Montesquieu -- Naturzustand des Menschen?

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Nein, Montesquieu widerspricht in dieser Hinsicht Thomas Hobbes ausdrücklich. Ein Kampf aller gegen alle beginnt nach seiner Auffassung erst im Gesellschaftszustand.

Montesquieu, De L'esprit des Loix (1748; Vom Geist der Gesetze), Buch 1, Kapitel 2, erklärt, die Behauptung, weil die Menschen immer bewaffnet umhergingen und Schüssel zum Verschließen ihrer Häuser hätten, könne gefolgert werden, die Menschen befänden sich von Natur aus im Kriegszustand, für falsch. Den Menschen würde etwas im Naturzustand zugeschrieben, was erst nach Einrichtung eines Gesellschaftzustandes geschehen könne. Erst im Gesellschaftszustand fände der Menschen Gründe zum Angreifen und Verteidigen.

Gemeinsam mit Thomas Hobbes ist Montesquieu bei der Darstellung des Naturzustandes des Menschen, ein Streben nach Selbsterhaltung anzunehmen. Montesquieu meint aber, der Mensch im Naturzustand hätte anfänglich ein Gefühl eigener Schwäche und sehr sehr starke Furchtsamkeit (wie dies Erfahrung mit in Wäldern aufgefundenen wilden Menschen zeige, die vor allem zittern und fliehen). Die Menschen kämen sich anderen unterlegen oder höchstens ebenbürtig vor. Sie würden daher nicht versuchen, einander anzugreifen.

Natürliche Gesetze sind nach Montesquieu:

  • 1) Frieden
  • 2) Nahrungssuche (aufgrund eines Gefühls für die eigenen Bedürfnisse)
  • 3) Annäherung an andere Menschen (nach Bemerken gegenseitiger Furcht an Gesten, außerdem durch Freude über Nahen eines Lebewesens der eigenen Gattung angetrieben, erhöht durch Anziehungskraft des anderen Geschlechts)
  • 4) Wunsch nach Zusammenleben in einer Gesellschaft (der Mensch ist zum Leben in der Gesellschaft geschaffen, am Anfang steht das Fühlen, dann kommen Erkenntnisse hinzu)

Der Mensch ist ein soziales Wesen. Die meisten Menschen fühlen sich ohne Kontakt zu Artgenossen unwohl. Die Spezies Mensch ist deswegen so erfolgreich, weil Menschen kooperieren und auch in großen Gruppen leben können.


Lili0484 
Beitragsersteller
 20.04.2018, 22:30

Danke für deine Antwort, aber ich hatte eigentlich etwas anderes erwartet. Ich habe nicht nach der biologische Erklärung gefragt, wieso Menschen zusammen leben, sondern was Montesquieu mit seiner Staatstheorie ausdrücken will.

Für Philosophen wie Montesquieu, Hobbes und Locke (Staatstheorie/ staatsphilosphie) gibt es den Naturzustand des Menschen. Dieser existiert, wenn noch kein Staat vorhanden ist.

Zb.: Hobbes denkt, dass ohne Staat bzw ohne Gesetze die Menschen sich bekriegen, und jeder für sich kämpft.

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TroIIinger  20.04.2018, 22:46
@Lili0484

Montesquieu und Hobbes hätten biologische Faktoren besser mal mit einbezogen, dann wären sie zu anderen Schlüssen gekommen.

Die Rede war vom Naturzustand und der ist eben eine Frage der Biologie. Da kommt man nicht drum herum.

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Lili0484 
Beitragsersteller
 22.04.2018, 18:42
@TroIIinger

Ich frage aber nicht nach deiner persönlichen Meinung, sondern von der Meinung Montesquieus. Und, wie du es schon erkannt hast, bezieht er manche biologische Faktoren nicht mit ein und kommt deswegen auch auf andere Schlüsse als du.

Meine Frage: Welche sind diese Schlüsse, auf die er kommt? Aber ich habe sie schon von selbst beantwortet :)

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