Was meint Novalis in seiner Fragmente?
Die Welt muss romantisiert werden. So findet man den ursprünglichen Sinn wieder. Romantisieren ist nichts als eine qualitative Potenzierung.(...) Indem ich dem Gemeinen einen hohen Sinn, dem Gewöhnlichen ein geheimnisvolles Ansehen, dem Bekannten die Würde des Unbekannten, dem Endlichen einen unendlichen Schein gebe, so romantisiere ich es. (....).
Was genau meint Novalis damit?
2 Antworten
Hier?
Der Dichter Novalis und die Romantisierung der Welt
Friedrich von Hardenberg, besser bekannt als Novalis, gilt als Dichter der Blauen Blume, des frühromantischen Ursymbols. Sie hat ihm den Ruf schwärmerischer Harmonie eingetragen. Doch der vor 250 Jahren geborene Poet war ein spannungsgeladener, hochgebildeter, hochspekulativer Geist. Was ihn umtrieb, war die Entfremdung im Verhältnis zwischen Mensch und Welt, aufgerissen durch beginnende Industrialisierung, rationalistische Aufklärung und Französische Revolution. Heilung verspricht sein ästhetisches Konzept von der Romantisierung der Welt, sein poetischer Traum vom Goldenen Zeitalter.
Es heisst wohl: "in seinem Fragment"
"romantisieren" ist ein Schlüsselwort der Novalisschen Poetik und wird hier genau definiert : "dem Endlichen (= Wirklichen) einen unendlichen Schein geben".
"Potenzierung" hat bei Novalis eine grundsätzliche und eine relative Bedetung.
Hier hast du mit der relativen zu tun, die sich ja auch aus dem Wortlaut ergibt: der erste Begriff wird jeweils durch einen höheren abgelöst:
gemein - hoch
gewöhnlich - geheimnisvoll
bekannt - unbekannt
endlich - unendlich
Potenzierung meint hier, dass der zweite begriff der qualitativ bessere ist (was ja nicht selbstverständlich ist).
Die grundsätzliche Bedetung von "Potenzierung" hat vor allem mit dem Verhältnis von Natur und Kunst zu tun: die Natur war eins mit sich selbst (absolutum) und konnte sich deshalb nicht fühlen. Um sich fühlen zu können, hat sie die Menschen erschaffen (= hat die Möglichkeit einer Selbstbeziehung geschaffen). Alles, was Menschen dann schaffen, ist eine Potenzierung dieser ursprünglichen Beziehung. Das führt zu dem Paradoxon: "je künstlicher, desto natürlicher". Deshalb ist auch die "qualitative Potenzierung" durch die Kunst (= romantisieren) potenziell unendlich.