Muss die Erkrankung Emetophobie nicht extrem schrecklich sein?

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Meist kommt Emetophobie auch nicht von irgendwoher, sondern entwickelt sich aus etwas ganz anderem heraus. Zb. bist du durch eine familiäre Geschichte anfälliger, für eine Angststörung, da fehlt dir dann nur irgendwann im Laufe deines Lebens ein „traumatisches“ Erlebnis zb. in so einem Fall vlt eine Lebensmittelvergiftung oder sowas. Ich leide selbst seit ich ein Kind bin unter Emetophobie, so das ich mich sogar kaum erinnern kann, wann es genau angefangen hat. Seit ca 4 Jahren ist es dann extrem krankhaft geworden. Bei mir spielt da einiges eine Rolle mit. Wirklich sehr sehr sehr schlimme Psychische Erkrankung!!!!


Madita05  15.09.2024, 18:31

Was ich noch ergänzen wollte. Die Leute die unter Emetophobie leiden, wissen in der Regel auch, das es im Grunde, jetzt nichts all zu schlimmes ist. Niemand findet das toll oder sonst was. Ich kann vielleicht nicht für alle sprechen, aber viele die ich kenne und auch bei mir selbst geht’s bei dem übergeben, eher um den Kontrollverlust dabei. Wenn es kommt kommt es halt, da hast du keine Kontrolle mehr drüber. Ansonsten ist der Rest massiver Ekel.
Was ich meinte bei mir z.B, ich hatte mal eine Lebensmittelvergiftung und habe eben, ganz massiv die Kontrolle verloren, indem ich während es von überall raus kam, das Bewusstsein verlor und erst vom nächsten Tag wieder Erinnerung habe… Ich bin durch mehrere verschiedene familiäre Erkrankungen dazu veranlasst dann etwas zu bekommen, das war dann wahrscheinlich der Auslöser. Hätte wahrscheinlich genauso gut ein schlimmer Autounfall sein können, wobei ich dann davor eine krankhafte Angst bekommen hätte.

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Angulimala1610 
Beitragsersteller
 15.09.2024, 18:24

Welche Einschränkungen hast du dadurch bzw. wie gestaltet sich dein Tag?

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Madita05  15.09.2024, 19:45
@Angulimala1610

Wo soll ich anfangen, das wird wohl ein ziemlich langer Text.

