Marine Befehle immer laaaaanggezogen, warum?

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Beim Langziehen der Wörter geht es vor allem um Verständlichkeit, aber auch die Tradition spielt eine Rolle.
Stell dir mal vor, ein Offizier oder Unteroffizier (Maat, Obermaat, Bootsmann-Ränge) muss bei stürmischem Wetter auf hoher See den Mannschaftern neue Anweisungen weitergeben. Ein kurzer Ruf geht da meistens unter. Deswegen wird durch das Langziehen der Befehle sichergestellt, dass der Befehl verstanden wird.

Heutzutage kann man dies natürlich durch die moderne Technik größtenteils regeln, aber dennoch wird dies weiter beibehalten. Da spielt vor allem auch die Tradition eine wichtige Rolle.

Zu guter letzt gibt es aber auch noch einen anderen Grund, der vor allem beim Antreten und ähnlichen Ereignissen sehr sinnvoll ist. Beispielsweise lautet der Befehl an die angetretenen Soldaten
"Die Augeeeeeeeeen links!", wenn die Soldaten ihren Kopf schlagartig zum gerade eintreffendem Offizier richten sollen. Dabei wird durch das langgezogene Wort signalisiert, was der Soldat gleich machen muss, während das Kommando "Links!" das Ausführen dieses Befehls anordnet.
So sind die Soldaten zum Ausführen des Befehls vorbereitet.

Ankündigungskommando und Ausführungskommando. Aus diesen zwei Teilen besteht jedes Kommando, nicht nur bei der Marine, selbst, wenn es nur ein einzelnes Wort ist. Wie 'Fluten!' oder 'Auftauchen!'. Das Ankündigungskommando wird dabei länger ausgesprochen, gefolgt von dem Ausführungskommando, das viel kürzer ist. So kann sich der Soldat auf das folgende Ausführungskommando vorbereiten, wobei kontextuell klar ist, welches es nur sein kann.

Bei "Fluuu - ten!"_ oder ähnlichem, wird es nicht so deutlich. Aber die erste Silbe ist die Ankündigung, die zweite die Ausführung des Kommandos.

Klarer wird es bei Befehlen wie "Augeeen - rechts!" oder "Die Augeeen - links!" oder bei "Augen geraaaaade - AUS!" Anhand der Ankündigung weiß man, was gleich folgt und demzufolge zu tun ist.

Nach "Augeeen" kann bspw. nur "Rechts!" folgen (sonst hieße es "Die Augeeen!" und dann "Links!"), während der Ankündigung hat der Soldat also kurz Zeit, sich nach rechts zu orientieren, oder gar kurz zu überlegen, wo überhaupt rechts ist, das kann man bei großen Appellen und unter Stress schon mal verwechseln. Sähe dann komisch aus, wenn ein paar Köpfe nach links rucken, während alle anderen nach rechts gucken. :))

Bei der Marine hat man ganz offensichtlich einige weitere Kommandos (nötig), die es so beim Heer gar nicht gibt, daher fällt das vielleicht sonst nicht so auf. Beim Heer muss man nichts fluten oder auftauchen. Aber da das Prinzip der Kommandos dasselbe bleibt, muss man auch solche Kommandos irgendwie unterteilen in Ankündigung "Fluuuu!" und Ausführung "Ten!".

Und wenn es dann noch mit ruhiger Stimme vorgetragen und nicht gerufen oder gar gebrüllt wird, wie etwa bei Paraden oder auf große Entfernungen, dann klingt es nochmal merkwürdiger für Außenstehende, aber für Soldaten ist klar, warum es das Prinzip gibt und stets beibehalten wird, ob in Ruhe oder unter Stress: "Aaaaauf!" - "Gefechtsstation!"