Medikamente gegen extreme Schüchternheit und sozialphobie?

5 Antworten

Hi MachBasics,

generell gibt es Medikamente, ja. Serotoninwiederaufnahmehemmer und Anxiolytika (gegen Angstgefühl) sind oft eine zur Therapie begleitende Methode, eine ÄVPS loszuwerden.

Allerdings machen die nur Sinn, wenn Du Dich gleichzeitig auch in Therapie begibst. Diese Therapie ist die absolute Grundlage, damit Du lernst, die sozialen Situationen, denen Du gerade komplett aus dem Weg gehst, auszuhalten und vielleicht irgendwann sogar zu bereichernd wahrzunehmen.

Wie Du selbst schon angemerkt hast, machen die Medikamente zwar nicht körperlich direkt abhängig, aber dennoch wird man irgendwann toleranter, braucht also höhere Dosen, und der Prozess der Wiederabsetzens der Medikamente eher schwierig und sollte begleitet werden. Eine Sucht im medizinischen Sinne entsteht jedoch nicht.

Ob man zur Therapie begleitend Medikamente einnimmt, hängt ganz vom Ausmaß der Störung ab. Kannst Du noch "leichte" Übungen und soziale Kontakte erfolgreich bewältigen, würde man da ansetzen und sich ohne Medikamente langsam an mittelschwierige Situationen heranarbeiten. Funktioniert aber überhaupt nichts, sind Medikamente manchmal notwendig, um überhaupt therapeutische Übungen durchführen zu können.

Ich rate Dir also erstmal, Dich mit Deinem Problem für eine Verhaltenstherapie auf die Warteliste setzen zu lassen. Die medikamentöse Abstimmung kannst Du zu Therapiebeginn dann mit dem/der Therapeuten/in besprechen.

Bitte tu Dir diesen Gefallen selbst, Du erlangst dadurch ein großes Stück Lebensqualität wieder! Das schaffst Du schon. Gerade während Corona bieten auch einige noch Remote-Sitzungen an, was Dir vielleicht einfacher fällt.

Wünsche Dir viel Erfolg und Kraft,
You are awesome.


MachBasics 
Beitragsersteller
 20.10.2021, 16:46

Danke für die Antwort. Die würden mir also auf jeden Fall eine Verhaltenstherapie raten, wenn ich das richtig verstanden habe.

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YouAreAwesome  20.10.2021, 17:29
@MachBasics

Ja, Du solltest bei Deinem Problem nach einer (kognitiven) Verhaltenstherapie suchen. Normalerweise kannst Du da einfach alle (mit Kassensitz - der ist wichtig, sonst zahlt die Krankenkasse nicht) anschreiben, einen kurzen Abriss Deiner Erkankung geben und nach einem Therapieplatz fragen. Zu 99% setzen die Dich dann auf die Warteliste und es dauert erstmal ein paar Monate, bis sie sich wieder melden. Ruhig auch selbst nochmal melden, wenn die nichts hören lassen. Manche sortieren die "Stillschweiger" auch aus. Bei der ersten Sitzung einfach die Krankenkassenkarte mitbringen, dann wird das bezahlt. Der Umweg über den Hausarzt oder so ist nicht nötig.

Einen Kassensitz haben generell alle Therapiestellen, bei denen "psychologische Psychotherapeuten" arbeiten (Psychologie-Diplom mit anschließender, offiziller Therapieausbildung). Alles andere sind meist Heilpraktiker, die man privat zahlen müsste.

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Warum gehst du nicht einfach mal zu einem Arzt oder Therapie oder beides? Da lernt man damit umzugehen und evt stellt man dich auch auf Medikamente ein. 🙈

Dass Psychopharmaka süchtig machen, ist Quatsch. Okay, Benzodiazepine machen abhängig, aber diese Wirkstoffklasse wird auch immer nur vorübergehend als Notfallmedikament eingesetzt, sodass das nicht passiert.

Antidepressiva o.ä. mit angstlösender Wirkung machen NICHT süchtig. Klar, der Körper gewöhnt sich nach einer Zeit daran, daher sollte man sie langsam absetzen und fühlt sich dann unter Umständen ein paar Tage lang komisch. Aber dass man ein immer größeres Verlangen nach immer mehr dieser Substanz bekommt, ist nicht der Fall. Schon alleine deswegen, weil man Antidepressiva nicht spürt, wenn sie wirken. Man bekommt kein High. Man wird dadurch nicht glücklich, kein Stück. Nur NORMALER und weniger ängstlich, besorgt und depressiv.

Soviel dazu. Also nein, es ist überhaupt nicht schlimm, Medikamente zu nehmen. Sie sind eine sinnvolle Unterstützung und haben schon vielen geholfen (mir auch).

Dennoch denke ich, dass du mit deiner Problematik am besten mit einer Verhaltenstherapie beraten bist. Das sollte im Vordergrund stehen. Sich schüchtern und unwohl zu fühlen, ist ja an sich keine Krankheit. Es ist ein Wesenszug, der bei dir anscheinend zu stark ausgeprägt ist. Ergo musst du solche Situationen üben, um besser damit umgehen zu können.

Ich wünsche dir alles Gute!