Wo es so krankhaft und extrem wurde vor 4 Jahren, hat es denke ich damit angefangen das ich plötzlich panische Angst hatte allein zu schlafen. Musste also mit 14 Jahren mitten in der Pupertät, jede Nacht mit meiner Mutter schlafen und hatte dennoch tägliche bzw jede Nacht, trotz ihrer Anwesenheit massive Panik. Ich hatte Angst in die Schule zu gehen (war damals in der 9. Klasse) und somit halt Schulpflichtig. Die größte Angst dabei war halt, eine Panik Attacke zu bekommen und dann nicht raus zu kommen, mir würde schlecht werden und ich würde dann überreagieren und dann nicht verstanden werden. Ich hatte total die Angst davor mich mit einer Freundin zu treffen, falls es mir wieder mal so schlecht geht und ich in dem Fall nicht Zuhause bin. Logisch gesehen weiß man ja, sich zu übergeben oder eine Vergiftung zu bekommen, passiert nicht jeden Tag, aber durch die Angst entstehen halt auch körperliche Beschwerden wie z.B unter anderem Magen und Darmprobleme…da weiß man nie was ist es jetzt psychisch, falsch gegessen, Magendarm..? Ich hatte Angst mit mehreren Leuten am Tisch zu sitzen und zu essen. Mir ist wirklich immer schlecht geworden. Weiß selbst nicht wieso, aus dem Grund hatte ich vor sowas irgendwann immer im Vorhinein Angst, weil mir eben dann immer schlecht wurde. Übrigens auch wenn ich nur dabei sitzen musste. Heißt also bei einem Familien treffen, musste ich „fliehen“ und mich während die anderen schön zusammen sitzen und essen von einer Panik Attacke draußen beruhigen. Konnte dementsprechend auch nicht, außerhalb von Zuhause essen, also noch nichtmal bei meiner Oma z.B, die im selben Haus wie ich wohnt.. Fällt schon einiges an Freiheit weg. Mit der Zeit hab ich dann einen extremen Ekel gegenüber Essen verspürt, konnte dann nichtmehr einkaufen gehen auch nicht in Begleitung. Besonders Essensgerüche, haben in mir Übelkeit ausgelöst oder wenn ich nicht 100% wusste woher das ganze kommt. In Gedanken mal zu tief ins Essen geguckt zu haben, führte dazu das mir ebenfalls schlecht wurde und ich nichtmehr weiter essen konnte. Sich immer die Frage zu stellen, ist das noch gut? Kann man das essen oder muss ich befürchten mir was einzufangen? Schlimm!! Habe mittlerweile ca. noch 3 Freundinnen, die ich evtl. wenn überhaupt 2-3 mal im Jahr sehe. Aus Angst mich bei denen anzustecken, wenn sie krank sind. Zu meinem Freund Nachhause traue ich mich vlt, alle 4 Monate wenn ich einen guten Tag habe und von übernachten, ist gar keine Rede. Ich bin es seit 4 Jahren nicht anders gewohnt, als 90% Zuhause zu sein. Öffentliche Verkehrsmittel zu benutzen, fiel mir auch immer extrem schwer und war fast unmöglich, weil man ja darin auch gefangen ist und nicht wie aus einer Tür einfach raus gehen kann, wann man will. An andere angewiesen zu sein, mit denen im Auto mit zu fahren ist das selbe, besonders schlimm bei längeren Fahrten. In Menschenmengen habe ich mich auch immer sehr unwohl gefühlt, aus Angst aus dem Gedrängel nicht raus zu kommen. Es gab sogar Phasen, da habe ich in der Dusche Panik Attacken bekommen und musste mit Shampoo im Haar raus. In jeder dieser Situation fühlt man sich, als müsste man sterben. Bevor ich selbst erkrankte, hatte ich keine Ahnung von Angststörungen und den Ausmaßen und der heftigen Lebenseinschränkung. Mein Leben bestand wirklich nur noch daraus nächtliche Panik Attacken zu haben, nur ein paar Stunden zu schlafen, überall mit Wärmflasche rum zu hängen, ein Täschchen voll mit Medikamenten gegen sämtliche Symptome mit zu schleppen und mich Zuhause zurück zu ziehen.
Mit sämtlicher Kraft, netten und verständnisvollen Lehrern und der „Unterstützung“ von Corona (Homeschooling) schaffte ich, Gott sei dank meine mittlere Reife. Danach war das Ziel nur noch gesund zu werden und ein erholsamer Urlaub sollte mir dabei helfen. Schien auch erst so, als würde es was gebracht haben der ganze Schulstress fiel ja auch somit ab. Ich wollte nach den Ferien ganz normal mein Fachabitur im Bereich Gesundheit und Soziales machen und danach studieren gehen. Das Fachabitur, besteht daraus im ersten Jahr ein einjähriges Praktikum zu machen. In meinem Fall in einem betreuten Wohnen, mit alten und geistlich eingeschränkten Menschen. Zu dem Zeitpunkt, ging es mir viel besser und ich war zum mindest „freier“ als zuvor, aber ich war dennoch längst nicht gesund. Bis dann nach einem Monat ca. Magendarm dort ausbrach und alles wieder von vorne los ging. Panische Angst dort hinzugehen, sich anzustecken usw. Allgemein auch im Alltag, wurde dadurch die Angst wieder verstärkt. Ich musste das ganze abbrechen. Leider…Danach gab es keine andere Lösung mehr, als in eine Tagesklinik zu gehen, die ich leider ebenfalls frühzeitig abbrechen musste, weil ich mit dem Leid der anderen nicht umgehen konnte. Es hat mir überhaupt nicht gut getan, dort gewesen zu sein, aber es hat mir gezeigt, das ich kämpfen muss. Ich wusste ich möchte nie wieder dahin.

