Militärischer Kampfsport?

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Der "Kampfsport" unterscheidet sich, da Polizei und Militär andere Aufgaben haben.

Bei der Polizei werden eigene SV-Techniken gelehrt (SV steht für Sicherungs- und Vollzugstechniken). Der Sport, der dem am Nächsten kommt, ist das Ju-Jutsu. 

Soldaten und Polizisten haben völlig unterschiedliche Aufgaben zu erfüllen, somit sind auch die Nahkampftechniken bzw Einsatzmittel, die erlernt werden,. nicht vergleichbar.

Nahkampf beim Militär ist ohnehin etwas, das durch Filme und Actionserien total überbewertet wird. Soldaten nutzen bei der Erfüllung ihres jeweiligen Auftrages in der Regel technisches Gerät, sowie Waffen. Im Nahkampf sind die Waffen das Sturmgewehr, die Faustfeuerwaffe, Messer, Klappspaten, Handgranate. Das setzt man ein. Das setzt auch der Gegner ein. Hat man das alles nicht mehr, hat immer noch der Gegner seine Waffen und dann ist das Ergebnis absehbar. Trotz netter Youtube-Filmchen, die angebliche Techniken dagegen zeigen, kann man sich waffenlos nicht wirklich gegen jemanden mit einer Schusswaffe wehren. Zur Rangelei kommt es allenfalls dann, wenn  zwei Dumme, die beide alle ihre Waffen verloren haben, aufeinander treffen und dann miteinander kämpfen. Diese Wahrscheinlichkeit setze ich aber in der Nähe von Null an.

Entsprechend unspektakulär fällt die Nahkampfausbildung beim Militär aus. Frage mal Leute, die beim Bund waren, was sie gelernt haben. Falls sie sagen wir mal einen Feldwebellehrgang gemacht haben, wurden dort ein paar sehr elementare und simple Dinge gelehrt, aber von Nahkampfausbildung, wie man das so aus Filmen kennt, ist das weit, weit entfernt.

Polizisten haben völlig andere Aufgaben. Sie benötigen Techniken, mittels derer sie Randalierer und/oder Personen, die sich einer Verhaftung widersetzen, ergreifen können, ohne diese dabei zu verletzen. Dazu gibt es spezielle Techniken, die jedoch für den zivilen Einsatz bei der "Selbstverteidigung" kaum Nutzen haben. Wenn man etwa lernt, einen gewalttätigen Randalierer mittels Gelenkhebel in einen Transportgriff zu nehmen, mit dem man die Person dann ein paar Meter bis zum Einsatzfahrzeug verbringt, dann ist das für den Dienst bestens, für die zivile Selbstverteidigung aber wertlos. Polizisten lernen somit keine eigentliche  Kampfkunst, sondern speziell auf den Dienst zugeschnittene Techniken.

Wenn Irgendwelche "Fight-Clubs" damit werben, sie würden die "geheimen Techniken" der Polizei oder der israelischen Armee oder des CIA oder so lehren, dann sind das Werbesprüche, die der Fantasie entsprungen sind.

Tatsächlich bietet der WingTsun-Lehrer Salih Avci, dessen WT-Stil "Avci-WingTsun" nicht ganz unbekannt ist, spezielle Kurse für Beamte von Polizei, Justizvollzug und Zoll an, aber die Inhalte dieser Spezialkurse unterscheiden sich vom normalen WT-Training erheblich.


furbo  06.10.2016, 19:25

Guter Beitrag. Allerdings bin ich der Meinung, das WT und Polizei keinen gemeinsamen Nenner haben. WT, so wie ich es erlebt habe, will den Gegner zerstören. Ich habe auf einem Seminar den deutschen Großmeister des WT kennen gelernt, der zwar seinen Sparringspartner verprügelte, aber sich weigerte, ernsthafte Angriffe zuzulassen.  

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OnkelSchorsch  07.10.2016, 00:39
@furbo

"Den deutschen Großmeister des WT" gibt es nicht. Es gibt zahlreiche Verbände, darunter wohl auch einige, die nicht so toll sind. Ich erwähnte ja auch, dass Avci auf seinen Beamtenlehrgängen Spezialsachen macht.

WT generell steht meiner Erfahrung nach eher für dosierten Einsatz von Gewalt, also genau das Gegenteil dessen, was du da gesehen hast.  Aber das ist echt ein anderes Thema.

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furbo  07.10.2016, 19:41
@OnkelSchorsch

Ich hätte das "den" wohl von vornherein in Anführungsstriche setzen sollen. Er selbst hält sich dafür. Ich denke, du weisst, wen ich meine. Ich hab ihn auf einem Seminar erlebt, die anwesenden Dan-Träger wandten sich ab mit Grausen. 

Aber du hast Recht, das  ist ein anderes Thema.

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OnkelSchorsch  07.10.2016, 19:52
@furbo

Hihi, lass mich raten - der Schlossbesitzer und Luxuskutschenfahrer? Ja, klar. :-)

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19Sunny96  06.10.2016, 19:07

So ein Mumpitz ... Selbstverständlich lernen Soldaten auch den Nahkampf. Kommt eben auf die Verwendung an. An den BW-Unis gibt es sogar regelmäßige Krav Maga Trainings. Und so unwahrscheinlich ist körperliche Auseinandersetzung nun auch nicht, bspw. bei den Feldjägern.

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furbo  06.10.2016, 19:29
@19Sunny96

Wobei Feldjäger vom Aufgabenspektrum her vorwiegend polizeilich tätig werden, sie sind ja auch die Militärpolizei. Deshalb ist der Bezug auf die Tätigkeit der gesamten BW nicht gegeben. 

