Ossis und Wessis wo liegt der Konflikt?

12 Antworten

Zu Beginn der Widerstände in der DDR ging es lediglich darum, die Stasi und den Regierungsapparat gegen eine Demokratie einzutauschen. Der ursprüngliche politische Gedanke war, die DDR beizubehalten. Erst nach dem Mauerfall fand sich eine leichte Mehrheit für die Wiedervereinigung, die die westlichen Politiker bereits über die Köpfe der DDR-Bevölkerung im Hintergrund mit Gorbatschow eingefädelt hatten.

Die Wiedervereinigung selbst musste viele Hürden nehmen, die viele persönliche Opfer forderten. Vor allem durch das Vorgehen der Treuhand gab es immens hohe Entlassungen in der DDR- bzw. jetzt Ostbevölkerung. Dieses Trauma wurde noch unterstützt durch jahrzehntelange geringere Ostlöhne und -Renten. Alleine dadurch, dass Straßen und Infrastruktur saniert wurden, hatte noch niemand mehr Essen auf dem Teller, respektive mehr Geld in der Tasche.

Somit ergibt sich ein Hintergrund-Misstrauen, ein gewisser Argwohn vieler "Ossis" gegen die "Wessis". Letztere halten dagegen, dass die Wiedervereinigung auch eine Stange Geld gekostet hat. Dieses Argument verfängt allerdings nicht, da diejenigen, die dem Westen nach wie vor Vorwürfe machen, dass sie sich als Deutsche 2. Wahl wahrnehmen, eben oft diejenigen sind, die ursprünglich gar keine Wiedervereinigung wollten.

Die Frage nach Recht und Unrecht kann also letztlich nicht an die Bevölkerung gestellt werden. Entschieden wurde das Ganze auf politischer Ebene. Der Erfolg der friedlichen Revolution wurde den DDR-Bürgern ab einem bestimmten Zeitpunkt abgenommen. Westliche Politiker schmückten sich damals also mit fremden Federn.

So sehe ich den Konflikt.

Ich wohne hier in der Nähe der damaligen Grenze in Thüringen.

Gleich nach dem Mauerfall hatte ich viele Kontakte in den Westen. Wir haben sogar einen Teil unserer Familie wiedergefunden.

Klar kam mal ein dummer Kommentar aus dem Westen wie: wieso bekommt Ihr überhaupt Rente?, aber sowas war sehr selten.

Im Osten bekomme ich auch ab und zu dumme Kommentare.

Ich hatte noch nie ein Problem mit Westdeutschen und auch noch nie mit dem westdeutschen Staat. Ich habe 18 Jahre in der DDR gelebt und diesen Staat nicht einen einzigen Tag geliebt. Ich wollte immer den Westen haben und bin froh, dass ich seit 33 Jahren auch so leben kann.

Sowas kann man erstmal nicht verallgemeinern. Das machen längst nicht alle Ossis und Wessis, Wenn Leute das machen, sind das heute , 32 Jahre nach der Wiedervereinigung eher Ausnahmefälle. Ich könnte mir vorstellen, dass es bei manchen Wessis für Unverständnis sorgt , dass im Osten so viele Leute AfD wählen. Das verstehen aber auch viele Ostdeutsche nicht. Was Ostdeutsche an Westdeutschen stört, nur an einigen wenigen, ist, dass sie so verdammt arrogant und überheblich sind, nur weil sie das Glück hatten, im besseren Deutschland zu leben, freier und wohlhabender aufwachsen zu können. Hier bei gutefrage.net habe ich mal so einen Wessi kennengelernt, mit dem ich diskutiert habe. Sobald er gemerkt hatte, dass ich aus Ostdeutschland komme, war er total überheblich, arrogant, unverschämt zu mir. Ich habe dann irgendwann geschrieben: Ich diskutiere jetzt nicht mehr länger mit dir rum. Mich stört deine Arroganz und Überheblichkeit gegenüber Menschen aus dem Osten gewaltig

In der Vergangenheit - für die weder Ossis noch Wessis etwas können.

"Recht" hat keiner - oder beide.

Man wurde durch das Leben innerhalb oder ausserhalb der DDR beprägt. Jeder hat da versucht das beste daraus zu machen. Egal ob Ossi oder Wessi, den einen ist es geglückt, andere sind gescheitert.

Jeder hat Fähigkeiten entwickelt, welcher der, auf der anderen Seite der Grenze, nicht hatte und umgekehrt.

Es ist klar, als Wessi hat man die besseren Karten. Denn optisch hat man es besser gemacht. Jedoch nur, weil man im wirtschaftlich "besseren" Teil Deutschlands aufgewachsen ist. Nachbarschaftshilfe, technisches Geschick, viel aus wenig erreichen....das zählt viel weniger.


Amtsschreck  02.03.2023, 08:19
Nachbarschaftshilfe, technisches Geschick, viel aus wenig erreichen....das zählt viel weniger.

So wird auch heute noch argumentiert, weswegen auch viele Handwerker fehlen. Der eine sagt: Ich kann mir selbst helfen, während der andere erwiedert: Ich gebe lieber Geld für Profis aus. Aktuell sind wieder die fachlich fundierten Heimwerker, die, die sich selbst helfen können, im leichten Vorteil.

Das hat viele Gründe und es wurden schon einige Bücher geschrieben um diesem Phänomen auf dem Grund zu gehen.

Sicher, zuallererst waren die Menschen im Osten einseitig gezwungen sich nach der Wiedervereinigung dem Westen anzupassen.

Sowohl politisch, gesellschaftlich und natürlich wirtschaftlich was nach 40 Jahren SED Diktatur und den dabei anstehenden massiven Umbrüchen wahrlich schwer ist.

Dazu kommt das bis heute, gerade der ländliche Raum, wirtschaftlich dem Westen hinterher hängt.

Das führt wiederum zu Abwanderung und Verödung ganzer Landstriche.

Viele Menschen im Osten fühlen sich dadurch ungehört von der Politik, benachteiligt und abgehängt, als Menschen zweiter Klasse im gleichen Staat.

Während viele im westdeutschen Teil verständnislos darauf sehen und argumentieren was doch alles getan wurde und man sollte doch nicht nur jammern.

Und auch einige der Antworten hier zeigen wie abfällig bis heute von einigen auf die Menschen im Osten herab geschaut wird.

Wenn wir in Deutschland von gescheiterter Migrationspolitik sprechen dann kommt man unweigerlich zu dem Schluss das es auch nie wirklich gelungen ist beide Teile Deutschlands vernünftig in ein geeintes Deutschland zu integrieren.

https://www.bpb.de/themen/deutschlandarchiv/340957/ost-und-west-ein-vergleich/

https://www.rnd.de/politik/ungleichheit-zwischen-ost-und-westdeutschland-literaturwissenschaftler-warnt-vor-spaltung-der-O2C5MDMJSFBTNO33VI3JF2KWA4.html