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Madita05  15.09.2024, 20:03
@Madita05

Ich wurde also, von meinem Hausarzt krank geschrieben. Fürs erste nur für das angebrochene Schuljahr. Ich ging weiter regelmäßig zur Therapie und arbeitete an mir und der Angst. Im nächsten Schuljahr, wollte ich es erneut versuchen. Auch zu dem Zeitpunkt ging es mir wieder um einiges besser als die 3 Jahre davor. Allerdings war ich trotzdem immer noch nicht im gesunden Zustand. Ich wollte aber, nichtmehr eingesperrt sein oder auch nichtmehr, das Gefühl haben eingesperrt zu sein. Und schon gar nicht noch ein Jahr Zuhause bleiben. In dem selben Bereich zu arbeiten, wäre unsinnig gewesen auch wenn mein Herz dafür schlägt. Meine Psyche schafft das einfach nicht. Also ging ich zu einer neuen Schule und fing ebenfalls, Fachabitur an. Diesmal im kaufmännischen Bereich. Leider holte mich die Angst, auch da wieder einmal ein. Scheinbar durch das ganze unterdrücken der Angst in der Schule und meiner schweren Schulzeit durch die Angst allgemein, schaffe ich es nicht, in die Schule zu gehen, weil ich damit einfach nur schlechtes verbinde. Auch da, blieb mir nichts anderes übrig, als mich wieder krank schreiben zu lassen. Arbeiten gehen wäre genauso unmöglich zu der Zeit gewesen. Bis heute habe ich noch in bestimmten Situationen kleine Panik Attacken, allerdings nicht zu vergleichen mit früher. Seit Januar diesen Jahres geht es mir besser. Ich bestand meinen Führerschein und kann da durch, zum ersten Mal wieder etwas Freiheit spüren. Muss mich nach niemanden richten. Und siehe da, ich bin nun 18 und werde nächsten Monat 19 Jahre und würde sagen, ich bin zu 80% Angstfrei. Ich fahre ohne Angst zum mindest kurze Strecken mit dem Zug, mit dem Auto, gehe allein einkaufen, war dieses Jahr auf 3 Konzerten und kann ohne Probleme mit meiner Familie am Tisch sitzen und gemütlich essen. Auch mit meinem Freund gehe ich gelegentlich mal essen. Panik Attacken verspüre ich nur noch, wenn ich wirklich mal was habe am Bauch oder eine längere Zeit „ungeübt“ bin und nicht in bestimmten Situationen war, die mir sonst panische Angst bereitet haben. Ich habe die Kontrolle über mein Leben zurück und genieße es gerade wieder in vollen Zügen. Ich fange jetzt erstmal an, mir einen Job zu suchen um in die Routine rein zu kommen und Geld zu verdienen. Mal schauen was sich dann bald ergibt an Ausbildung oder schulischen Werdegang. 😉

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Hey,

Jede psychische Erkrankung ist eine Einschränkung.

Wenn man nicht selbst von einer Phobie betroffen ist kann man auch nicht Nachvollziehen was daran so schlimm ist egal um welche Phobie es sich handelt. Für Emetophpobiker ist Erbrechen einfach nur das schlimmste auf der Welt. Es ist ein starker Kontrollverlust über den Körper, schlimmer wie Folter denn es ist ein so schreckliches Gefühl und du kannst absolut rein gar nichts dagegen machen um es zu stoppen. Du bist gezwungen etwas so furchtbares einfach geschehen zu lassen. Lieber würden wir am lebendigen Leibe verbrennen und das dann einfach geschehen lassen als erbrechen zu müssen.

Wir empfinden das einfach als eines der schlimmsten Gefühle der Welt und würden ALLES in unserer Macht stehende tun um es zu verhindern und wenn das bedeutet sich selbst einzusperren, vor allem fernzuhalten und sich bei anstehendem erbrechen dann davor noch umzubringen bevor es passiert. Es gibt nichts vergleichbares schlimmes für uns.

Das ist wie wenn jemand extreme Spinnenphobie hat. Man denkt überall könnte eine Spinne lauern oder auf dir rum laufen, du checkst dich Millionen mal ab und tust alles um zu verhindern, dass eine Spinne in der Nähe ist oder gar auf dir rumkrabbelt. Du kannst nicht mehr raus gehen denn an jeder Ecke könnte eine Spinne sitzen und an dir hoch krabbeln. Jetzt ersetze die Spinne mit Erbrechen bzw. mit Viren und Bakterien die uns krank machen mit Erbrechen als Symptom.

Klar wird es jetzt immer noch unvorstellbar für dich sein wie so etwas in deinen Augen 'harmloses' so extrem schlimm für uns sein kann. Aber deshalb gibt es therapien und Psychatrien und je nach härtefall können dann entsprechende Maßnahmen getroffen werden.

Viel Glück 🍀