Meine Brücke ragt ins Niemandsland?

2 Antworten

In ihrem Gedicht „Seiltänzerin ohne Netz“ beklagt die Dichterin Mascha Kaléko die Trostlosigkeit, mit der sie nun dahinleben muss. Durch das, was da geschehen ist, ist jede Verbindung zu anderen abgebrochen. Sie hat keine Berührung zu Menschen, die ihr etwas bedeuten. Jede Verbindung ist gerissen, eine gähnende Leere liegt vor ihr.

Wenn du nach der „Seiltänzerin ohne Netz“ auch die Zeilen in Mascha Kalékos nächstem Gedicht „Keiner wartet“ liest:

 „Keiner wartet, dass ich ihm das Essen richte.

Keiner sagt, komm, setz dich her. Wie bist du müde!

Schneidet mir keiner das Brot“, 

https://www.maschakaleko.com/gedichte

dann erkennst du klar, dass durch den schweren Verlust, den sie erlitten hat, und ihr die Verbindung, der Kontakt, „die Brücke" zu den Menschen abhanden gekommen ist. Sie steht  sozusagen vor einem Niemandsland.

Die Angst vor dem Alleinsein hat die Frau ja bereits früher in ihrem amerikanischen Exil im Gedicht „Memento“ beklagt:

„Vor meinem eignen Tod ist mir nicht bang. 

Nur vor dem Tode derer, die mir nah sind. 

Wie soll ich leben, wenn sie nicht mehr da sind?

Nun ist ihr Mann gestorben, Mascha Kaléko war nun einer Einsamkeit ausgesetzt, die mehr war, als sie ertragen konnte. Da entstehen in ihrem letzten Lebensjahr 1974 die beiden Gedichte „Seiltänzerin ohne Netz“ und „Keiner wartet“.

Schwierig, so ganz ohne Kontext. vielleicht hat jemand kein Ziel, sein Weg führt ins Ungewisse.