Nichts alleine können, aber 69 km weit fahren?
Meine Schwiegermutter kann nichts alleine, obwohl sie für ihr Alter fitter als manch anderer ist. Wenn sie ein Rezept braucht, muss mein Mann das Rezept von ihrem Hausarzt, der 5 Minuten zu Fuß oder 2 Minuten mit Fahrrad erreichbar ist, holen. Er muss sie zum Arzt hinfahren, er muss sie zum Friseur fahren, der auch in 5 bzw. 2 Minuten erreichbar ist. Als ich letzte Woche mit meiner Tochter zum Notfalltermin zum Hautarzt musste, musste ich ihr ein Rezept mitbringen. Sie kann ihren Müll nicht weg bringen, das macht mein Mann. Mein Mann muss überall für sie anrufen und Geldangelegenheiten erledigen.
Gestern ist sie mit ihrer Nachbarin über 69 km in einen anderen Kreis gefahren, d.h. von unserem Kreis über einen anderen Kreis in den 3. Kreis. Dafür ist sie nicht zu alt. Mein Mann und ich haben Angst, wenn wir bei ihr im Auto mitfahren, weil sie von links nach rechts fährt, abrupt bremst, weil zu kurzfristig. Aus diesem Grunde wollte mein Mann ihr die Fahrt ausreden, aber sie hat darauf bestanden und es sich nicht ausreden lassen.
Was hättet ihr gemacht?
6 Antworten
Ich bin ehrlich gesagt auch etwas ratlos. Solche Situationen sind mir nicht unbekannt, und schliesslich ist deine Schwiegermutter ja anscheinend immer noch mündig und kann letztlich machen, was sie will.
Wie alt ist sie denn?
Für mich ist ein bisschen die Frage:
- Wäre es gescheiter, sie dazu zu ermutigen und allenfalls auch dazu zu "zwingen" (Mann hat halt dann plötzlich "keine Zeit" etc.), mehr selber zu übernehmen, so dass sie auch mehr Training hat mit Autofahren
- Wäre es gescheiter, sie zu ermuntern, den ÖV zu benutzen (falls das praktikabel ist in ihrer Gegend), um einereits selbstständiger zu sein, andererseits dass ihr alle zusammen "sicher" mit ihr unterwegs sein könnt
- Ist es möglich, allenfalls eine Fahreignungsprüfung zu veranlassen, so dass ihr die Fahrerlaubnis ganz entzogen wird, sollte sich herausstellen, dass sie nicht mehr in der Lage ist, sicher im Strassenverkehr unterwegs zu sein und auch nicht mehr solche "Eskapaden" durchgibt (die ja ebenfalls auf kognitive Auffälligkeiten zurückgehen könnten)
Ansonsten bleibt euch nichts anderes übrig, als sie "machen zu lassen", da man sie ja schlecht zuhause einsperren kann.
Oh, jetzt hab ich zu schnell gelesen und dachte, es wäre IHR Mann, der sie herumkarrt.
Aber wenn ich das so höre, dann finde ich, ihr solltet aufhören, euch von ihr so rumscheuchen zu lassen.
Ihr habt auch ein eigenes Leben, in dem es auch wichtige Termine etc. gibt.
Wenn ihr jedes Mal springt, wenn sie mit den Fingern schnippst, dann seid ihr irgendwann gefrustet und ausgelaugt, und sie ist ja offenbar in der Lage, selber rumzukommen.
Warum also tut ihr euch das an?
Ich tue gar nichts für sie, ich mache eh alles falsch. Mein Mann lässt sich rumkommandieren, ist danach gefrustet und lässt alles an mir aus.
Da scheint mir der Hase im Pfeffer zu liegen.
Sprich doch mal mit ihm in Ruhe darüber. Seine Mutter bringt seine Aufopferung nicht wirklich etwas, weil sie ja gar nicht auf so viel Hilfe angewiesen ist.
Aber dein Mann ist gefrustet deswegen, du und eure Beziehung leiden darunter.
Ich glaube, wenn ihm bewusst wird, dass sein Verhalten mehr Schaden anrichtet als dass es nützt, wird er einen Weg finden, es ändern zu können.
Selber fahren soll sie nicht, weil sie unsicher fährt. Aber wenn dein Mann das Fahren dann übernimmt, ist es auch wieder nicht recht?
Und bedenke: was für dich 5 Minuten zu Fuß um die Ecke sind, ist für jemanden mit mehr Jahren auf dem Buckel und/oder mobilitätseinschränkenden Erkrankungen möglicherweise eine unüberwindbar lange Strecke. Stell dir das mal so vor als müsstest du diese Strecke bei komplett vereisten Wegen laufen.
Überlegt doch eher mal, ob deine Schwiegermutter nicht eventuell an einem Punkt angekommen ist, wo etwas professionelle Unterstützung sinnvoll bis nötig wäre. Hierzu könnt ihr euch zum Beispiel auch mal bei einer Sozialberatung beraten lassen, so hinsichtlich Beantragung einer Pflegestufe und weitere Leistungen über die Kranken- oder Pflegekasse (z. B. eine Haushaltshilfe).
Auch denkbar wäre es, dass ihr schaut, ob nicht manches zu ihr kommen kann anstatt anders herum. Manche Friseure bieten zum Beispiel durchaus auch Hausbesuche an. Auch einige Hausärzte machen regelmäßig Hausbesuche bei betagten Patient*innen für Routinekontrollen, wenn diese nicht mehr so gut allein in die Praxis kommen können.
