Mit 33 nochmal den anderen Weg gehen?
Hi Leute,
ich arbeite derzeit in der Wirtschaft im Marketing und sitze im Büro. Ich bin 33 Jahre und bis auf meine Berufserfahrung im CallCenter, Gastronomie und als Quereinsteiger im Marketing habe ich sonst leider nichts vorzuweisen.
Ich habe weder eine Ausbildung noch ein Studium, aber ich glänze mit einer sehr gesunden Arbeitsmoral.
Ich will aber eine neue Route einschlagen. Etwas bei dem ich vielleicht nochmal richtig auf die Schulbank müsste und total reinklotzen könnte, damit ich danach mit einem netten Zeugnis/Abschluss einen vernünftigen, beruflichen und vor allem erfüllenden Weg einschlagen kann.
Ich würde, wenn mir der Weg sinnig vorkommt auch mein Abitur per Fernstudium nachholen. Was sowieso traurig ist, dass ich kein Abi habe bzw. es nie nachgeholt habe.
Bitte spart nicht mit euren Erfahrungsberichten, Ideen, Vorschlägen und Ratschläge... Es könnte alles hilfreich sein und mein Leben und vielleicht auch das eines Mitlesers, in neue Dimensionen bringen.
In Betracht käme einfach alles,.. sogar Auswandern usw.,.. natürlich müsste ich das mit meiner Lebenspartnerin absprechen, aber sie ist auch nicht gebunden, bzw. steht vor der gleichen Frage eines Berufswechsels.
Liebe Grüße und einen warmen zweiten Advent euch allen
Lenti
8 Antworten
Ich habe auch mit 29 Jahren nochmal was Neues gemacht bzw. bin umgezogen und habe mich beruflich verändert. War im Nachhinein der beste Entschluss überhaupt, obwohl es viel Gegenwind gab und viele es nicht verstanden hatten - einfach ist so was aber auch durch den zu erwartenden Gegenwind anderer nicht und es will auch wohlüberlegt sein; Kurzschlussreaktionen, die man sich "mal eben" ausdenkt, bringen meist nicht den gewünschten Effekt. Vom Auswandern rate ich jedoch komplett ab - das endet fast immer im Chaos und mit der mittellosen Rückkehr nach Deutschland, wo man dann als Sozialfall irgendwo rumkrebst.
Abitur nachholen und Berufsschullehrer zu werden hatte ich mir überlegt, aber das ist so eine Sache für sich: Ich hätte es rechnerisch mit 31/32 Jahren gehabt, dann noch studieren ... puh, ich habe mich dagegen entschieden, weil ich dann wahrscheinlich jahrelang auf meinen gewohnten Lebensstandard durch das bislang und auch jetzt gute Einkommen hätte verzichten müssen und mit Mitte-Ende 30 erst mit dem Studium fertig gewesen wäre - da muss man halt Präferenzen setzen und schauen, was es einem wert ist.
Ich bin zwar am Ende dann doch wieder im Medienbereich gelandet, nur bei einer anderen Zeitung als vorher und in meiner "neuen Heimat", aber es war ein wichtiger und richtiger Schritt zu mehr Lebensqualität und ich weiß, dass ich n dem Bereich wirklich gut bin und bei der aktuellen Firma stimmen auch die Bedingungen.
Ich habe weder eine Ausbildung noch ein Studium, aber ich glänze mit einer sehr gesunden Arbeitsmoral.
Ausbildungen kann man nachmachen - die Zeiten sind dafür gut und es werden oft Bewerber mit gewisser Erfahrung und Moral bevorzugt gegenüber Kiddies, die mit 16/17 der Eltern wegen irgendeine Lehre beginnen und nicht den nötigen Elan und das Sitzfleisch dafür mitbringen. Ich hatte mich damals auch interessiert, nochmal eine Lehre in einem anderen Bereich (bin gelernter Industriekaufmann) zu machen (das war 2018/19), wäre auch untergekommen, aber auch da dachte ich mir ... ich setze mich nicht für 800 Euro im Monat irgendwo hin, das kann ich mir finanziell einfach nicht erlauben, wenn ich eine Wohnung und ein Auto habe und Selbstversorger bin - und an mein Erspartes gehe ich dafür nicht. Wie gesagt, das muss man einfach selber entscheiden; machbar ist es sicher.
