Niemand trauert mit mir/versteht meine Trauer
Ich weiß einfach nicht mehr weiter und muss mir einfach mal alles von der Seele schreiben.
Vor 4,5 Jahren ist mein Vater an Lungenkrebs gestorben. 2 Tage vor meinem 13. Geburtstag. Damals lebte ich schon länger (ca. 1,5 Jahre) in einer Pflegefamilie. Ich habe seit ich 5 oder 6 war mit ihm (fast) alle gelebt. Er hat zwar geheiratet, aber nicht aus Liebe und er blieb trotzdem die wichtigste Person in meinem Leben. Ab 2007 haben wir komplett alleine gelebt. Er war Anfang 50, hatte nen 4-fachen Bandscheibenvorfall, Alkoholiker, nikotinsüchtig, ein Tyran und wir lebten von Hartz IV. Trotz allem war er ein liebender Vater und ich liebe ihn immernoch, auch wenn ich einige seiner kriminellen Machenschaften mittlerweile erfahren habe. Das Problem ist, dass ich niemanden habe, der mit mir trauert. Meine Pflegeeltern meinten gleich nachdem sie mir gesagt haben, dass er tot ist, dass ich es nicht gleich allen sagen solle (Was wohl der Grund dafür ist, dass ich Angst habe es jemanden zu erzählen). Ich bin nachdem sie's mir gesagt haben, einfach wieder in mein Zimmer und habe weitergemacht, wo ich aufgehört habe. Am Tag drauf war ich nicht in der Schule, aber für mich war es einfach nur "Yeah, keine Schule". Ich realisiere immernoch nicht, dass er tot ist. Am 2. Tag bin ich im Sportunterricht weinend zusammengebrochen. Als mein Lehrer fragte was los ist, sagte ich, dass mein Vater Freitag gestorben ist. Er reagierte darauf gar nicht. Überlegt euch mal: EINEN Tag hatte ich, um damit zurecht zu kommen, dass mein ALLEINERZIEHENDER Vater tot ist. Danach musste ich wieder funktionieren. Und so ist es heute noch: Es ist kein Platz für Trauer. Und ich habe niemanden, der meinen Vater so kennt wie ich. Mein kleiner Bruder weiß nichts von seiner "schlechten" Seite und deswegen kann ich nicht mit ihm darüber reden. Meinen Pflegeeltern ist es schlichtweg egal, wie es mir geht, da es schon so "lange" her ist. Alle sehen in ihm nur das Monster, aber nicht den liebenden Vater. Niemand glaubt mir, wenn ich davon erzähle und sagen nur, dass sie das nicht so sehen.
Ich habe die einzige Bezugsperson verloren, die ich hatte, und der ich wirklich vertraut habe. Aber anderen ist es immernoch unverständlich, dass ich nach 4,5 Jahren deswegen noch trauer und wundern sich, dass ich mich überhaupt noch dran erinnere, wie es mit ihm war.
6 Antworten
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Ich versteh dich sehr, sehr gut.
Es ist ganz wichtig, dass man Trauerarbeit leisten kann.
Sag das auch deinen Pflegeeltern (und sonst rede mit deiner zuständigen Betreuerin vom Jugendamt)
Vielleicht magst du ein Tagebuch schreiben.
Egal, welche Fehler dein Vater hatte, er war der Mensch, der dich von Herzen liebte und den auch du lieben darfst.
Du kannst auch zum Vertrauenslehrer deiner Schule gehen, denn du konntest das einfach noch nicht verarbeiten.
Viel Kraft!
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Ich kann dich da gut verstehen, bei mir war es ein bisschen ähnlich. Mein Vater war auch Alkoholiker und nachdem er starb,bin ich auch wieder einfach in mein Zimmer gegangen. Meine Mutter war zu weit weg,um mit mir darüber zu reden und meine Oma,bei der ich aufwuchs, wusste nicht, wie sie damit umgehen soll. Wie verstehst du dich denn ansonsten mit deinen Pflegeeltern? Lieben sie dich? Gehen sie auf dich ein? Falls ja, dann würde ich nochmal versuchen,mit ihnen zu reden. Mach ihnen klar, dass dich das Thema belastet und du auch ein Recht darauf hast,um deinen Vater zu trauern! Ausserdem ist es ganz verständlich dass du ihn liebst,auch wenn er schlechte Seiten hatte, die im übrigen jeder hat.Wenn dir aber wirklich keiner zuhört, dann kannst du auch in eine Beratungsstelle gehen . Es gibt so professionelle Trauerhilfe.Oder du versuchst alleine, deiner Trauer Raum zu geben. Das ist besser, als es immer verdrängen zu müssen. Schreib doch zb mal alle guten Erinnerungen, die du an ihn hast, auf.Oder schreib ihm einen Brief, mit Dingen, die du ihm noch gern gesagt hättest? Das kann sehr befreiend sein.Oder geh an sein Grab, sprich in Gedanken mit ihm ,verabschiede dich richtig! Ich finde es auch sehr wichtig, dass du das verarbeiten kannst.Schade dass du da so unverstanden bist. Vllt wird auch mal eine neue Person in dein Leben treten, mit der du darüber besser sprechen kannst. Alles Gute für dich!
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Hey, erstmal mein Beileid..echt traurig was in deinem Leben so alles passiert ist..wenn man dann auch noch niemanden zum Reden hat..ABER: Du hast noch eine Zukunft. Mach das beste aus deinem Leben, mach deine Schule, fange später eine gute Karriere an & dein Vater wird so stolz auf dich sein.....lass nie alles hängen..klar kommt alles immer wieder hoch auch wenn es schon 4,5jahre her sind.. Aber leider ist das Leben eben so..
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Hey IrethVonMandeth,
du befindest dich sicherlich in keiner guten Situation. Sprich mit deinen Freunden darüber und lass das raus, was raus muss. Zur Not, suche die psychologische Hilfe, um den Tod realisieren und "aufarbeiten" zu können. Es ist wichtig, dass du, so hart wie es klingt, damit abschließen musst. Lass dir dabei Zeit und setz dich nicht unter Druck. Das Leben geht weiter,
Gruß :)
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Du musst zu einer therapie um das alles zu verkraften und endlich hinter dir zu lassen. Ich wünsch dir ganz viel glück!