Mein Pferd hat Angst vor Traktoren, was tun?

9 Antworten

Sich so wenig es geht, beeindrucken lassen! Üben, üben, üben.

Wobei die Überei nicht nur auf dem Platz stattfinden darf. In meinem Stall organisieren jedes Jahr Einsteller ein Trekkertraining. Der SB ist auch so nett und stellt seinen Trekker auf den Reitplatz und am Ende des Tages fährt er auch mit dem Trekker herum.

Nett gemeint. Und auf dem Platz verlieren dann tatsächlich viele Pferde ihre Angst vor diesem Trekker.

Aber ein Trekker auf dem Platz ist ein ganz anderes Monster als im Gelände. Sprich: auf dem Platz geht dann ein Pferd am Ende am Trekker vorbei,aber im Gelände scheut es weiter.

Bei uns ganz in der Nähe hat Frau Prüüüma ihren Stall. Sie bietet in jedem Jahr Trekkertrainings an. Von einer Einstellerin in diesem Stall weiß ich aber, dass das Trekkertraining auf dem Platz was bringt, im Gelände aber nichts!

Am kann also mit Trekker auf dem Platz anfangen, schon um die eigene Angst zu verlieren, aber dann muss man raus!

Meine eigene Stute ist auch kein Trekkerfan. Ich habe sie jetzt seit mehr als 12 Jahren. Wenn mir auf einem Feldweg ein Trekker entgegenkommt und ich nicht ausweichen kann, steige ich bis heute ab, führe das Pferd daran vorbei und steige dann wieder auf. Es hat nämlich keinen Sinn, dem Pferd Mut beibringen zu wollen, wenn man selbst unsicher ist. Mittlerweile, nach 12 Jahren ! , reicht es, wenn der böse Trekker in 10 m Abstand von uns vorbeifährt.

Wenn aber ein Pferd bereits scheut, wenn der Trekker 500 m weit entfernt ist, dann liegt etwas anderes vor, aber sicher keine Trekkerangst. Das ist die Fehldeutung der Reiterin. Wer weiß, was da in Wirklichkeit los war und die Reiterin es dem Trekker zugeschrieben hatte.
Das Falscheste, was sie machen kann, ist nicht mehr rauszugehen. Damit zementiert sie nur ihre Angst und nimmt dem Pferd jegliche Trainingsmöglichkeit.

Ich kann nur raten: such dir ein zuverlässiges Pferd und geh in seiner Begleitung raus. Und wenn DU anfängst, dich unsicher zu fühlen, steig ab und führe das Pferd. Ich hoffe, es ist an der Hand so gut erzogen, wie es sein sollte. Und - ich gebe zu, da gehört etwas Mut zu: lass das Pferd im Krisenfalle los!


Carli ist gestiegen und hat total gebockt, die Ohren angelegt

Tja. Du hast mit Sicherheit das Pferd zu fest gehalten. Bei einem Warmblüter mag das noch gerade gehen, mach das mit einem Araber und du guckst ins offene Grab. Loslassen ist das Geheimnis. Schenkel weg, Kreuz weg, Zügel ganz leicht durchhängen lassen.Minimal, damit man noch leichte Impulse geben kann: "Keine Sorge, ich bin noch da."

Ein Pferd muss immer das Gefühl haben: Im Notfall kann ich fliehen. Wenn ein Pferd dem Menschen vertraut, tut es das aber nicht. Es reicht, wenn es weiß, dass es fliehen könnte.

Der Vorgänger meiner Stute, auch ein Vollblutaraber natürlich,  hat mir das beigebracht. Ihn bedingungslos loszulassen. Hielt man ihn fest, wurde er sofort irrsinnig. Nichts konnte er weniger ertragen als Zwang. Das ist mir so in Fleisch und Blut übergegangen, dass ich bei Gefahr sofort entlaste, also genau das Gegenteil mache von Kreuz ran, Schenkel zu.

Und ich habe gemerkt, dass alle Pferde, die ich hin und wieder geritten habe, das Loslassen erfreulich finden.
Und wenn deine Angst so groß ist,dass du nicht loslassen kannst, dann gibt es nur eine Devise: runter vom Pferd. Leckerli geben (das tröstet ungemein) mit ihm reden, etwas führen, durchaus etwas naschen lassen. Fressen beruhigt sehr.



Schau Dir mal den Film "Pferdeflüsterer" an (die Rahmengeschichte ist irrelevant).

Du brauchst Geduld und einen Trecker. Dein Pferd muss ganz langsam und behutsam lernen, dass der Trecker keine Gefahr bedeutet und das sein Geräusch harmlos ist.

Pferde sind Fluchttiere und sie reagieren, bevor sie nachdenken können. Angst ist ihre Überlebensgarantie. Darum müssen sie lernen, wovor sie keine Angst haben brauchen.

Diese Methoden kannst Du ein klein bisschen aus dem Film lernen. Zumindest bekommst Du eine Idee, worum es bei Pferden geht und wie sie ticken. Aber ein richtiger Profi kann das sicherlich weit besser. Hör Dich mal im Stall um, ob jemand schon mal von einem Pferdeflüsterer in Deiner Gegend gehört hat oder sogar Erfahrungen hat. Manche Reitlehrer sind da i.d.R. schon ganz gut mit den Methoden vertraut. Wenn der aber die Gerte einsetzt, dann schieß ihn sofort ab! Das macht es nur noch schlimmer.

