Opa verstorben. Wie am besten damit umgehen?

12 Antworten

Vom Fragesteller als hilfreich ausgezeichnet

Hallo NinJoyo,

kaum ein Eindruck im Leben ist so stark und nachhaltig, wie der Tod eines geliebten Partners, Freundes oder Verwandten. Das musste ich selbst auf sehr schmerzliche Weise erfahren, als vor einiger Zeit meine Frau an Krebs verstarb.

Viele fühlen sich so sehr aus der Bahn geworfen, dass sie lange brauchen, um wieder einigermaßen zurecht zu kommen. Die Fragen, die sich einem dann stellen, sind z.B.: Wie kann ich mit der Trauer am besten umgehen? Kann ich je wieder glücklich werden?

Man spricht zwar sehr oft von verschiedenen Phasen der Trauer, doch letztendlich trauert jeder auf seine Weise. Es gibt sehr verschiedenartige Reaktionen der Trauer. Du brauchst Dir also von niemandem vorschreiben lassen, wie intensiv und wie lange Du zu trauern hast. Wichtig ist aber, dass Du die Trauer zulässt und nicht unterdrückst! Nur wenn man den Trauerprozess durchlebt, kann es Heilung geben!

Es kann sein, dass Du in der ersten Zeit mit starken Weinkrämpfen und Stimmungsschwankungen zu kämpfen hast. Oder es kommt das Gefühl auf, dass das Geschehene einfach nicht wahr sein kann.

Vielleicht stehst Du aber auch so sehr unter Schock, dass Du erst einmal gar nicht weinen kannst. Reaktionen wie Angst und Schuldgefühle gegenüber dem Toten können ebenfalls auftreten. Wenn Du dieses oder Ähnliches erlebst, mache Dir keine Gedanken! Das ist völlig normal.

Ich weiß ja nicht, wie es Dir ergeht, doch oftmals fühlen sich Trauernde in der Gegenwart anderer unwohl und ziehen sich gern zurück. Ihnen mögen die Probleme anderer gegen die eigenen lächerlich klein vorkommen. Das ist durchaus verständlich, denn kaum etwas ist mit dem Schmerz, den der Tod ausgelöst hat, zu vergleichen.

Du fragst Dich wahrscheinlich, ob und wann es Dir wieder besser geht. Aus meiner Erfahrung ist es so, dass irgendwann der Schmerz nicht mehr so groß ist wie am Anfang.

Obwohl man nie völlig über den Tod eines geliebten Menschen hinwegkommt und einen immer mal wieder starke Gefühle der Trauer überwältigen können, wird es einem irgendwann doch gelingen, sein emotionales Gleichgewicht wiederzufinden. So war es auch bei mir. Bei dem einen kann das mehrere Monate, bei anderen wiederum ein paar Jahre dauern. Wichtig ist, dass man sich auf keinen Fall unter Druck setzt!

Was aber kannst Du tun, um Dir die Zeit der Trauer zu erleichtern? Auch wenn nicht jedem das Gleiche hilft, so gibt es doch einiges, dass sich im Allgemeinen bewährt hat. Dazu gehört z.B., dass man die Hilfe von Familie und Freunden annimmt.

Das heißt nicht, dass Du ständig Menschen um Dich haben musst. Sicher gibt es Zeiten, wo Du lieber allein bist. Um diejenigen, die Dir helfen wollen, aber nicht vor den Kopf zu stoßen, wäre es gut ihnen zu sagen, was Deine Wünsche und Bedürfnisse sind. Ich bin damit immer gut zurechtgekommen.

Da Du Dich in einer absoluten Ausnahmesituation befindest, kann es leicht passieren, dass Du Dir nicht genügend Schlaf und Ruhe gönnst. Das ist aber gerade jetzt außerordentlich wichtig!

Auch Deine Essgewohnheiten im Blick zu haben und auf eine ausgewogene, gesunde Ernährung zu achten, kann sich sehr positiv auf Deinen Gesamtzustand auswirken. Aus eigener Erfahrung kann ich sagen, dass einem Sport und Bewegung an der frischen Luft hilft, der Gedankenspirale, in die man sehr leicht gerät, zu entkommen.

Nach dem Tod meiner Frau hat es mir sehr geholfen, immer wieder mit engen Freunden über meine Gefühle zu sprechen. Ihr Mitgefühl und ihre trostreichen Worte haben mir sehr viel bedeutet und sie tun es immer noch. Doch jeder ist anders. Manchen mag es sehr schwerfallen, über ihre Empfindungen zu sprechen. Am besten findet man selbst heraus, was einem wirklich guttut!

Ich finde den Rat sehr gut, möglichst schnell wieder zu seinem gewohnten Tagesablauf zurückzukehren. Das habe ich getan und bin damit persönlich sehr gut zurechtgekommen. Die Alltagsroutine hat mich abgelenkt und verhindert, dass ich meiner Trauer versunken bin. Auch habe ich festgestellt, dass es einem helfen kann, etwas für andere zu tun. Obwohl man selbst belastet ist, schafft es einfach ein positiveres Lebensgefühl und gibt einem einen Sinn im Leben!