Das wären alles denkbare Wege, um die Belastung durch Alltagsdinge für euch zu reduzieren, wenn das zunehmend ein Problem für euer Familienleben wird. Und das wiederum schafft dann mehr Zeit und auch Geduld, um positive, qualitativ wertvolle Zeit miteinander zu verbringen, was ja auch oft viel eher das ist, was ältere Menschen sich eigentlich von ihrer Familie wünschen!
Sie ist fit, hat keine körperlichen Einschränkungen. Sie fährt dieses Jahr, so wie jedes Jahr alleine für 3 Wochen in den Urlaub. Sie geht jeden Tag mit ihrer Nachbarin spazieren und kommt zwangsläufig bei ihrem Hausarzt oder Friseur vorbei. Wäre also kein Problem, selber dort vorbei zu gehen.
Sie putzt ihre 88 qm Wohnung noch selber, steigt jeden Tag auf eine Leiter, um auf ihren Schränken Staub zu wischen, nimmt ihre Gardinen zweimal im Jahr ab, wäscht sie und hängt sie wieder auf.
Wer das alles noch kann, kann auch alleine zum Friseur oder Hausarzt gehen
Du wärst überrascht, wie lang sich ältere Menschen dort mit allerlei Tricks und Workarounds durchwurschteln, bis es wirklich nicht mehr geht oder sie bei diesen riskanten Aktionen von Leitern fallen und sich Hüften und Oberschenkel brechen... Es ist eben auch ein unglaublich schwieriger Schritt, sich selbst einzugestehen, dass man nicht mehr alles alleine kann und Hilfe braucht!
Und wenn doch irgendwelche Machtspielchen dahinterstecken, dass sie ihren Sohn einspannt und dieser das mit sich machen lässt und dich das stört - nun, das ist dann ein Problem, was vor allem du mit deinem Mann besprechen und klären musst! Sprich, wo ihr als Paar vor allem eure Regeln eures Zusammenlebens aushandeln müsst. Und wo er im Zweifel ihr gegenüber Grenzen ziehen muss.
Die Frage ist eben: warum genau stört es dich denn, dass er das für sie macht? Also, stört es euer Familienleben? Bleibt dadurch in eurem Leben was auf der Strecke? Ergeben sich daraus Nachteile für dich? Ist es für deinen Mann eine Belastung? Will er das eigentlich gar nicht?
Als meine Mutter zum Pflegefall wurde, durfte ich sie nicht besuchen, weil mein Mann nicht wollte, dass ich die Bekloppte besuche.
Mein Mann ist, wenn er mal zu Hause ist, mehr bei seiner Mutter als bei uns. Beschwert sich aber, dass er die Kinder manchmal nicht sieht.
Mein Mann möchte das nicht, ist davon genervt und schlecht gelaunt und lässt alles an mir aus.
Also alte, ungelöste Konflikte, aktuell bestehende Konflikte und Unzufriedenheit mit der Gesamtsituation, die sich zu so einem großen Knäul an negativen Emotionen summiert haben, dass es jetzt immer öfter zwischen euch knallt? Ich denke, es wäre gut, wenn ihr euch da mal externe Unterstützung durch einen Paartherapeuten sucht und dort sachlich und lösungsorientiert erarbeitet, wie ihr das lösen könnt! Und dorthin kannst du dann ja auch das Thema professionelle Hilfe für deine Schwiegermutter mitnehmen, als möglichen Ansatz, damit dein Mann sich rausnehmen kann, ohne das schlechte Gewissen haben zu müssen, seine alte Mutter im Stich zu lassen.
Wer so weit fahren kann, kann auch ein Rezept selbst abholen und genau das würde ich ihr sagen. Da kann sie auch gleich den Abfall mit runter nehmen.
Gibt so Menschen die ständig Andere brauchen um es nicht selber tun zu müssen...wenn sie so schlecht Auto fährt würde ich bei ihr niemals mitfahren...ist eh nur eine Frage der Zeit bis was passiert. Erst dann wird sie verstehen warum sie das besser lassen sollte. Trotzdem, über kurz oder lang wird sie wirklich Hilfe brauchen, ich würde ihr weiterhin Wege wie für Rezepte usw. ersparen aber den Müll? nö,würde ich nicht räumen
Ist dein Mann ein Einzelkind? Mütter können da schwer loslassen und suchen nach Gründen ihren Sohn um sich zu haben...
Zum Thema Auto: Auto und Führerschein ist manchmal das höchste Gut eines Menschen. Vielleicht will sie sich eben genau DAS nicht nehmen lassen.
Machen kannst du da gar nichts, außer gut zureden.
Ja, mein Mann ist Einzelkind, Schwiegermutter auch, weil ihr Vater nicht aus dem Krieg wieder kam.
Sie ist 79 Jahre, wird im Mai 80. Es ist nicht so, dass mein Mann das so will, sondern meine Schwiegermutter. Wir mussten schon oft Pläne, die seit Tagen oder sogar Wochen stehen, über den Haufen werfen, weil sid kurzfristig irgendetwas möchte. Mein Mann hat schon öfter wichtige Arztterme deshalb verschoben.
Die nächste Bushaltestelle ist vor der Haustür vom Hausarzt.
Sie fährt jedes Jahr für 3 Wochen alleine in den Urlaub und wird es auch dieses Jahr im Mai wieder machen.
Also würde ich sagen, sie ist fit genug.