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Apfelkind86  06.10.2016, 23:39
@19Sunny96

Regelmäßige Krav Maga Trainings sind 1-2 Stunden im Jahr!

Ich gehe in 9 Monaten raus und hatte, außer auf dem Einzelkämpferlehrgang niemals irgendeine Art von Nahkampf- oder Kampfsport-Ausbildung und ich kenne auch keinen Kameraden, der das mal gehabt hätte.

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19Sunny96  07.10.2016, 13:33
@Apfelkind86

In welcher Verwendung/Truppengattung sind Sie, wenn man fragen darf?

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GoimgarDE  16.10.2016, 21:00
@19Sunny96

"An den BW-Unis gibt es sogar regelmäßige Krav Maga Trainings"
Das Krav Maga an der Bundeswehr Uni ist einfach teil es normalen, freiwilligen Sport Programmes. Es ist einfach ein Sport Angebot wie die Fußballmanschaft, das Basketball u.s.w. Das Krav Maga training dort ist reiner Privat Spaß und KEINE Militärische CQC Ausbildung...

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Wie hier schon gesagt wurde, ist das Training der verschiedenen Berufsgruppen abhängig von den notwendigen Fähigkeiten.

Für einen Soldaten ist Selbstverteidigung die absolute Notlösung. Dann geht es nur noch ums überleben. Ob man dem Angreifer nur den Arm, oder das Genick bricht, ist völlig ohne Belang.

Für einen Polizisten kommen tödliche Techniken dagegen überhaupt nicht in Betracht. Hier geht es um die körperliche Kontrolle von Personen, die körperlichen Widerstand gegen Festnahmen leisten.

Für einen Personenschützer geht es darum, seine Zielperson vor Attentaten und hysterischen Fans zu schützen. Er benötigt also wiederum andere Techniken, als ein Soldat oder Polizist.

Ein Türsteher soll meist durch seine physische Präsenz beeindrucken und Konflikte so kurz wie möglich halten, um den weiteren Ablauf nicht zu stören. Er hat dadurch wiederum ein anderes Repertoire.

Was bedeutet das für den Zivilisten?

Dass die Nahkampfausbildung, die mit diesen Berufen verbunden ist, zum großen Teil keinen praktischen Nutzen für den zivilen Anwender hätte.

Er muss nicht einhändig einen Angreifer abwehren,  während er mit der anderen seine Zielperson abschirmt, oder einen Selbstmordattentäter in einer Straßenbahn überwältigen. Das ist schlichtweg nicht sein Job.

Egal wie viel "Real" "Combat" oder "Military" irgendwelche Stile in ihrem Namen tragen - es gibt schlichtweg keine Notwendigkeit, militärische oder polizeiliche Techniken an Zivilisten zu vermitteln.

Das wird übrigens auch im Krav Maga berücksichtigt, so dass an Soldaten, Sicherheitskräfte und Zivilisten unterschiedliche Inhalte vermittelt werden.

Daher sollte niemand dem Irrglauben verfallen, militärischen Nahkampf für Spezialeinsatzkommandos zu erlernen, nur weil "Krav Maga" draufsteht.

Persönliches

Ich selbst kenne einen Polizisten, der zusätzlich zu seinem sonstigen Training auch noch Aikido trainiert, weil er der sich dadurch entspannt und der Ansicht ist, die dort gelehrten Hebel wären eine sinnvolle Erweiterung seines Repertoirs.

Deswegen pauschal zu behaupten "Aikido ist polizeiliche Selbstverteidigung" wäre aber genau so unseriös, wie zu erzählen, man bekomme geheime Militärtechniken entwickelt, nur weil der Stil martialisch klingt.

Ratschlag

Sofern es dir um dein eigenes Training geht, solltest du nicht nach abenteuerlichen Versprechen irgendwelcher Anbieter gehen, sondern dich über das Angebot in deiner Umgebung informieren und Probetrainings vereinbaren.

Nur so findest du nämlich "deinen" optimalen Stil, mit dem du besser beraten bist, als mit allen SWAT-Combat-Videokursen der Welt.

Woher ich das weiß:Hobby – Seit etwa 40 Jahren Training des Aikido

GoimgarDE  16.10.2016, 21:05

Danke endlich eine Sinnvolle Antwort abseits von Styl XYZ weil der SOOOO tödlich ist.

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Enzylexikon  07.10.2016, 14:19

hoppla..."geheime Militärtechniken vermittelt"...nicht "entwickelt".

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Ich glaube das kommt ganz auf das Land an. Denn wie heißt es so schön? "Anderes Land, andere Sitten". Die Soldaten der sowjetischen Spezialeinheit Speznaz trainierten regelmäßig Systema, eine Kampfkunst mit Selbstverteidigungssystem. Die Israelis trainieren Krav Maga, die koreanischen Armeen Taekwondo.

Ich wohne in Österreich und eine Bekannte von mir war in der Polizei Schule. Dort wurde, ihrer Erfahrung nach, Krav Maga trainiert. Soviel ich weiß gibt es zahlreiche PSV (Polizeisportvereinigungen) die auch Ju-Jutsu oder "Allkampf" unterrichten.

Woher ich das weiß:Hobby – Trainiere seit mehreren Jahren Kampfsport (trad. Taekwon-Do)

Krav Maga machen die Spezialeinheiten.

VG


GoimgarDE  16.10.2016, 21:04

Bullshit die Spezialeinheiten machen alles und nichts. Da werden Referenten Verschiedenster Systeme eingeladen und was gemacht wird ist ein Combativ alles was Funktioniert. Da wird kein Stiel XYZ oder gar ein fest Curriculum durchlaufen.

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