Belohnung für jeden Fortschritt ist der Weg zum Erfolg. Die Gerte für jeden Rückschritt ist der Weg zum kompletten Scheitern. Bei Pferden kann das sogar richtig gefährlich werden.

Viel Glück :)


Dahika  01.10.2017, 13:07

bitte nicht. Der Film "Der Pferdeflüsterer" verrät einem bestimmt nicht, wie man mit Pferden umgeht.

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MarkusGenervt  01.10.2017, 18:13
@Dahika

Ehrlich gesagt, habe ich selbst davon nur im Rahmen einer Doku zu diesem Thema ein paar Technik-Ausschnitte gesehen und das dann eben in der Praxis weiter verfolgt. Ich dachte daher, dass der Film noch mehr Beispiele beinhalten könnte, weil ich mich auch wirklich nicht mehr an den Doku-Titel oder Sender erinnern kann.

Ich wollte mir nur wirklich nicht diesen Hollywood-Schnulzen-Rotz reinziehen. Ist der wirklich so schlimm?

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Steigen und bocken sind KEINE ANGSTSIGNALE! Pferde sind Fluchttiere. Wenn die Sorge haben, ihnen will was ans Fell, dann hauen sie ab. Höchstens, wenn sie wo nicht hin wollen und man macht zu viel Druck, dann wehren sie sich, wenn sie sich also in diesem Abstand sicher fühlen und man möchte, dass sie näher an etwas hin gehen.

Ansonsten hängt sowas eher mit Unzufriedenheit zusammen - vielleicht steht das mit dem ablenkenden Element in einem Zusammenhang, dass ihnen die Unzufriedenheit jetzt wichtig genug scheint, sie so massiv auszudrücken.

Und ja, der Fehler liegt immer beim Menschen: Ein gutes Führungstier, dem sich ein Pferd anschließt, trifft die Entscheidungen, aber es bügelt auch nicht jede Sorge seines Untergebenen einfach nur nieder, sondern nimmt sie wahr und überlegt sich Lösungen. Wo hin gehen, wo es sich nicht traut, muss letztendlich das Pferd selbst. Ein paar hundert Kilo bewegen wir nicht, wenn die überzeugt davon sind, nicht bewegt werden zu wollen. Wir müssen den Eindruck machen, wir wissen, was wir tun und sind in der Lage korrekt einzuschätzen, dass man nicht in Gefahr kommt, wenn man das tut. Und wir müssen dem Pferd Zeit geben, zur selben Entscheidung zu kommen. Wir müssen ihm unsere Entscheidungen so vorstellen, dass es sagt "He, kompetentes Führungstier! Dem schließ ich mich an!" und nicht "Hm, ich muss mich dem jetzt anschließen, aber ich glaub nicht, dass das richtig ist".

Woher ich das weiß:eigene Erfahrung – Durchgenend Pferdeerfahrung seit 1981

Dahika  01.10.2017, 13:36

"Hm, ich muss mich dem jetzt anschließen, aber ich glaub nicht, dass das richtig ist".

LOL.. genau das tut meine Stute aber. Und fügt dem Satz noch hinzu: "und wenn ich gefressen werde, bist du es schuld."

Aber sie geht dann an die Monster zu. Sie vertraut mir natürlich, aber sie hofft wohl auch auf die Bestrafung des Propheten, wenn das nicht gut geht.

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Also steigen und Ohren anlegen ist meiner Meinung nach kein Zeichen von Angst. Als Fluchttier würde das Pferd einfach abhauen, wenn es Angst hätte.
So war es bei meinem Pony. Traktor gesehen, 180 grad wende und im Galopp vom Traktor weg. Jedes Mal. Und keine Chance das Pony irgendwie dran vorbei zu kriegen.
Dir wird nichts anderes übrig bleiben als solche Situationen zu üben. Bleib selber ruhig und entspann dich wenn dir und deinem Pferd ein Traktor entgegen kommt, dann wird es sich aufs Pferd übertragen. Ist es dir auf dem Pferd zu unsicher, steig ab und führe das Pferd dran vorbei. Natürlich loben wenn es brav mit dir geht. Irgendwann hat das Pferd verstanden, dass ihm der Traktor egal sein kann.

Oder du hast zufällig das gleiche Glück wie ich und kannst dein Pferd auf nem Bauernhof wohnen lassen wo es den bösen Traktor als Nachbarn hat. Klingt hart wenn das gruselige Ding jeden Tag mehrmals an der Weide vorbeifährt, aber es hilft ;)

Irgendwie ist die Geschichte ein bisschen unschlüssig... du hast das Pferd 3 J. u. erst jetzt tritt das Thema Traktor zu Tage? Heißt, vorher war alles gut? Oder du bist nie ausgeritten? 

Man vergibt sich nichts, wenn man in dieser Situation absteigt u. das Pferd führt. Außerdem sehr nützlich, ein Kommando für Kopfsenken installieren u. so das Pferd aus der Anspannung holen.

Woher ich das weiß:Berufserfahrung – Pferdewirtschaftsmeisterin