Meine eltern haben mir 14 jahre lang etwas verheimlicht und habe es jetzt rausgefunden?

MichaelLvG  04.07.2024, 18:54

Du hattest eine? Ist sie gestorben?

anonym63754 
Beitragsersteller
 04.07.2024, 18:56

Ja sie war 2 Jahre älter als ich

MichaelLvG  04.07.2024, 19:01

Hast du sie als Säugling/Kleinkind erlebt oder war das vor deiner Geburt?

anonym63754 
Beitragsersteller
 04.07.2024, 19:02

Vor meiner Geburt

3 Antworten

Vermutlich ist das zu schmerzhaft für deine Eltern um darüber reden zu wollen. Es geht dabei nicht um dich. Du bist in dieser tragischen Geschichte nicht die Hauptrolle. Es geht um Eltern die früh ihr Kind verloren haben. Wer weiß was für schlimme Umstände das waren? Eventuell monatelanges bangen, Krankenhausaufenthalte, schreckliche Therapien, oder plötzlicher Schock mit allen möglichen Folgen für die Psyche eines Elternteils, schlimmste Erinnerungen an eine furchtbare Zeit und den schlimmste Schmerz den Eltern erleben können. Deine Enttäuschung kann ich verstehen, aber sie ist gemessen an dem Schmerz deiner Eltern gering zu bemessen.

Wenn du deine Eltern darauf ansprechen möchtest, dann bitte ohne Vorwurf und mit viel Verständnis für ihre Situation und die Gründe die sie dir ggf nennen werden.

Ich denke es ist legitim sie darauf anzusprechen, aber es ist auch legitim wenn sie nicht darüber reden möchten.

Eure Familienkonstellation ist umgekehrt als bei uns.

Meine Mutter war auch Einzelkind. Meine Oma hatte mehrere Fehlgeburten, aber von einer wird durchaus gesprochen, weil dieser Junge noch lebend zur Welt kam und dann erst starb. Man möchte meinen, dass es keinen Einfluss hat. Aber als erwachsene Frau hat meine Mutter mal eine Familienaufstellung gemacht. Ich hoffe, das sagt dir was. Ist eine therapeutische Methode, bei denen Menschen in Rollen (Mutter, SChwester, Bruder...) versetzt werden und als solche eine Position im Raum und Körperhaltung einnehmen sollen, entsprechend wie der Aufsteller (also meine Mutter in dem Fall) ihre Familien sieht. Systemisch durchaus recht aufschlussreich, weil man so Bindungen verdeutlichen kann (Mutter und Schwester stehen dich zusammen, wer kehrt wem den Rücken zu?) oder auch Probleme sieht ("Ich kann xy gar nicht sehen, Person xz steht im Weg). Jedenfalls war das Ergebnis ihrer Familienaufstellung, dass die leitende Psychologin meinte, dass da jemand fehlt im Bild. Und siehe da, an dieser Stelle wurde die Lücke meines fehlenden Onkels nochmals sehr sichtbar.

Was ich samit sagen will: Es fehlt jemand bei euch und diese Unvollständigkeit werdet ihr alle als Familienmitgleider merken. Wer tot ist, ist nicht weg. Auch Tote haben im Leben oftmals noch sehr viel Raum. Seien es REaktionen deiner Eltern, Trauerarbeit, Dinge, die ihr Tod ausgelöst haben (wie z.B. ein überbehütendes Verhalten dir gegenüber).

Auch ich lebe in der selben Familiendynamik. Ich habe ein Sternenkind. Allerdings ist es auch bei uns das jüngere. Obwohl der Bruder erst 2 Jahre alt war, als seine SChwester starb, weiß er das. Er hat es miterlebt. Er hat auch irgendwie, irgendwo Erinnerungen daran. Sicherlich werden sie durch uns am Leben gehalten, weil es Bilder im Haus von seiner Schwester gibt und weil wir darüber sprechen. Und dennoch glaueb ich nicht, dass er es ohne diese Auffrischung je vergessen würde.

Daher ist es bei uns anders: es macht keinen Sinn, zu versuchen, die Toten zu verheimlichen, weil es ein Bewusstsein über sie gibt.

Und ich verstehe zwar, dass deine Eltern vermutlich einen Schutzgedanken hatte. Zum einen für sich selbst, weil sie nicht erinnert werden wollten, weil es zu schmerzhaft ist. Aber auch dir gegenüber, dass du das Leid nicht mittragen musst. Muss aber auch klar sagen, dass ich es anders sehe. In erster Linie, weil ich dieses Vorwissen habe, dass auch Verstorbene eine Rolle im Leben der anderen spielen - selbst dann, wenn sie sich nicht kannten. Und weil ich Offenheit für eine gesündere Trauerarbeit halte.

Dein Vater hat es dir gesagt. Ich denke, der sollte jetzt auch deine Ansprechperson werden. Warum sie es verheimlicht haben, wäre eine Frage, die du ihm stellen kannst. Du kannst fragen, wie sie gestorben ist, wann in welchem Alter. Ob es ein Grab gibt. Wie die Eltern damit umgehen. Was es ihr Leben z.B. gerade ihre Erziehungseinstellung verändert hat. Und wenn ihr eine Basis geschaffen habt, könntet ihr auch solche Konstrukte erdenken, wie es dien Leben verändert hätte.

Du merkst gerade selbst das es schwer ist mit sowas umzugehen. Genau deshalb werden sie es dir nicht früher erzählt haben. Vermutlich steckt da noch viel mehr dahinter, sonst wäre es kein Geheimnis gewesen.

Reden kannst du darüber nur mit deinen Eltern und anderen Verwandten die deine Schwester kannten. Frag nach Fotos und was passiert ist damals.

Ein Kind zu verlieren ist für Eltern sehr schlimm. Sie werden oft heimlich geweint haben.