Novalis Blütenstaub?

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Vielleicht kann dir das (aus meiner eigenen Vorlesung) helfen:

„Was ist denn am Ende ein Philister anderes, als ein Mensch, der das Gemeine wichtig und das Große gemein nimmt.“ (Eichendorff)

"Definition: das Wort Philister kommt aus der Bibel. Dort bezeichnet es ein Volk, das mit den Israeliten immer wieder im Krieg ist. Also schon da weist der Begriff eine negative Bezeichnung auf.

In der Romantik bedeutet der Philister zunächst einen Nicht-Studenten, also einen Bürger, der über eine begrenzte Bildung verfügt und sich für Geistiges nicht interessiert. Von hier aus wird der Begriff vertieft und weitergeführt: es muss zunächst deutlich sein, dass es sich nicht um eine soziale Charakterisierung handelt, sondern um eine Einstellung. Es gibt also Philister im Volk, im Bürgertum und im Adel. Der gemeinsame Punkt ist, dass alle vom Konventionellen leben und Feinde jeder Idee sind. Der Philister sieht alles gleich (und negiert also das Vielfältige), weil er durch seine Geistlosigkeit alles gleich macht. Weil er nichts ausser sich selbst (und dem, was ihm nützt), sehen kann, ist er immer selbstzufrieden. Alles muss zweckbezogen sein, um überhaupt sinnvoll zu erscheinen.

Die Dimension des Unendlichen ist ihm deshalb wesensfremd: die Liebe soll streng menschlich bleiben, d. h. für ihn prosaisch („Lieben ist menschlich, doch muss man menschlich lieben“, sagt der Philister in Goethes Werther), und sein Verhältnis zur Natur ist ganz auf Nützlichkeit und Rentabilität bezogen: sie erscheint also meistens als „Feld“ oder „Acker“ oder als ein Vorwand, um sich sehen zu lassen (vgl. das Gedicht Philister im Sonntagsröcklein von Heine). Dementsprechend ist sein Gesichtskreis höchst beschränkt: er bleibt zu Hause oder im unmittelbaren Umkreis seines Hauses (etwa der Müller in seiner Mühle im Taugenichts) und sieht nicht über die Grenzen seines Gutes hinaus. Er liegt oft im Bett und trägt auch am helllichten Tag eine Schlafmütze, denn sein Geist schläft immer, aber er kann nicht träumen [...].

Sein Verhältnis zur Religion ist wie sein Verhältnis zur Natur (da beide für die Romantiker aufeinander bezogen sind): Religion ist für ihn, wenn überhaupt, zum leeren Ritual verkommen. Der obligate Sonntagsspaziergang tritt an die Stelle des Gottesdienstes (Heine), das Abendmahl kennt er nicht, dafür aber "Brotstudien" [...]. Von Brentano stammt die witzig-böse Formulierung: „Ein betender Philister gleicht einer fliegenden Katze (gehört ein Fallschirm dazu)“."

Du brauchst jetzt nur noch, die hier hervorgehobenen, erklärenden Merkmale aus dem Novalis-Text herauszulesen.