Letztlich ist es nie zu spät, wenn man Ziele hat und Wünsche, die realistisch sind. Außerdem sollte man nicht vor seinen Problemen davonlaufen - ein Jugendfreund von mir dachte vor Jahren mit ca. 26 Jahren, er zieht nach Berlin und verliert dort seine Sorgen und Nöte ... nach kaum einem Jahr zog er wieder bei seiner Mutter ein.
Wie es wird, weiß man immer erst hinterher, aber andererseits kann man mit gewisser Zuversicht vieles bewirken und möglich machen, das eigentlich nicht möglich erscheint ... wir würden mehr erreichen, wenn wir seltener denken, dass etwas unmöglich ist.
Hi,
deine Antwort ist großartig und hilft mir sehr weiter. Sie gibt mir vor allem Mut, meine Komfortzone zu verlassen.
Gegenwind habe ich in einer Form auch,... da sind z.B. Familienmitglieder, die einem sagen, dass mein derzeitiger Job ein Glückstreffer ist und ein Geschenk. Und irgendwie habe ich geschafft, diese Glaubenssätze anzunehmen. Aber ich denke, die haben einfach nur ihre Sorgen mit der Befürchtung, dass ich meinen Job verliere.... Aber das ist ja nicht das Ende der Welt.
Dale Carnegie hat geschrieben, dass man sich fragen sollte, was das Schlimmste ist, was passieren könnte. Und dadurch wird einem bewusst, dass das Schlimmste, was passieren kann, gar nicht so schlimm ist. Ich denke, viele Menschen haben Angst, ohne sich darüber Gedanken zu machen, was eigentlich im schlimmsten Falle passieren könnte. Dabei verpassen viele die Chance, sich weniger Sorgen machen zu müssen und offener für Neues zu werden.
Auf jeden Fall habe ich mich jetzt entschlossen, einen neuen Bildungsweg einzuschlagen und habe auch demnächst einen Termin beim Arbeitsamt, um erst einmal zu schauen, was die einem Anbieten können. Eventuell kommt ja etwas Passendes in Frage und vielleicht kann ich auch so gewisse Kosten sparen.
Aber ja, dieses "Festsitzen" in der Komfortzone ist ein schwerer Schritt, aber sobald man ihn getan hat, eröffnet sich einem ein neuer Horizont und ich hoffe, mein Schritt wird sich lohnen,... auch wenn er vielleicht nicht zum erwartet Erfolg führt, werde ich dennoch hinter meiner Entscheidung stehen müssen und jetzt das beste daraus machen.
Danke dir auf jeden Fall und einen schönen 4. Advent und schöne Feiertage! =)
Machen! Wenn der aktuelle Job dich unglücklich macht dann ist er halt nix.
Mein Vater hat nie seinen Job gewechselt. Er war erfolgreich und hat gut verdient, aber er hat den Job gehasst. Kurz bevor er mit 65 gestorben ist, hat er mir gesagt, dass es der größte Fehler in seinem Leben war, dass er seinen Job nie gewechselt hat. Und das, obwohl es finanziell kein Problem gewesen wäre.
Ich persönlich war in der IT. Lief wirklich gut, ich hatte eine kleine Firma und zwei Angestellte. Ich hatte mir einen guten Ruf erarbeitet und gute Kunden. Aber es hat mich nicht glücklich gemacht. Daher habe ich vor 10 Jahren die Firma dicht gemacht und mache jetzt was anderes. Der Weg war nicht leicht und ich verdiene weniger, aber ich bin glücklicher und erfüllter. Alles richtig gemacht ;-)
Bei mir ist das Problem anders rum. Ich bin jetzt gelernter Koch und es ist einigermaßen okay aber ich verdiene kaum was und der Beruf ist nicht wirklich für das Gehalt bekannt.. mich plagen permanent und oft einfach ununterbrochen die Gedanken und Ängste so zu enden wie unsere Rentner heute. Ich bin erst 20 und habe so krank Angst davor. Ich kann mir auch nix leisten und das macht mich einfach traurig. Mal neue Schuhe oder neue Klamotten die qualitativ auch etwas besser sind und dann Jahre halten kann ich mir nicht holen. Wie macht ihr das alle und wieviel verdient ihr bitteschön? Am Monatsende bleibt nix über und ich spare schon überall, mehr geht einfach nicht und mein Haustier kann ich nicht auch noch verkaufen
Hallo Lenti!
