommen nur für die Naturwissenschaften, bei den Geisteswissenschaften kenne ich mich da zu wenig aus. Es kommt noch dazu, dass in den Naturwissenschaften eine Veröffentlichung ziemlich formalisiert ist, also bestimmten, auch sprachlichen, Regeln folgt. Wenn Du zu den Ergebnissen nichts beigetragen hast, ist es also völlig normal, wenn Dein Name nicht genannt wird - früher hätte der Prof so etwas vermutlich durch seine Sekretärin erledigen lassen, nur kann die eben halt nicht so gut Englisch wie Du.

Sehr wichtig ist bei Veröffentlichungen mit mehreren Autoren auch die Reihenfolge der Namensnennung - der wichtigste Mann, also der Ideengeber, steht am Ende, die Leute, die die eigentliche Arbeit durchgeführt haben, werden zuerst genannt, und in der Mitte befinden sich die Zuarbeiter, die aber dennoch wesentliches zur Arbeit beigetragen haben.

Im Übrigen ist die Autorennennung auch zu einer regelrechten Manie geworden. Bei Großforschungseinrichtungen, etwa beim DESY (Deutsches Elektronenzyklotron) in Hamburg oder beim CERN in Genf sind manchmal in einer Veröffentlichung 100 oder 120 Autoren genannt, und das macht eine solche Arbeit unglaublich unübersichtlich und interessiert im Grunde genommen keine Sau - wer wirklich der / die maßgebenden Köpfe sind, weiß der in der Regel sachkundige Leser sehr genau.

Zu der ganzen Problematik findest Du z. B. hier einen interessanten, frelich nicht unbedingt repäsentativen, Artikel: http://www.spiegel.de/unispiegel/jobundberuf/autoren-gerangel-unter-forschern-wer-auf-den-titel-gehoert-und-wer-nicht-a-675745.html, es gibt aber noch 'ne ganze Menge mehr zu diesem komplexen Feld.


NorbertAust  20.09.2014, 21:13

Ihre Antwort war noch nicht erschienen, als ich meinen Text schrieb - und ich pflichte Ihnen voll bei.

Vielleicht eine Anmerkung: Für Forscher und Wissenschaftler ist es ihr Kapital, an wie vielen Veröffentlichungen sie mitgewirkt haben. Danach bemisst sich ihre Wichtigkeit in Ihrem Fachgebiet. Daher ist es verständlich, dass man möglichst als Autor erscheinen will - was vielleicht gelegentlich zu Stilblüten führt, wenn es 120 Autoren gibt.

Es gibt Fachzeitschriften, bei denen muss man bei der Veröffentlichung darlegen, welcher Auitor welchen Beitrag geliefert hat - The Lancet zum Beispiel

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Hallo,

Ich glaube in dem Fall liegt es an dir, macht es dir denn was aus ? Prinzipiell ist es aber schon komisch, warum will ein Professor sich ein Paper von einem Bachelorstudent schreiben lassen und sich als Autor angeben. Das bringt ihm doch gar nichts ?

Ich würde das nicht machen, ich habe eher das Gefühl, dass ich der Prof. einen "Arbeitssklaven" anschaffen will. Ich denke, dass er das mit der Seminararbeit auch nur so gesagt hat. Die wissen, wie man einem Honig um den Mund schmieren kann.

Such dir lieber jemand anderes, das ist echt eine komische Verhaltensweise.


RalphBaum23 
Beitragsersteller
 20.09.2014, 19:32

Danke für Deine Meinung. Ich bin Mastetstudent (habe schon ein Bachelorstudium in den USA hinter mir) und jetzt für den Master in Deutschland.

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Sulphur  20.09.2014, 19:32
@RalphBaum23

Okay, hab das falsch ausgedrückt, meinte mit Bachelorstudent, dass dein letzter Abschluss ein Bachelor ist.

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Sulphur  20.09.2014, 20:58
@RalphBaum23

Also wenn das anscheinend normal ist, dann spricht wohl nichts dagegen, wenn man das Angebot annimmt.

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Ich galube nicht, dass ein Professor Dich in seinem Namen ein Paper schreiben lässt - also dass Du inhaltlich da machen kannst, was Du willst. Worum er Dich wahrscheinlich gebeten hat, ist ein Paper auf Basis eines groben Entwurfs auf Englisch auszuformulieren oder aus dem Deutschen zu übersetzen.

Das ist völlig normal, dass ein Professor jemanden darum bittet, der Englisch sehr gut kann, wenn er selbst etwas Probleme mit der Sprache hat. Die Alternative für ihn wäre, sich an ein Übersetzungsbüro für wissenschaftliche Texte zu wenden. Das ist teuer und dauert lange.

Du bist, wenn Du da mitmachst (was ich an Deiner Stelle tun würde) dann kein Autor, denn Du hast inhaltlich nichts beigetragen. Für diesen Fall gibt es unter einem wissenschaftlichen Paper extra die Rubrik 'Acknowledgements' (Danksagung). Da kann Dein Name erscheinen ('We thank Ralph Baum for preparing the English manuscripts.')

Also in meinen Augen ist das ein attraktives Angebot. Ghostwirter eines Professors macht sich gut in der vita. Dass er als Autor angegeben wird, überrascht mich nicht. Halte das für völlig üblich. Er veröffentlicht und verantwortet den Text. Viele Bücher und Texte werden von ungenannten Ghostwritern verfasst. Wenn du Glück hast, kommst du in den Danksagungen vor.

Das machen die schon seit Jahrzehnten so.

Jedem ist klar, dass der Prof das nicht selbst schreibt. Also jedem, der mal selbst an einer Uni war. ;-)


Sulphur  20.09.2014, 19:33

Aber machen das schon Masterstudenten ? Dachte für sowas gibts Doktoranden bzw. Postdocs.

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Kristall08  20.09.2014, 20:16
@Sulphur

Das haben wir früher auch schon vor der Zwischenprüfung gemacht. :/

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Kristall08  20.09.2014, 22:57
@Kanzelparagraph

Paper für Vorlesungen? Ja klar doch. Besonders dann, wenn der Prof die Sprache nicht konnte, in der die entsprechende Literatur verfasst war. ;-)

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