MachBasics 
Beitragsersteller
 20.10.2021, 16:39

Danke für die Antwort. Ist verspüre unter Menschen Druck, leichte Panik, Angst und Unsicherheit, als ob mich alle beobachten oder mit mir etwas schlimmes vorhaben( das passiert alles in meinem Unterbewusstsein).

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eishoernchen  20.10.2021, 16:44
@MachBasics

Könnte auch eine Sozialphobie sein. Bist du denn auch in Situationen ohne Menschen oft ängstlich?

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MachBasics 
Beitragsersteller
 20.10.2021, 16:49
@eishoernchen

Nein, eigentlich nicht. Zuhause oder wenn ich allgemein alleine bin geht es mir sehr gut.

Auch wenn ich z.B. auf der Straße oder in der Stadt Menschen begegne, habe ich kein Problem damit.

Aber ab den Situationen wo Interaktion mit Mitmenschen mir bevorsteht, wenn ich z.B. in der Uni in meiner Klasse bin, ich dort Menschen miteinander quatschten sehe, und ich dann alleine irgendwo sitze, ganz ruhig und von der Außenwelt komplett isoliert, dann kommen die Gefühle die ich eben gennant habe wieder hoch.

Das wiederholt sich jedesmal, unabhängig von den Menschen in meiner Umgebung.

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eishoernchen  20.10.2021, 17:07
@MachBasics

Hab dazu das hier gefunden:

Abgrenzung zur sozialen Phobie

Eine selbstunsichere Persönlichkeitsstörung ähnelt in vielen Aspekten einer sozialen Phobie. Der wesentliche Unterschied ist jedoch, dass die Symptome hier tiefgreifender sind, länger bestehen und von den Betroffenen eher als Teil ihrer Persönlichkeit erlebt werden. Die Ängste beziehen sich dabei auf unterschiedlichste soziale Situationen, und das Selbstwertgefühl ist sehr gering ausgeprägt.

Bei einer sozialen Phobie bestehen dagegen Ängste in einigen konkreten Situationen (zum Beispiel Angst vor öffentlichem Reden, Unsicherheit gegenüber Fremden). Außerdem kann eine soziale Phobie erst später im Leben entstehen, wird weniger als Teil der eigenen Persönlichkeit erlebt und geht durch eine Therapie oft vollständig wieder zurück.

https://www.therapie.de/psyche/info/index/diagnose/persoenlichkeitsstoerungen/selbstunsicherheit/

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YouAreAwesome  20.10.2021, 19:56
@eishoernchen

Ich vermute auch, dass eher eine soziale Phobie vorliegt, aber das muss (und kann) hier jetzt auch niemand genau diagnostizieren. Das kann ein Therapeut dann wesentlich besser - letztendlich ist das auch nur ein "Label", um über die ganz persönliche Ausprägung kommunizieren zu können.

Die gute Nachricht: Gerade soziale Phobien kann man (wie fast alle Phobien) wirklich sehr gut therapieren.

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eishoernchen  20.10.2021, 20:01
@YouAreAwesome
aber das muss (und kann) hier jetzt auch niemand genau diagnostizieren.

Das war auch nicht der Anspruch. Mein Posting war rein informativ gedacht, da ich selber erst nachlesen musste, was genau die Abgrenzung ist. Du hast natürlich in allen Punkten vollkommen Recht :)

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Eine Psychotherapie kann helfen. Medikamente gibt es auch. Antidepressiva können zum Beispiel helfen bei Ängsten. Die machen nicht süchtig. Benzodiazepine hingegen schon.

Woher ich das weiß:eigene Erfahrung – Leide an mehreren psychischen Erkrankungen.

MachBasics 
Beitragsersteller
 20.10.2021, 16:40

hey, was ist denn der Unterschied zwischen den beiden, mal abgesehen das eine süchtig macht und die andere nicht.

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Nato2020  20.10.2021, 17:02
@MachBasics

Benzos wirken nicht antidepressiv sondern können eine Depression verstärken, Benzos fallen in größeren Mengen unters BtMG, haben eine Atemdepressive Wirkung und wirken schlafanstoßend und in größeren Mengen schlaferzwingend, das tun Antidepressiva (bis auf trizyklische) nicht.

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Unbekannt516  20.10.2021, 17:45
@MachBasics

Nato2020 hat schon was dazu geschrieben. Was ich hinzufügen möchte ist dass Benzodiazepine im Gegensatz zu Antidepressiva nicht für die Langzeitbehandlung geeignet sind. Sie werden meist wenige Wochen eingenommen weil sie eben so ein hohes Abhängigkeitspotential haben und angstlösend und sedierend wirken.

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Wie stellst du dir das vor? Pille rein und dann quatscht die Leute voll? Oder der Psychiater sagt simmsa la bimm und bist ein Gigolo?

Es gibt Medikamente aber ich halte das für Betrug. Lass gut sein.

Es gibt nur eine Lösung. Du sprichst mit den Leuten und erträgst deine Schmerzen. Du wirst sehen es passiert nichts. Natürlich belastet es dich. Und das auch sehr lange Zeit. Trotzdem kannst du dich immer trösten dass dein Geld bei dir ist und du nicht im Gefängnis sitzt. Es ist ein Hirngespinst das immer besser unjter Kontrolle sein wird


Nato2020  20.10.2021, 17:04

Diese Medikamente funktionieren auch.

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