Ich denke, dass man in jedem Lebensalter noch etwas Neues anfangen kann. Allerdings denke ich auch, dass man sich einen (beruflichen) Neuanfang gut überlegen und ihn vernünftig planen sollte.
Eine Möglichkeit wäre es, Dich selbstständig zu machen. Dazu musst Du keine formale Qualifikation nachweisen. Es gibt aber allzu viele Leute, die sich selbstständig machen, ohne ihre Idee wirklich getestet und ihr Konzept wirklich durchdacht zu haben. Viele überschätzen auch ihre Fähigkeiten.
Du könntest auch nebenberuflich studieren, z.B. an der FernUni Hagen. Dort kann man teilweise auch ohne Abitur studieren, wenn man "beruflich qualifiziert" ist und die ersten Module eines Studiengangs erfolgreich abschließen kann. Die Details müsstest Du selbst recherchieren. Ich habe zwar an der FernUni Hagen studiert, habe aber Abitur. Daher habe ich die Möglichkeiten ohne Abitur nur am Rande mitgekriegt. Eventuell müsstest Du wirklich das Abitur nachmachen, um studieren zu können.
Möglicherweise wäre auch eine Qualifikation über die IHK etwas für Dich. Die verlangen zwar in der Regel eine Ausbildung in dem Bereich, aber man kann auch zugelassen werden, wenn man einschlägige Berufserfahrung und das entsprechendes Fachwissen für die Weiterbildung nachweisen kann.
Wenn möglich, würde ich mich an Deiner Stelle erstmal nebenberuflich weiterqualifizieren. Schließlich musst Du während Deiner Weiterbildung von etwas leben.
Hi,
danke für deine Antwort. Das hilft mir auf jeden Fall weiter. Ich habe mir auch im Gespräch mit meiner Partnerin vieles durch den Kopf gehen lassen und die Reise geht nun weiter. Deine Eindrücke helfen weiter und ich bin froh, dass sich hier so viele diesbezüglich gemeldet haben. Ich danke dir vielmals für die Anteilnahme und ich bin zuversichtlich, dass dort, wo sich eine Tür schließt, mehrere neue Türen aufgehen... und dir ein oder andere Bildungsweg wird garantiert für mich infrage kommen. =)
Ich wünsche Dir, dass Du den für Dich richtigen Weg findest. Viel Glück, Erfolg und hoffentlich auch Spaß!
Mit 33 - ist definitiv noch alles möglich. Die Frage, die du dir beantworten solltest- wo liegen deine Interessen, was könntest du dir für dich die nächsten 30 Jahre vorstellen.
Unsere letzte Auszubildende war 37 Jahre, hatte ein abgeschlossenes Studium und war es leid in diesem Zweig nur Jobs mit Befristung im Zuge eines Projektes zu bekommen. Hat inzwischen Ihre Prüfung erfolgreich abgelegt und noch nichts bereut.
Ich selbst.. würde an deiner Stelle mit einer Ausbildung anfangen. Danach kannst du immer noch weitermachen.
Hey,
dein Beitrag erinnert mich irgendwie ein bisschen an mich selbst.
Was ich wichtig finde, ist, sich zu überlegen, was einem beruflich Freude bereitet, welche Branchen/Berufe interessieren einen.
Geld ist nicht alles im Leben. Wie wichtig ist dir Karriere?
Und ich finde es wichtig, für die eigenen Träume zu kämpfen. Und mache was aus deinen Fähigkeiten / Talenten.
Nutze die Möglichkeiten, die es für dich gibt. Und ja, es gibt sicherlich viele Möglichkeiten!
Der 0815-Weg ist sowieso ausgetreten.
Tut mir leid die Geschichte mit deinem Vater.
Und danke, dass du das mit mir geteilt hast,.. meine Partnerin und ich haben uns in den letzten Tagen ein Haufen Gedanken gemacht und wir mussten oft an dich und an die Erfahrung, die dein Vater gemacht hat, denken. Das hilft auf jeden Fall weiter und wirkt wie ein Wegweiser,... so als wäre da dein Vater da, der mir sagt, dass ich dieser oder jenen Weg nicht gehen sollte.