Was mir jedoch bis heute am meisten hilft, ist die Zusicherung aus der Bibel, dass es eine Auferstehung der Toten geben wird. Das machte Jesus Christus mit den Worten deutlich:

"Denn so, wie der Vater die Toten auferweckt und sie lebendig macht, so macht auch der Sohn die lebendig, welche er will. Wundert euch nicht darüber, denn die Stunde kommt, in der alle, die in den Gedächtnisgrüften sind, seine Stimme hören und herauskommen werden... zu einer Auferstehung" (Johannes5:21, 28 u. 29a).

Ich freue mich auf die Zeit, in der ich meine Frau und all die anderen lieben Verstorbenen wieder in die Arme schließen kann! Wie schön wird es sein, dass dann niemand mehr sterben wird!

Ich wünsche Dir von Herzen viel Kraft bei Deiner Trauer! Es würde mich freuen, wenn Dir der eine oder andere Tipp, den ich Dir hier gegeben habe, hilft und dass Dein Schmerz bald nicht mehr so groß ist!

LG Philipp


NinJoyo 
Fragesteller
 06.03.2020, 13:32

Dankeschön!

Ja, deine Tipps helfen mir bestimmt. Jetzt übers Wochenende kommen Freunde meiner Mutter und das ist schon eine gute Ablenkung, da wir dann nicht so alleine sind. Eigentlich sollten wir heute noch ein letztes Mal beim Opa den Flur putzen, allerdings fällt es mir im Moment schwer, diese Wohnung betreten zu müssen, in der ich bis vor zwei Wochen noch regelmäßig war und quasi mein zweites Zuhause darstellte.

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Philipp59  07.03.2020, 06:44
@NinJoyo

Gerne! Das freut mich! 😊

Und vielen Dank für den Stern! 

Alles Gute und viel Kraft!

LG Philipp

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Ich weiß nicht, wie ich das verarbeiten soll... Ich bin zwar eigentlich gläubig und hoffe auch, dass er jetzt bei meiner Oma ist, aber ich fühle mich trotzdem schrecklich.

Es gibt eigentlich keinen Grund, sich schrecklich zu fühlen, denn im übertragenen Sinne ist er nur aus einem defekten Auto ausgestiegen, das ihn nur noch behindert hat. Er ist auch nicht weg, er ist nur nicht mehr hier. Stell dir vor, du warst mit ihm im Kino und ihr habt einen spannenden Film gesehen. Das einzige, was passiert ist, ist, dass er aus dem Kino gegangen ist, während du den Film weiter schaust. Er ist also nicht wirklich weg, sondern nur draußen im Foyer, in dem deine Oma auch schon ist und irgendwann, wenn dein Film fertig ist, trefft ihr euch dort alle wieder und tauscht spannende Geschichten über die Filme aus, die ihr gesehen habt.

Es kann auch durchaus sein, dass er mit einem "neuen Auto" wiederkommt und dir dann in deiner Familie oder in deinem Umfeld wieder begegnet - wir machen oft solche Absprachen.

Also keine Sorge - es geht ihm gut. Unter Umständen kannst du dich auch mit ihm unterhalten, aber das geht nur, wenn er mitspielt.


NinJoyo 
Fragesteller
 05.03.2020, 15:06

Dankeschön!

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Er ist jetzt weg. In meiner Vorstellung gibt es auch keinen Himmel wo er oder andere sein könnten. Das ist aber auch nicht schlimm, denn du wurdest durch ihn beeinflusst. Dadurch lebt er faktisch durch dich/in dir weiter. Nimm ihn als gutes Vorbild und trage das Positive von ihm weiter durch die Welt. Dadurch hältst du ihn in Ehren und wirst ihn nie verlieren.

Woher ich das weiß:eigene Erfahrung

NinJoyo 
Fragesteller
 05.03.2020, 13:15

Danke!

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Der Tod gehört leider zum Leben dazu, hört sich doof an aber wir wurden geboren um zu sterben. Denk daran, dass ihr euch irgendwann sehen werdet. Du musst diese Gefühle zulassen und es nicht verdrängen, denn sonst würdest du platzen. Behalte diese Erinnerungen an ihm, denn solche Erinnerungen sind extrem wertvoll. Denk daran, er leidet jetzt nicht mehr und vermutlich ist er - wie du sagtest - glücklich bei deiner Oma. Genieß dein Leben, denn er würde es selber nicht wollen, dass du dich damit kaputt machst. Verarbeite das und genieße dein Leben und mach was daraus, denn das ist das was er wollen würde.


NinJoyo 
Fragesteller
 05.03.2020, 13:04

Danke!

Das glaube ich auch. Er hat sich immer für mich gewünscht, dass ich etwas erreiche und mich nicht aus der Bahn werfen lasse, sobald er stirbt.

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Als mein geliebter Opa verstorben war, habe ich ihm einen Brief geschrieben. Quasi einen Abschiedsbrief und habe in den Umschlag noch Fotos von mir getan (weil er das immer so mochte) und diesen Umschlag habe ich dem Sarg beigelegt als er Kremiert wurde. Es war und ist bis heute sehr schwer und er fehlt mir unglaublich. Aber es hat geholfen ebenso wie mit der Familie und Freunden darüber zu reden und einfach mal in den Arm genommen zu werden.

Mein grösstes Beileid, ich wünsche dir alles gute !

Woher ich das weiß:eigene Erfahrung

NinJoyo 
Fragesteller
 05.03.2020, 13:16

Dankeschön!

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