Mangelnde Werschätzung von Pflegeheim Bewohnern?

2 Antworten

Es gibt immer Bewohner die denken sie wären im Hotel. So hat mir auch schon eine Bewohnerin gesagt: „Waschen Sie mich, dafür habe ich bezahlt“. Sie konnte eigentlich einen Großteil selbstständig machen und brauchte nur punktuell Hilfe.

Ich habe ihr dann erklärt, dass es so nicht funktionieren wird. Für die Laien sei gesagt: Man muss Ressourcen fördern. Wenn man alles übernimmt kommt es zur erlernten Hilflosigkeit. So treibt man einen Menschen in die Unselbstständigkeit.

Ich denke aber nicht, dass es von den Leitungskräften so kommuniziert wird, sondern vor allem von den Angehörigen. Die haben oft völlig überzogene Vorstellungen von einem Pflegeheim.

Beleidigt wurde ich tatsächlich noch nie von einem orientierten Bewohner und ich arbeite jetzt seit 17 Jahren im Pflegeheim. Sowas kommt ab und zu bei demenziell veränderten Menschen vor, aber da muss man sich auch bewusst sein, dass es am Krankheitsbild liegt. Und es gibt noch ein paar andere neurologische Erkrankungen die das Wesen eines Menschen verändern.

Dass Bewohner oft 1000 Sonderwünsche haben kommt natürlich auch vor. Allerdings hat es auch meist seine Gründe. Oft leiden die Menschen über eine innere Unruhe, in der Nacht kommt es oft vor, dass die Leute nicht schlafen können und ihnen dann langweilig wird. Auch liegt es oft an demenziellen Veränderungen.

Man muss sich auf jeden Fall bewusst sein, dass die Leute nicht umsonst da sind. Alle haben ihr Päckchen zu tragen und da darf man es ihnen nicht übel nehmen, wenn sie Aufmerksamkeit wollen. Ich bin da immer ziemlich entspannt. Und bei 3000-4000€ im Monat kann man auch mal was erwarten.

Bezüglich den Schellen muss ich auch noch was loswerden. Bei anlassbezogenen Kontrollen kann es vorkommen, dass der MDK die Klingelprotokolle auswertet. Es kam schon zu sehr hohen Strafen, wenn nach 10 Minuten immer noch nicht zur Schelle gegangen wurde. Dann werden die Dokumentationen ausgewertet. Gibt es keinen nachvollziehbaren Grund für die lange Wartezeit kommt es zu Geldstrafen.

Damit muss man also sehr vorsichtig sein. Allgemein muss ich sagen, dass es natürlich „freche und undankbare“ Bewohner gibt. Es wurden aber nicht mehr oder weniger in den letzten Jahren. Und wenn ich daran denke, wie manche Pflegekräfte mit den Bewohnern umgehen, dann ist es kein Wunder, wenn es auch mal unangenehme Bewohner gibt.

Dass die Heimkosten von der Pflegekasse größtenteils oder ganz übernommen werden ist übrigens vollkommen falsch. Jeder Bewohner im Heim hat einen Pflegegrad. Je höher der Pflegegrad, desto mehr Geld bekommt man von der Pflegekasse. Dies macht im besten Fall aber nicht einmal 50% der Kosten aus.

Dadurch werden auch nur Pflegekosten bezahlt. Kost- und Logikosten, Investitionskosten und Kosten für Auszubildende müssen von den Bewohnern erbracht werden. Reicht das Geld der Rente nicht aus, schaut man erstmal auf die direkten Angehörigen. Verdienen die mehr als 100.000€ Bruttolohn im Jahr, müssen die Angehörigen die Restkosten übernehmen.

Wenn man kein Geld von den Angehörigen bekommen kann, muss ein Antrag beim Sozialamt gestellt werden. Die müssen dann die Restkosten übernehmen.

Woher ich das weiß:Berufserfahrung – Langjährige Berufserfahrung

Meine Oma ist gerade frisch in ein Pflegeheim gekommen. Deshalb mal aus meiner aktuellen Sicht als für beide Seiten verständnisvolle Angehörige ;).

Ja, meine Oma kann eventuell mehr, als sie derzeit mitwirkt. Und ja, ich bin auch sehr dafür, dass sie dazu motiviert wird, mitzuwirken. Aber genau so verstehe ich sie, dass sie, nachdem es bereits zu einem Sturz kam, beispielsweise ihren Beinen nicht mehr richtig traut, auch wenn sie die sicherlich mehr einsetzen könnte. Und da hilft es nicht, wenn die Pflegekraft ihr vorwurfsvoll sagt, dass sie das doch selbst könne oder damit droht, dass sie dann eben im Bett bleiben müsse. Was es hier braucht, ist positive Motivation, Animation zum unterstützten Herantasten, damit sie dieses Vertrauen in ihre Beine wiedergewinnen kann!

Sprich, es geht nicht nur um den reinen Fakt, sondern auch um die Art, wie man die Bewohner*innen heranführt. Und das kann je nach Person stark variieren, da gibt's sicherlich kein Patentrezept für alle.

Und genau da kommen wir an einen Punkt, wo wieder der Personalmangel in diesem Bereich reinspielt. Hast du die Zeit, um individuell auf die Bewohner*innen einzugehen? Um sie jeweils so kennenzulernen und den Grund für ihre Unselbstständigkeit wirklich herauszufinden, um sie dann individuell passend zu unterstützen? Oder bist du da am Ende nicht doch schneller, wenn du dieses oder jenes anreichst, für sie machst oder doch die entsprechende Hilfestellung leistest?

Und was die Finanzierung solcher Plätze betrifft: die PflegeVERSICHERUNG, in die all diese Menschen eingezahlt haben, bezahlt einen Teil. Für den Löwenanteil müssen die Bewohner*innen erst einmal selbst aufkommen. Mit ihrer Rente UND mit ihrem Privatvermögen! Erst, wenn das aufgebraucht ist (bis auf die 10.000 Euro Schonvermögen), springt das Sozialamt ein. Somit bezahlen sehr viele Menschen eben doch zu sehr großen Teilen ihren Heimplatz selbst...