Mysophobie, welche Tips habt ihr um die Angst zu lindern?

5 Antworten

Vom Beitragsersteller als hilfreich ausgezeichnet

Ich leide auch daran und auch noch an anderen Angststörungen, die unter OCD fallen.

Ich verlasse das Haus derzeit deswegen nicht mehr. Nur in Begleitung mit meinem Freund, der für mich oft die Stimme der Vernunft ist. Selbst Müll runter tragen ist schwer geworden und ich trage die Wäsche meistens erst nachts runter, damit ich niemandem im Haus begegne. Das führt unter anderem dazu, dass ich morgens total kaputt bin, weil mir Schlaf fehlt. Auch auf das Essen wirkt sich das aus. Manchmal kann ich tagelang nichts essen. Drei Tage waren es bisher maximal.

Aufgrund von multiplen Traumata, die auch indirekt mit meiner OCD in Verbindung stehen, bin ich in Therapie und lese Fachbücher über unter anderem diese Krankheit. Die allermeisten sind sich einig, dass man OCD nur dann erfolgreich und langfristig überwinden kann, wenn man sich der Angst stellt und sie aushalten lernt. Konfrontationstherapie nennt sich das. Das ist nicht für jeden Patienten empfehlenswert, vor allem nicht wenn hinter Deiner OCD etwas anderes, zB Trauma wie bei mir, stecken könnte. Durch das Lesen von Büchern habe ich verstanden, was da in mir vor geht. Ich kann das jetzt besser einschätzen und habe mehr Verständnis/Geduld mit mir selbst, was bei OCD sehr wichtig ist. Ich habe auch erkannt, dass ich mir nicht primär die Angst vor Bakterien das Leben schwer macht, sondern die Angst vor der Angst. Meiner eigenen Vorstellung davon, was passiert, wenn ich mir jetzt nicht doch nochmal die Hände wasche. OCD verzerrt das rationale Einschätzen der Gefahr.

Das Charakteristika von OCD ist, dass der Betroffene weiß, dass das zehnte Hände waschen die Hände nicht sauberer macht oder das der Herd nach dem dritten Mal kontrollieren wirklich aus ist. Aber die Angst sorgt für einen Kontrollverlust (Zwangsgedanken) und um diese abzuschwächen, führen wir Handlungen (Zwangshandlungen) zB Händewaschen, Kontrollieren durch. Es ist der Versuch Kontrolle über eine Situation zu erlangen, die uns unkontrollierbar erscheint.

An schlechten Tagen hilft mir nichts. Da wasche ich mir so oft die Hände, wie es notwendig ist, oder esse nichts, damit die Angst weggeht. An guten Tagen sind die Gedanken zwar auch da, aber sie lassen sich leichter befriedigen.

Derzeit hilft es mir mir klar zu machen, dass mir nichts in der Wohnung gefährlich werden kann. Alles, was hier ist, ist höchstens eklig, aber nicht gefährlich. Wenn ich raus gehen muss, wasche ich mir sofort die Hände. Ich mache es besonders gründlich und mache es fokussiert, damit ich es nicht vergesse und meine Angst nicht diesen Weg nehmen kann.

Diese ganzen Dinge, die ich geschrieben habe, helfen Dir vielleicht nicht. Aber vielleicht hilft es Dir, die Krankheit verstehen zu lernen. Psychologisch. Durch zB Bücher. Eine Therapie finde ich auch sinnvoll.

Woher ich das weiß:eigene Erfahrung – Intensive Beschäftigung mit der menschlichen Psyche

yuriaplisetsky 
Beitragsersteller
 11.11.2020, 21:10

Vielen Dank für deine Antwort und Erfahrungen. Ich werde in den nächsten Tagen mal mehr in mich gehen und versuchen mich besser mit den Gründen auseinander zu setzen. Zuhause bleiben klappt im Moment leider nicht, da ich Schule habe und auch noch Prüfungen dieses Jahr schreibe :/

Alles Gute für dich. <3

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Noeru  11.11.2020, 21:13
@yuriaplisetsky

Es ist gut, dass Du Deinen Alltag und das rausgehen nicht verlernst. Routinen helfen oft gut. Dir ebenfalls alles Gute. Wir schaffen das. Mit Zeit und Geduld :)

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  • Die von Dir beschriebene Verhaltensweisen sind in der Corona-Zeit recht sinnvoll
  • Anstatt den Atem beim Vorbeigehen anzuhalten, ist es besser während ca 5 Sek ganz langsam auszuatmen. Damit wird das Eindringen von Virus effektiv verhindert.
  • Für Deine Hände gibt es glyzerinhaltige Handcreme. Dreimal im Tag einreiben (Handrücken gegeneinander) und gut ist.
  • Beim Betreten eines jeden Gebäudes desinfiziere ich auch meine Hände

Ich habe keine Phobie irgendwelcher Art, aber folge auch Deinem Verhalten.

Falls Du noch zusätzlich die Schutzmaske trägst; bist Du bestens gerüstet.

Ich weiß; Du möchtest Deine Phobie loswerden oder die Angst lindern, aber dafür ist GF wahrscheinlich nicht die richtige Plattform.


ulrich1919  11.11.2020, 21:18

P.S. 1) Das Problem sind nicht die Bakterien, sondern die Viren. Dein Verhalten ist diesbezüglich sinnvoll.

2) Um unnötige Kontrollen und Wiederholungen zu vermeiden; sage ich halblaut zu mir: Tür abgeschlossen; Maske dabei; Licht aus usw.

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Ehrlich gesagt war ich anfangs kein großer fan von Physiologen usw. (konnte die nicht immer so ernst nehmen), kann dir aber jetzt aber weitergeben, dass es wirklich was bring und ich es schon etwas bereute nicht die Hilfe angenommen zu haben.( ich hab keine Mysophobie, aber ein wenig Erfahrung was angst usw. angeht) : )

Fel1x382  11.11.2020, 20:58

... such dir etwas wobei du dich ablenken kannst. Sei es Sport, ein Spiel und von mir auch Tyk Tok. ; 9

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das mit den Berührungen Personen ist ja erstmal erledigt.

Und wenn du dran denkst, dass rissige Hände erst Recht Bakterien reinlassen, dann hörst du automatisch auf, ständig waschen zu wollen auch.


yuriaplisetsky 
Beitragsersteller
 11.11.2020, 20:59

Naja, das macht es eher noch schlimmer, trotzdem danke für die Antwort xD

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Wir brauchen Bakterien um zu überleben und unser immunsystem kann nur unabhängig von Nahrung und Bewegung stark bleiben wenn er mit Bakterien "üben" kann. Je steriler man lebt desto eher wird man schneller allgemein krank.

Mit Wissen kann man sich immer selber helfen.

Um nicht seine einmalige Lebenszeit krank zu verbringen.

Woher ich das weiß:eigene Erfahrung – Lese gerne Fachbücher und studienergebnisse